Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

DOI Artikel:
Kurth, Betty: Zwei verschollene Werke Albrecht Altdorfers
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0010
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
historischen Museum (Abb. 6), jetzt als Schule
des Meisters bezeichnet. Zwei schwächere
Kopien in Florenz (Abb. 7) und Padua (Abb. 8)
bezeugen die hohe Schätzung des Originals.

Dieselbe Komposition, in andere Umgebung
gestellt, kehrt auf einer unbekannten Zeich-
nung in Baseler Privatbesitz wieder (Abb. 9),
der in weiterem Abstand die spätere Abwand-
lung auf einem Berliner Blatt folgt (Abb. 10).1
Interessant ist die anachronistische Vermen-
gung der verschiedenen Altdorfer-Motive, die
auf diesen Wiederholungen zu beobachten ist.
Während die Figuren selbst für den Frühstil
Altdorfers charakteristisch sind und auf dervon
Boll2 dem Künstler zugewiesenen Zeichnung
mit demselben Stoffe in Regensburg ihre näch-
sten Verwandten finden (Abb. 11) — man
vergleiche vor allem die Gruppe der drei
modisch gekleideten Frauen in Anordnung,
Haltung, in der Fülle ihrer Körperlichkeit—,
entlehnen die Landschaftsveduten Erfindun-
gen aus verschiedenen Entwicklungsstadien des Meisters.

Auf den Gemälden, die alle bezeichnenden Merkmale des „Donaustiles" tragen, spielt sich
das Martyrium im Halbdunkel eines balkengedeckten Hoftrakts ab; neben den Figuren er-
scheint ein hohes Eingangstor, das in einen verhältnismäßig schmalen, ruinenartigen Mauer-
teil führt. Der Ausblick in eine besonnte Landschaft wird rechts durch die duftige Silhouette
einer blühenden Weide gerahmt, wie sie ähnlich auf der Zeichnung der Wiener Akademie
der bildenden Künste,3 auf dem Bild mit der Bergung der Leiche des heiligen Florian im
Germanischen Museum zu Nürnberg4 und auf der Zeichnung von 1514 mit Ritter und Dame,
von der es zwei Exemplare in Berlin5 und Budapest gibt, wiederkehrt . Während die auf schrof-
fem Felsen gelegene malerische Burg in ihrer phantastischen Unwirklichkeit auf dem 1511
datierten Holzschnitt mit dem heiligen Georg ihr motivisches Seitenstück findet.6

Ganz anders ist die Bühne auf der Zeichnung in Basel (Abb. 9) gebaut. Hier bildet den
seitlichen Abschluß ein reales Gebäude mit gemauertem Tor und moosbewachsenem Dach.
Der Hintergrund aber eröffnet den Ausblick auf ein idyllisches Dorfbild, das mit Giebel-
häusern, Tor, Turm und steilen Felshügeln ein wirklichkeitsnahes landschaftliches Porträt
ergibt, wie es ähnlich auf Altdorfers Zeichnung mit dem Liebespaar von 1508 im Goethehaus
zu Weimar und fast identisch auf den Zeichnungen mit der zwischen bewaffneten Söldnern
reitenden Edeldame (Kopien in Dessau,7 Sammlung Liechtenstein und Berlin8) erscheint.0

1 Max J. Friedländer und Elfried Bock, Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett zu Berlin. S. 95,

Nr. 4475. _2 Walter Boll, Beiträge zu Albrecht Altdorfer. Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst. 1933.—

:l Hans Tietze, Albrecht Altdorfer. Leipzig 1923. S. 61. — 4 Max J. Friedländer, Albrecht Altdorfer.

g. 73 _ Tietze, a. a. 0. S. 119. — 5 Friedländer-Bock, Zeichnungen alter Meister in Berlin. S. 5, Nr. 93. —

6 Friedländer, Albrecht Altdorfer. S. 47. — Tietze, a.a.O. S. 67. — 7 Max J. Friedländer, Hand-
zeichnungen alter Meister in der Herzoglich-Anhaltischen Behörden-Bibliothek Dessau. Stuttgart 1914. —
s Friedländer-Bock, Zeichnungen alter Meister in Berlin. S. 5, Nr. 82. — 0 Friedländer, Albrecht
Altdorfer. S. 25. — Tietze, a. a. O. S. 43.

5. Kreuzigung. Gemälde. Nürnberg, Germanisches
Museum

3

5
 
Annotationen