Brüssel
piche verkürzt oder verlängert. Die Firma Fugger beabsichtigt, die in Pfand gegebene
Folge nach Spanien zu schaffen und dem Hof zum Kaufe anzubieten. Die Angelegen-
heit erledigt sich in einem für van Aelst noch verhältnismäßig günstigen Sinne. Es
versteht sich von selbst, daß ein derartiger, halb zwangsweiser Verkauf das Ansehen
der Manufaktur untergraben mußte, abgesehen von dem zu erwartenden, geldlichen
Verluste. Meister Peter richtet an die päpstliche Kammer das dringende Ersuchen,
ihm für die in Arbeit befindlichen zwölf Teppiche der „scuola nuova" einen ent-
sprechenden Vorschuß zu zahlen. Am 8. Oktober 1524 werden zwei flandrische Kauf-
leute angewiesen, die bereits fertiggestellten Behänge — der vereinbarte Gesamtbetrag
beläuft sich auf nicht weniger als 20750 Dukaten — zu bezahlen, unter der Bedingung,
daß die Ablieferung der Folge innerhalb von 18 Monaten erfolgt. Etwa fünf Mo-
nate später (16. II. 1525) gibt der Meister die Verpflichtung ab, die noch fehlenden
Teppiche zu Ende August des kommenden Jahres fertigzustellen; er erklärt zugleich,
er benötige dringend schon jetzt der Restzahlung, zwei ihm befreundete Kaufleute
seien zur Bürgschaft bereit. Am 18. Juni 1526 werden durch die päpstliche Kammer
7400 Dukaten angewiesen, die Schlußzahlung in Höhe von 4650 Dukaten erfolgt
zum 14. Juni 1531. Die römischen Wirker Angelus de Farfengo aus Cremona und
Johannes Lengles de Calais fungieren bei der Abnahme als Sachverständige und erklären,
daß die «Geburt Christi" gut und ordentlich gemacht, ja sogar besser gearbeitet sei,
als „die tapezzeria, die vom heiligen Peter und Paul handle und die besagter Pietre
van Aelst für Papst Leo gearbeitet und geliefert hatte".
Wann Peter van Aelst in nähere Geschäftsverbindung mit Augustin Turchi tritt, der
zu Ende der zwanziger Jahre als gemeinsamer Schuldner mit unserem Wirker in den
Konten der Fugger erscheint, ist nicht ohne weiteres ersichtlich. Bereits 1026 steht
der Meister mit Agostino Turchi in Verbindung, als weitere Teilhaber gesellen sich
Giovanni Gabriele Bonconte („Boncompte"), ein in Antwerpen ansässiger Teppich-
händler, und Bernardino de Minutoli hinzu. Die Genossen beziehen unter dem 18. Juni
1526 von dem Depositari pontifici di Spagna den Teilbetrag von 750 Goldgulden; es
handelt sich um eine Zwischenzahlung für das KChristusleben". Weitergehende An-
gaben über Turchi scheint das Florentiner Staatsarchiv (Carte Strozziane, filza 334)
nicht zu enthalten. Die Inventur der Augsburger Fugger vom Jahre 1527(22) zählt
unter der Rubrik „Yspania" als Creditori auf „Peter von Alst und Augustino Turcko
an den 12000 duc. der guldin tappetzerey per resto sol wir im gut machen wann wir
die 12000 duc. einpringen das etwo per tuto des 29ten jars wirt sein, macht 2692.147."
Das dargestellte Motiv wird leider nicht erwähnt; es handelt sich nach dem kurz
darauffolgenden Posten um eine Bildteppichfolge, die «Kay. Mt," (Karl V.) von dem
Wirker erworben hat, wobei die Fugger als Vermittler und Partner tätig waren.
Es ist schwer zu sagen, welche Bildteppichreihe gemeint ist. Eine gewisse Wahr-
scheinlichkeit dürfte für die zehn Behänge ude fort bonne et riche tapisserie d'or et
soye" einer Folge des Lebens Christi sprechen, die Kaiser Karl 1526 als Hochzeits-
geschenk an Isabella von Portugal überreichen läßt. Es handelt sich augenscheinlich
um die Wiederholung der bereits erwähnten Passionsfolge, von der sich noch zwei
Teppiche im spanischen Staatsbesitze erhalten haben, von denen der eine in der Bild-
darstellung den Wirkernamen AELST trägt(23). Eine dritte Wiederholung erwarb
Bernardo Clesio, Kardinal von Trento, 1531 im Kölner Zwischenhandel für den Preis
von 1000 Dukaten. Die prächtige Folge von sieben Teppichen — ein Behang trägt
auf dem Mantelsaume einer Figur die Signierung Peeter de Arsettiis — schmückt heute
die Kathedrale von Trient. Jedes Stück bringt drei Darstellungen: 1. Anbetung der
Hirten (Mittelbild), Verkündigung, Anbetung der hl. drei Könige; 2. Fußwaschung, als
Nebenszenen Christus auf dem ÖllDerg, Heimsuchung Mariä; 3. der Heiland vor Kaiphas
(Mittelbild), Christus vor Gericht, das Volk beschimpft den Herrn; 4. Jesus vor Pilatus, in
den oberen Ecken die Geißelung und das Ecce Homo; 5. die Kreuztragung, im Hintergrunde
die Kreuzigung (Abb. 138); 6. die Kreuzesabnnahme, als Nebenbilder erscheinen links die
Grablegung, rechts die Höllenfahrt; 7. die Auferstehung (Mittelbild), der Heiland und
307
piche verkürzt oder verlängert. Die Firma Fugger beabsichtigt, die in Pfand gegebene
Folge nach Spanien zu schaffen und dem Hof zum Kaufe anzubieten. Die Angelegen-
heit erledigt sich in einem für van Aelst noch verhältnismäßig günstigen Sinne. Es
versteht sich von selbst, daß ein derartiger, halb zwangsweiser Verkauf das Ansehen
der Manufaktur untergraben mußte, abgesehen von dem zu erwartenden, geldlichen
Verluste. Meister Peter richtet an die päpstliche Kammer das dringende Ersuchen,
ihm für die in Arbeit befindlichen zwölf Teppiche der „scuola nuova" einen ent-
sprechenden Vorschuß zu zahlen. Am 8. Oktober 1524 werden zwei flandrische Kauf-
leute angewiesen, die bereits fertiggestellten Behänge — der vereinbarte Gesamtbetrag
beläuft sich auf nicht weniger als 20750 Dukaten — zu bezahlen, unter der Bedingung,
daß die Ablieferung der Folge innerhalb von 18 Monaten erfolgt. Etwa fünf Mo-
nate später (16. II. 1525) gibt der Meister die Verpflichtung ab, die noch fehlenden
Teppiche zu Ende August des kommenden Jahres fertigzustellen; er erklärt zugleich,
er benötige dringend schon jetzt der Restzahlung, zwei ihm befreundete Kaufleute
seien zur Bürgschaft bereit. Am 18. Juni 1526 werden durch die päpstliche Kammer
7400 Dukaten angewiesen, die Schlußzahlung in Höhe von 4650 Dukaten erfolgt
zum 14. Juni 1531. Die römischen Wirker Angelus de Farfengo aus Cremona und
Johannes Lengles de Calais fungieren bei der Abnahme als Sachverständige und erklären,
daß die «Geburt Christi" gut und ordentlich gemacht, ja sogar besser gearbeitet sei,
als „die tapezzeria, die vom heiligen Peter und Paul handle und die besagter Pietre
van Aelst für Papst Leo gearbeitet und geliefert hatte".
Wann Peter van Aelst in nähere Geschäftsverbindung mit Augustin Turchi tritt, der
zu Ende der zwanziger Jahre als gemeinsamer Schuldner mit unserem Wirker in den
Konten der Fugger erscheint, ist nicht ohne weiteres ersichtlich. Bereits 1026 steht
der Meister mit Agostino Turchi in Verbindung, als weitere Teilhaber gesellen sich
Giovanni Gabriele Bonconte („Boncompte"), ein in Antwerpen ansässiger Teppich-
händler, und Bernardino de Minutoli hinzu. Die Genossen beziehen unter dem 18. Juni
1526 von dem Depositari pontifici di Spagna den Teilbetrag von 750 Goldgulden; es
handelt sich um eine Zwischenzahlung für das KChristusleben". Weitergehende An-
gaben über Turchi scheint das Florentiner Staatsarchiv (Carte Strozziane, filza 334)
nicht zu enthalten. Die Inventur der Augsburger Fugger vom Jahre 1527(22) zählt
unter der Rubrik „Yspania" als Creditori auf „Peter von Alst und Augustino Turcko
an den 12000 duc. der guldin tappetzerey per resto sol wir im gut machen wann wir
die 12000 duc. einpringen das etwo per tuto des 29ten jars wirt sein, macht 2692.147."
Das dargestellte Motiv wird leider nicht erwähnt; es handelt sich nach dem kurz
darauffolgenden Posten um eine Bildteppichfolge, die «Kay. Mt," (Karl V.) von dem
Wirker erworben hat, wobei die Fugger als Vermittler und Partner tätig waren.
Es ist schwer zu sagen, welche Bildteppichreihe gemeint ist. Eine gewisse Wahr-
scheinlichkeit dürfte für die zehn Behänge ude fort bonne et riche tapisserie d'or et
soye" einer Folge des Lebens Christi sprechen, die Kaiser Karl 1526 als Hochzeits-
geschenk an Isabella von Portugal überreichen läßt. Es handelt sich augenscheinlich
um die Wiederholung der bereits erwähnten Passionsfolge, von der sich noch zwei
Teppiche im spanischen Staatsbesitze erhalten haben, von denen der eine in der Bild-
darstellung den Wirkernamen AELST trägt(23). Eine dritte Wiederholung erwarb
Bernardo Clesio, Kardinal von Trento, 1531 im Kölner Zwischenhandel für den Preis
von 1000 Dukaten. Die prächtige Folge von sieben Teppichen — ein Behang trägt
auf dem Mantelsaume einer Figur die Signierung Peeter de Arsettiis — schmückt heute
die Kathedrale von Trient. Jedes Stück bringt drei Darstellungen: 1. Anbetung der
Hirten (Mittelbild), Verkündigung, Anbetung der hl. drei Könige; 2. Fußwaschung, als
Nebenszenen Christus auf dem ÖllDerg, Heimsuchung Mariä; 3. der Heiland vor Kaiphas
(Mittelbild), Christus vor Gericht, das Volk beschimpft den Herrn; 4. Jesus vor Pilatus, in
den oberen Ecken die Geißelung und das Ecce Homo; 5. die Kreuztragung, im Hintergrunde
die Kreuzigung (Abb. 138); 6. die Kreuzesabnnahme, als Nebenbilder erscheinen links die
Grablegung, rechts die Höllenfahrt; 7. die Auferstehung (Mittelbild), der Heiland und
307