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Blauensteiner, Kurt: Die Ausstellung ostasiatischer Malerei und Graphik in der Albertina
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6348#0052
Sein Mittelstück zeigt einen taoistischen Heiligen über den Wellen
schwebend, die beiden Seitenstücke je eine Sommerlandschaft
und eine Winterlandschaft. Die japanische Art begegnet uns
hier bereits in dem ausgeprägten Charakter ihrer künstlerischen
Formen, deren Schärfe gleicherweise Landschaft und mensch-
liche Gestalt erfaßt.
Auf dem anderen Triptychon (Besitz: Dr. W. Cohn, Berlin)
sieht man Daruma, den Gründer der buddhistischen Ch'an-Sekte,
während die seitlichen Bilder zwei Heilige, Kanzan und Jittoku,
wiedergeben. Die Heiligen sind in ganzer Figur mit ihren
Attributen dargestellt, Daruma in der Alitte als Brustbild. Dieses
.Mittelstück ist hier in Abb. 14 wiederholt. Schon durch die
Gegensätzlichkeit der Darstellungsform wird die Gestalt Darumas
besonders hervorgehoben. Denn der Künstler kann so noch mehr
von erzählenden Beigaben absehen, er konzentriert sich allein
auf die Kenn-
Abb.l3. BuddhaAmitabha. Japan, XIII. Jahrhundert. 133: 72-öcm.
Wien. Karl Graf Lanckororiski.
Zeichnung des inne-
ren Wesens dieser
Persönlichkeit. —
Während die frühe-
ren religiösen Bilder
meist ein gegebenes
Bildschema über-
nehmen, mag es
auch in jedem ein-
zelnen Falle anders
gestaltet werden
oder doch denGegen-
stand innerhalb einer
gewissenÜberliefe-
rung wiederholen,
ist nun vor allem die Gesamtauffassung eine grund-
sätzlich andere geworden. Dieser Wandel eröffnet der
Kunst neue Wege. Das religiöse Bild ist hier aus
aller Gebundenheit gelöst, beinahe dem profanen Bildnis
genähert, und doch trägt diese Darstellung des Be-
gründers der Sekte die Gewaltigkeit des fanatisch-
religiösen Menschen eindrucksvoll zur Schau. Jeder
Zug dient hier der Idee des Bildes, die Sicherheit der
Pinselführung vereinigt sich mit der unbedingten Über-
zeugungsfähigkeit ihres Ausdruckes. Vor einem der-
artigen Bilde glauben wir an die Eigenart der japanischen
Kunst, als deren integrierende Tendenz die zielsichere,
bewegte Kraft bezeichnet wird. Kurt Blauensteiner.
Abb. 14. Daruma, Japan, XVI. Jahrhundert.
74 : 29 cm. Berlin, Dr. W. Cohn.
44
schwebend, die beiden Seitenstücke je eine Sommerlandschaft
und eine Winterlandschaft. Die japanische Art begegnet uns
hier bereits in dem ausgeprägten Charakter ihrer künstlerischen
Formen, deren Schärfe gleicherweise Landschaft und mensch-
liche Gestalt erfaßt.
Auf dem anderen Triptychon (Besitz: Dr. W. Cohn, Berlin)
sieht man Daruma, den Gründer der buddhistischen Ch'an-Sekte,
während die seitlichen Bilder zwei Heilige, Kanzan und Jittoku,
wiedergeben. Die Heiligen sind in ganzer Figur mit ihren
Attributen dargestellt, Daruma in der Alitte als Brustbild. Dieses
.Mittelstück ist hier in Abb. 14 wiederholt. Schon durch die
Gegensätzlichkeit der Darstellungsform wird die Gestalt Darumas
besonders hervorgehoben. Denn der Künstler kann so noch mehr
von erzählenden Beigaben absehen, er konzentriert sich allein
auf die Kenn-
Abb.l3. BuddhaAmitabha. Japan, XIII. Jahrhundert. 133: 72-öcm.
Wien. Karl Graf Lanckororiski.
Zeichnung des inne-
ren Wesens dieser
Persönlichkeit. —
Während die frühe-
ren religiösen Bilder
meist ein gegebenes
Bildschema über-
nehmen, mag es
auch in jedem ein-
zelnen Falle anders
gestaltet werden
oder doch denGegen-
stand innerhalb einer
gewissenÜberliefe-
rung wiederholen,
ist nun vor allem die Gesamtauffassung eine grund-
sätzlich andere geworden. Dieser Wandel eröffnet der
Kunst neue Wege. Das religiöse Bild ist hier aus
aller Gebundenheit gelöst, beinahe dem profanen Bildnis
genähert, und doch trägt diese Darstellung des Be-
gründers der Sekte die Gewaltigkeit des fanatisch-
religiösen Menschen eindrucksvoll zur Schau. Jeder
Zug dient hier der Idee des Bildes, die Sicherheit der
Pinselführung vereinigt sich mit der unbedingten Über-
zeugungsfähigkeit ihres Ausdruckes. Vor einem der-
artigen Bilde glauben wir an die Eigenart der japanischen
Kunst, als deren integrierende Tendenz die zielsichere,
bewegte Kraft bezeichnet wird. Kurt Blauensteiner.
Abb. 14. Daruma, Japan, XVI. Jahrhundert.
74 : 29 cm. Berlin, Dr. W. Cohn.
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