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Bedeuten die Radierungen in Breithuts
Schaffen auch nicht mehr als einen gelegent-
lichen Versuch auf einem neuen Arbeits-
gebiet, so legen sie dochZeugnis ab von dem
für den Mann so charakteristischen Streben,
den ihm vom Herrgott eingepflanzten Ge-
staltungstrieb möglichst vielseitig auszu-
bilden und zu betätigen.

Schon Breithuts Vater, ein Goldschmied
vomGumpendorfer Grund, pflegte neben der
Arbeit, wie zur Erholung, auch zu malen.
Dennoch bestand er darauf, daß sein 1869 in
Krems an der Donau geborener Sohn, der
schon in jungen Jahren Maler werden wollte,
beim Handwerk verblieb. Immerhin durfte
der Junge dieKunstgewerbeschuleundunter
Edmund Hellmer die Bildhauerschule an der
Akademie besuchen. Vom Ende des vorigen
Jahrhunderts an bis 1918 schuf Breithut
neben vielen Goldschmiedearbeiten, darunter
schönen Schmuckstücken, ungefähr zwanzig

Peter Breithut, Professor Friedrich Walter. Radierung. Medaillen Und Plaketten, die alle Sorgfältig

durchstudiert und immer eher streng als
weichlich sind. Die Heirat mit der begabten und feingebildeten Malerin Eugenie Münk förderte ihn auf
mannigfaltige Weise. Er begann nun nicht bloß größere plastische Werke wie das reizvolle Bronze-
köpfchen einer jungen Bretonin, den Bronzekopf seines Vaters und die Holzbüste seiner Mutter aus-
zuführen, sondern auch zu malen, und zwar Landschaften in Aquarell und Öl, Bildnisse (zum Beispiel
des Kunstsammlers Gottfried Eissler) und Kompositionen (zum Beispiel die Fischpredigt des hl. Franz
vom Jahre 1912). Kopien nach Tintoretto, Rembrandt und Velasquez, die er in heiligem Lerneifer in der
Wiener Galerie anfertigte, hatten ihn vortrefflich geschult. Der Tod seiner Frau im Jahre 1915, vor allem
aber der Krieg gestaltete auch Breithuts Leben vom Grund aus um. Beim Militär malte er große Bilder,
die Kriegstaten der Deutschmeister zum Gegenstand hatten, und modellierte er verschiedene höhere
österreichische und reichsdeutscheOfflziere,unterdiesen mit besonderem Gelingen den General Seeckt.
Nach dem Kriege verlegte er sich immer mehr auf die Malerei und wurde Mitglied des Hagenbundes, in
dem er gelegentlich auch ausstellte. 1922 führte ihn sein guter Stern nach Mannheim, wo er nicht nur
1924 zum zweitenmal eine glücklicheEhe schloß, die ihm seine letzten Lebensjahre verschönte, sondern
wo er auch für seine Malerei den denkbar günstigsten Boden fand. Im Auftrag von Privaten malte er
Bildnisse, für die Stadt große dekorative Kompositionen. Auf Ausflügen und Reisen entstanden immer
wieder prächtige Landschaftszeichnungen und -aquarelle.

Breithuts Kunst wurzelte im Handwerk und in derNatur. Offenen Auges erkannte er das Gute in der
Kunst der Vorzeit und der Gegenwart und war stets voll Freude bereit, davon zu lernen. Zielbewußt
und erfolgreich strebte er immer mehr nachEinfachheit und Größe. Erwar ein hochbegabter, vielseitiger
Künstler von ausgeprägterEigenart, ein Wiener vom allerbesten Schlag, ein liebenswürdiger, urwüch-
siger und feiner Mensch, dem Unterzeichneten überdies ein lieber, unvergeßlicher Freund. A. W.

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