Technik
Seide...........157 Teile
Silber...........310 u
Kupfer..........24 R
Gold........... 3 w
Ob in der Frühzeit der Bildwirkerei die auf Leinenseelen versponnenen, vergoldeten
Schafs- oder Schweinsdarm-, bzw. Papierlamellen je eine Rolle spielten, erscheint mehr
wie zweifelhaft. Das zyprische Gold und Silber dürfte, soweit es die reichen Arraser
Bildteppiche angeht, mit den späteren uns erhaltenen Proben identisch sein. Schon
früh erscheinen Klagen über Verfälschungen. Sollten die Kupferminen Zyperns nicht
den Gedanken nahegelegt haben, die Silberunterlage durch das billigere Metall zu
ersetzen? Andererseits lassen die stark wechselnden Preise für zyprisches Gold und
das Prunkbedürmis der burgundischen Herzöge an die Möglichkeit denken, daß mit-
unter tatsächlich Feingoldfäden — kein vergoldetes Silber — sich um die Seidenseelen
schlangen.
Die Manufakturen Zyperns, die sich augenscheinlich sowohl mit der Herstellung des
Darmgoldfadens, des aurum filatum, wie des Metallfadens befaßten, fanden in Italien
im 13. Jahrhundert schnell Nachahmer. Der Vertrag mit den Tournaiser Wirkern
Robert Dary und Jehan de l'Ortie vom 13. Oktober 1448 schreibt den „fil d'or
fin de Venize" für die gelben und den «fil d'argent fin de Venize" für die weißen
Lichter der Gideonsgeschichte" vor. Auch Laborde bringt Angaben über die Ver-
wendung des venezianischen Goldes, das u. a. 1454 dem Hofwirker des Grafen von
Charolais, Garnier Pourcelot, für seine Arbeiten zugeteilt wird (91). Nicht minder be-
rühmt ist der Mailänder Goldfaden, der im 16. und 17. Säkulum den Markt beherrscht;
die Gründung des staatlichen Lyoner Unternehmens erstrebt die Unabhängigkeit der
heimischen Bildteppichmanufakturen vom Auslande (92).
Wie verschiedenartig die Goldsorten sind, zeigen die Preise, die Heinrich von der
Hohenmuel, der Leiter der Torgauer Bildteppichmanufaktur Johann Friedrichs des
Großmütigen von Sachsen, auf dem Leipziger Michelsmarkt zahlt. Am teuersten stellt
sich (1539) das Pfund «super fein golt" mit 16 Gulden; den gleichen Preis muß der
Meister zwei Jahre zuvor für «behemisch goldt" anlegen; «tuchel goldt" wird 1537
mit 13 Gulden, „untzengoldt" mit IIV2 Gulden eingehandelt; der Silberfaden erscheint
mit 13 Gulden. Die Ansätze zeigen zur Genüge, daß es sich nicht um reines Gold,
sondern lediglich um vergoldetes Silber handelt.
Noch weit ausführlicher befaßt sich die Abrechnung der Tunisfolge mit der Gold-
und Silberfrage. Je nach Bedarf händigt der kaiserliche Beauftragte, Simon de Parenty,
Wilhelm de Pannemaker die von dem Antwerpener Kaufmann Jakob Meisen ein-
gehandelten Metallfäden aus. Die erste Lieferung Meisens vom 27. April 1549 umfaßt:
4 Pfund Gold bastardel gialdo. . . ä 17 fl. 8 p.
3 Pfund Gold brocade" gialdo . . . ä 19 fl. 4 p.
4 Pfund Gold bastardel commun. . ä 16 fl. 4 p.
3 Pfund Gold brocade commun. . . ä 17 fl. 4 p.
4 Pfund Silber bastardel.....ä 16 fl. 4 p.
3 Pfund Silber brocade.....ä 18 fl. 4 p.
In der Abrechnung vom 19. Juli 1549 erscheinen als neue Sorten:
3 Pfund Gold brocade suptil gialdo ä 17 fl. 4 p.
1 Pfund Gold cipre fin gialdo. . . ä 22 fl. 16 p.
2 Pfund Gold mezan gialdo . . . ä 15 fl. 4 p.
2 Pfund Gold mezan commun . . ä 14 fl. 8 p.
1 Pfund Silber cipre fin . . . . . ä 22 fl. 11 p.(93).
Die Aufsteilung zeigt unzweideutig, wie gering die Unterschiede zwischen dem ver-
goldeten Silber und dem reinen Silber veranschlagt werden. Nach wie vor erzielt der
zyprische Metallfaden den höchsten Preis. Aus den verwandten Rohmaterialien kann
die recht erhebliche Differenz nicht hergeleitet werden. Nur die mehr oder minder
sorgfältig durchgeführte Herstellung kann den Schlüssel geben. Die Hauptschwierig-
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Seide...........157 Teile
Silber...........310 u
Kupfer..........24 R
Gold........... 3 w
Ob in der Frühzeit der Bildwirkerei die auf Leinenseelen versponnenen, vergoldeten
Schafs- oder Schweinsdarm-, bzw. Papierlamellen je eine Rolle spielten, erscheint mehr
wie zweifelhaft. Das zyprische Gold und Silber dürfte, soweit es die reichen Arraser
Bildteppiche angeht, mit den späteren uns erhaltenen Proben identisch sein. Schon
früh erscheinen Klagen über Verfälschungen. Sollten die Kupferminen Zyperns nicht
den Gedanken nahegelegt haben, die Silberunterlage durch das billigere Metall zu
ersetzen? Andererseits lassen die stark wechselnden Preise für zyprisches Gold und
das Prunkbedürmis der burgundischen Herzöge an die Möglichkeit denken, daß mit-
unter tatsächlich Feingoldfäden — kein vergoldetes Silber — sich um die Seidenseelen
schlangen.
Die Manufakturen Zyperns, die sich augenscheinlich sowohl mit der Herstellung des
Darmgoldfadens, des aurum filatum, wie des Metallfadens befaßten, fanden in Italien
im 13. Jahrhundert schnell Nachahmer. Der Vertrag mit den Tournaiser Wirkern
Robert Dary und Jehan de l'Ortie vom 13. Oktober 1448 schreibt den „fil d'or
fin de Venize" für die gelben und den «fil d'argent fin de Venize" für die weißen
Lichter der Gideonsgeschichte" vor. Auch Laborde bringt Angaben über die Ver-
wendung des venezianischen Goldes, das u. a. 1454 dem Hofwirker des Grafen von
Charolais, Garnier Pourcelot, für seine Arbeiten zugeteilt wird (91). Nicht minder be-
rühmt ist der Mailänder Goldfaden, der im 16. und 17. Säkulum den Markt beherrscht;
die Gründung des staatlichen Lyoner Unternehmens erstrebt die Unabhängigkeit der
heimischen Bildteppichmanufakturen vom Auslande (92).
Wie verschiedenartig die Goldsorten sind, zeigen die Preise, die Heinrich von der
Hohenmuel, der Leiter der Torgauer Bildteppichmanufaktur Johann Friedrichs des
Großmütigen von Sachsen, auf dem Leipziger Michelsmarkt zahlt. Am teuersten stellt
sich (1539) das Pfund «super fein golt" mit 16 Gulden; den gleichen Preis muß der
Meister zwei Jahre zuvor für «behemisch goldt" anlegen; «tuchel goldt" wird 1537
mit 13 Gulden, „untzengoldt" mit IIV2 Gulden eingehandelt; der Silberfaden erscheint
mit 13 Gulden. Die Ansätze zeigen zur Genüge, daß es sich nicht um reines Gold,
sondern lediglich um vergoldetes Silber handelt.
Noch weit ausführlicher befaßt sich die Abrechnung der Tunisfolge mit der Gold-
und Silberfrage. Je nach Bedarf händigt der kaiserliche Beauftragte, Simon de Parenty,
Wilhelm de Pannemaker die von dem Antwerpener Kaufmann Jakob Meisen ein-
gehandelten Metallfäden aus. Die erste Lieferung Meisens vom 27. April 1549 umfaßt:
4 Pfund Gold bastardel gialdo. . . ä 17 fl. 8 p.
3 Pfund Gold brocade" gialdo . . . ä 19 fl. 4 p.
4 Pfund Gold bastardel commun. . ä 16 fl. 4 p.
3 Pfund Gold brocade commun. . . ä 17 fl. 4 p.
4 Pfund Silber bastardel.....ä 16 fl. 4 p.
3 Pfund Silber brocade.....ä 18 fl. 4 p.
In der Abrechnung vom 19. Juli 1549 erscheinen als neue Sorten:
3 Pfund Gold brocade suptil gialdo ä 17 fl. 4 p.
1 Pfund Gold cipre fin gialdo. . . ä 22 fl. 16 p.
2 Pfund Gold mezan gialdo . . . ä 15 fl. 4 p.
2 Pfund Gold mezan commun . . ä 14 fl. 8 p.
1 Pfund Silber cipre fin . . . . . ä 22 fl. 11 p.(93).
Die Aufsteilung zeigt unzweideutig, wie gering die Unterschiede zwischen dem ver-
goldeten Silber und dem reinen Silber veranschlagt werden. Nach wie vor erzielt der
zyprische Metallfaden den höchsten Preis. Aus den verwandten Rohmaterialien kann
die recht erhebliche Differenz nicht hergeleitet werden. Nur die mehr oder minder
sorgfältig durchgeführte Herstellung kann den Schlüssel geben. Die Hauptschwierig-
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