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Abb. 2. Robert Fuchs, Elefanten.

Aquarell.

Tisch brennt in einem ärmlichen
Leuchter eine Kerze. Daneben
liegt eine Tabakspfeife. Den
Hintergrund bildet eine neutrale
Fläche.

Formal beruht die Wir-
kung der Zeichnung auf der
Mischung zweier gegensätzlicher
Stilprinzipien. Sie ist zunächst
einmal »malerisch« konzipiert.
Die Hauptfigur steht als dunkle
Silhouette im Spiel der grauen
Töne. Das Gesicht bleibt weiß
ausgespart, ein lichter Fleck.
Helldunkel herrscht. Die Kom-
position ist asymmetrisch aus-
gewogen. In die einheitliche Be-
wegung des Ganzen aber trägt
der Rahmen des Stillebens ein
fremdes, extrem-lineares Form-
element hinein. Denn er hält sich
genau parallel zum Blattrande —
ein Archaismus, den man eher
in der italienischen Frührenais-
sance suchen würde, als im
XIX. Jahrhundert. Auch die
illusionistische Wirkung der zei-
genden Hand, die über die vor-
dere Bildebene hinauszugreifen
scheint, gehört einer primitiveren
Kunstsprache an, als der des
modernen Abendlandes.

Inhaltlich betrachtet ist
DaumiersLithographie eigentlich
die Illustration eines betrüblichen
omisch (ganz abgesehen von der

Geschehnisses. Sie wirkt jedoch, wie sich zeigt, von vornherein

witzigen Unterschrift). Das heißt, sie ist eine Karikatur, und zwar eine so typische, daß sie uns an
Hand unserer Analyse wertvolle Aufschlüsse über das Wesen der Karikatur an sich verspricht.1
Der Kontrast zwischen der selbstbewußten Haltung des Malers mit der Nichtigkeit seines
Werkes ist zweifellos eine Pointe, die sich auf den ersten Blick einprägt. Mit dem Hinweis auf
Don Quixote ist bereits ausgesprochen, daß der Typus der Hauptfigur selbst schon komisch ist.
Daumiers verkannter Maler ist seinem Habitus nach ein Mensch von übersteigertem Selbstgefühl.

1 Für die folgenden Ausführungen vgl. Theodor Lipps, Komik und Humor, Hamburg
und seine Beziehung zum Unbewußten, Wien 1905.

und Leipzig 1898, sowie Siegmund Freud, Der Witz

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