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Brüssel

Jakob Leyniers steht 1585 in geschäftlicher Verbindung mit dem Händler und
Wirker Heinrich Franckx (Francq), der durch seine Frau Judith wieder mit den
Geubels verwandt ist. Es handelt sich bei diesen Verkäufen um recht erhebliche
Posten; die Benennungen der einzelnen Wirkereien fehlen bedauerlicherweise in den
protokollarischen Niederschriften. Meister Jakob befindet sich mit unter den Ge-
schädigten der Pantplünderung (1576); er verliert acht Verdüren, „bocaiges" genannt.
Seiner ersten Ehe entstammen zwei Söhne Gaspar und Gilles, der zweiten Daniel, der
später rühmlichst bekannte Färber. Der Meister wird mehrfach in Ehrenämter ge-
wählt, wir finden ihn noch 1583/4 in den Listen als „receveur" geführt.

Von Bedeutung für die Bildwirkerei des 16. Jahrhunderts ist ferner der Betrieb des
Jakob Tseraerts. Das Geburtsjahr des Meisters — um 1535 — ist durch die Geubels-
'schen Prozeßakten gegeben. Seine Manufaktur besitzt einen beträchtlichen Umfang.
Tseraerts führt seit 1587 den Titel eines Tapissiers der Majestät von Spanien. Der
in dem Geubels'schen Beweisverfahren erwähnte Corneille Tseraerts (41 Jahre alt)
dürfte sein Sohn sein. Meister Jakob scheint sich vornehmlich mit der Herstellung
von Garten-, Pergolen- und Groteskenteppichen befaßt zu haben. Die Patronen der
strittigen Verdüren „vande camere galeryen metten meypotten" wTaren sein Eigentum.
Carlier und Geubels hatten, gegen alle Vorschriften, einen nach dem Entwürfe bereits
fertiggestellten Teppich bei einem Antwerpener Patronenmaler, der in erster Linie
für die Oudenaarder Betriebe zeichnete, kopieren lassen. Die wenig anständige Hand-
lungsweise blieb nicht geheim, Meister Jakob erzielte in einer daraufhin angestrengten
Klage die Verurteilung des Geubels (54).

1603 entwirft der Maler Denys van Alsloot die Kartons zu einer «tapisserie de say-
ette appel^e brotesque (grotesque) semee de quelques fleurs de soye fine que Leurs
Altesses (Albert und Isabella) avoient fait faire"; Jakob Tseraerts übersetzt für 500 Livres
die Patronen in Seide und Wolle. Ein ähnlicher Auftrag wird dem Meister im darauf-
folgenden Jahre zuteil; wiederum tritt van Alsloot in Tätigkeit. Die Wirkerver-
gütung ist diesmal mit 998 liv. 15 s. wesentlich höher; der Einheitspreis für die Qua-
dratelle beläuft sich auf 11 Livres.

Dem ausgehenden 16. Jahrhundert gehört schließlich das Atelier des Franz Sweerts
an, wohl einer der rührigsten Wirker und Händler. Die Belege über seine Handels-
tätigkeit sind zahlreich, Sweerts besitzt eine umfangreiche Filiale in Antwerpen. Nach
den Angaben Donnet's dürfte der Meister sich mehr in Antwerpen wie in der Haupt-
stadt Brabants aufgehalten haben. Verschiedene Zahlungsanweisungen bezeichnen
Franz Sweerts unzweideutig als „md tapissier ä Bruxelles". Er steht in freundschaft-
lichen, zum mindesten in engen geschäftlichen Beziehungen zu Jan Raes und der
Witwe Geubels; 1616 reinigt und expediert er die in dem Atelier seiner Geschäfts-
freunde hergestellte Folge einer Geschichte Trojas. Das Vermittlungsgeschäft scheint
die Stärke des Meisters gewesen zu sein. Er ist Agent und Vertreter nicht nur ver-
schiedener heimischer Firmen, auch der Oudenaarder Großwirker Jan Robbyns ver-
traut ihm seine Erzeugnisse zum Vertriebe an. Ähnlich laufen ständig Fäden zwischen
Sweerts und einer Reihe der bedeutendsten Antwerpener Wirker und Händler. Es
ist bei einem derart ausgedehnten Handelsgeschäft schwierig, die von Sweerts selbst
erzeugten Serien mit einiger Sicherheit abzusondern. Sein Verkaufsstand in der Ant-
werpener Pant ist einer der am regsten besuchten; der Meister ist Haus- und Grund-
besitzer sowohl in Brüssel wie in Antwerpen. Bereits 1585 errichtet Sweerts ein ei-
genes Anwesen in unmittelbarer Nähe der Pant. Die spanische Plünderung vom
4. November 1576 räumt gründlich auf mit dem riesigen Lager an Bildteppichen.
Franz Sweerts gehört mit zu den Leidtragenden. Aus den Unterlagen geht jedoch
mit Deutlichkeit hervor, daß ein großer Teil der aus seinem Verkaufsstande entwen-
deten Wirkteppiche nicht eigenes Erzeugnis, sondern Kommissionsware waren.

1594 erwirbt Erzherzog Ernst von Sweerts eine aus sechs Teppichen bestehende
Folge der „Scenes troyennes" für 1033 Gulden.

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