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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0162
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nes Büchlein gewidmet hat, kommen meinem Dafür-
halten nach in der Darstellung und in den Abbildungen
ein bißchen zu kurz. Holbeins Entwürfe für das Kunst-
gewerbe werden im Kapitel XIX („Waffen und
Schmuck"') besprochen. Das kurze Schlußkapitel (XX)
erzählt das „Ende": noch nicht fünfzigjährig ist Hol-
hein an der Pest, die London heimsuchte, gestorben.
Vielleicht hätte noch kurz der Nachwirkung Holbeins
in England gedacht werden können. Ein Literaturver-
zeichnis und ein Personen- und Sachregister bilden
eine willkommene Ergänzung des Textes. A. W.

Spanische Meisterzeichnungen. Ein-
führung und Auswahl von Erwin Gradmann.
Mit 41 Abbildungen. — Alte Städte in Meister-
zeichnungen aus fünfjahrhunderten.
Einführung und Auswahl von Paul W escher. Mit
49 Abbildungen. — Frankfurt a. M., Prestel-Verlag.

Zwei Bändchen aus der hier schon ein paarmal an-
gezeigten wunderhübschen Folge des Prestel-Verlags,
die auf der gleichen beachtenswerten Höhe wie alles
bisher Erschienene stehen. Ausgezeichnete knappe Ein-
leitungen, ebensolche kritische Beschreibungen der ein-
zelnen Blätter und außerordentlich gelungene Abbildun-
gen sind beiden Büchlein gemeinsam, von denen das
zweite, dem fast durchgängigen Format der einzelnen
Städtezeichnungen entsprechend, zum ersten Male
Querformat zeigt.

Verteilen sich in den „Alten Städten" die einzelnen
Blätter aus der Zeit vom 15. bis in den Beginn des 19.
Jahrhunderts ziemlich gleichmäßig auf verschiedene
Meister, so nimmt in den „Spanischen Meisterzeichnun-
gen" der Anteil Goyas — natürlich mit Recht — un-

verhältnismäßig viel Raum ein. Man kann sich an seinen
Zeichnungen nicht sattsehen und bedauert es mit dem
Herausgeber, daß es noch kein Corpus der Goyazeich-
nungen gibt.

Zwei unmaßgebliche Bemerkungen: Das Titelbild
stellt gewiß keinen „Kämpfer" dar. Ein solcher wäre
durch Kleidung und Haltung dem Gegner gegenüber
zu wenig gedeckt. Der Bursch haut wahrscheinlich mit
einem Stecken, den er in der Rechten schwingt, zu. Auf
wen? Vielleicht im Zorn auf einen andern, vielleicht auf
ein Stück Vieh, das bockt oder sich gegen ihn stellt. —
Das Blatt 36 ist „Drei hackende Arbeiter" betitelt.
Ganz sieht man nur ein Werkzeug, das der vorderste,
von hinten gesehene Mann eben hochschwingt, und das
ist keine Hacke, sondern ein Dechsel. Verständlich ist
das Tun der drei Männer nicht ganz. Der links hinten
hat anscheinend seine Axt keilmäßig in den Baum-
stamm geschlagen, über dem er mit gegrätschten Beinen
steht, und der vordere soll zuschlagend mit dem „Nak-
ken" seiner Axt diesen Keil tiefer ins Holz hinein-
treiben. Wie er aber mit seinem hochgeschwungenen
Werkzeug nicht die Axt, sondern den Rücken oder das
Genick des Partners träfe, so ist dieses Werkzeug eben
keine verkehrt gehaltene Axt, sondern ein richtig ge-
haltener Dechsel. So vorzüglich wiedergegeben die Be-
wegung der Männer ist, so wenig stimmt ihr räumliches
Verhältnis zueinander und so unklar ist, was sie tun.

Das spanische Bändchen ist pietätvoll dem Vater des
Herausgebers, Artur Gradmann, gewidmet. Dieser war
lange Jahre hindurch der verdienstvolle Direktor der
Wiener „Gesellschaft für vervielfältigende Kunst" und
als solcher ein lieber Mitarbeiter und Freund des Unter-
zeichnelen. Ehre seinem Angedenken! A.W.

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