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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Voigt, Franz: Eine unbekannte Zeichnung des Hans Baldung Grien
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0005
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FRANZ VOIGT / EINE UNBEKANNTE ZEICHNUNG DES HANS

BALDUNG GRIEN

Den Kenner Baldungscher Kunst wird die nebenstehend abgebildete Zeichnung aus Privat-
besitz (Abb. 1) schnell davon überzeugen, daß nur seine eigenwillige Hand hier die Rohrfeder
geführt haben kann. Das Blatt ist 28: 12-5 cm groß und dürfte, außer am Fuß, kaum wesentlich
beschnitten worden sein; die Proportion und die Überschneidung der Glieder durch den Bild-
rand sind Baidung sehr gemäß. Das Papier ist nicht getönt, hat aber die durch Leimung ent-
standene gelblich braune Farbe angenommen. Ein Teil eines Wasserzeichens, ein Rinderhorn,
ist noch sichtbar, der Rest ist durch Zermürbung, die das kräftige Papier an mehreren Stellen
erlitt, zerstört. Die Zahlen werden etwa im 17.
Jahrhundert (?) in die obere Ecke rechts gesetzt
worden sein. Unter der Zahl 6 links sitzt eine,
wie es scheint, vom Künstler angebrachte klee-
blattartige Schlinge. Um das Blatt vor weiterem
Verfall zu schützen, hat man es, offenbar erst
im 18. Jahrhundert, auf seine vorhandene Unter-
lage aufgezogen. Vermutlich bei dieser Gelegen-
heit wurden die Restaurierungsversuche an den
durchlöcherten Stellen, am unteren Bartende,
am Stab, am Mantel vorgenommen, sowie unter
der Hand Striche nachgezogen und die unge-
schickte Knickfalte im Mantel unterhalb des
Ellenbogens angebracht. Die Striche sind von der
nämlichen Beschaffenheit wie die Randlinien und
so wird das Blatt jetzt auch, wenigstens am Fuß,
etwas beschnitten worden sein. Das quadratische
Loch in Beinhöhe kann nur nach dem Aufziehen
hineingeschnitten sein, weil Reste des heraus-
gelösten Stückchens haften geblieben sind. Sollte
sich hier eine Signatur befunden haben, etwa
J@ß , mit der man nichts anzufangen wußte,
oder die man als störend empfand, weil man den
Franzosen Callot für den Künstler hielt? Ein
Bleivermerk auf der Rückseite der Unterlage,
dessen Schriftzüge dem 18. Jahrhundert ange-
hören, weist darauf hin.

Wohl in den Vierziger- oder Fünfzigerjahren
des 19. Jahrhunderts ist das Blatt in die Samm-
lung eingereiht worden, der es noch angehört,
und hat erneut insofern eine kleine Veränderung
erfahren, als das untergelegte Papier wieder ein
wenig beschnitten und der Bleivermerk am un-
teren Rand der Rückseite verstümmelt wurde,

doch so, daß die Bezeichnung Callot lesbar ge- n h.,„c t. ,t, r ■ „, rt ■ , ,

' o ol. Hans Baldung t.ncn, Hl. Lnristopnorus (:).

blieben ist. Die Zuschreibung an Callot wurde Federzeichnung

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