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St. T r o n d — Bergen o p Zoom

trage. Er verpflichtet sich mit vier Wirkern und insgesamt 15 Stühlen den Betrieb
in Bergen op Zoom aufzunehmen. Ob das Unternehmen je Erfolg zeitigte, steht
dahin.

Die Durchsicht der Inventare auf Saint-Trondner Wirkereien bringt ein kärgliches
Ergebnis. Wir finden lediglich unter den im Juni 1570 im Brüsseler Broodhuys ver-
kauften Mobilien aus dem dem Marquis deBerghes gehörigen Schlosse zu Möns eine Folge
von neun Yerdüren „ouvraige de Sainct-Tron, fort usez". Die Stücke müssen der
Beschreibung nach bereits recht alt gewesen sein; die Höhe der Folge beträgt etwa
B1/* Ellen, der Gesamtinhalt rund 211 Quadratellen, der Erlös beläuft sich auf
85 Livres 19 s. 5 d.

Ein Wirkteppich, der sich mit völliger Sicherheit Sint Truijen zuschreiben läßt, ist
mir bislang nicht begegnet. Es liegt allerdings die Versuchung nahe, die Kreismarke
(fast geschlossener Mond), die sich auf gewissen großblättrigen Verdüren aus der Mitte
des 16. Säkulums findet, mit dem „compas", dem Kreise von Saint-Trond, in Verbin-
dung zu bringen (Abb. 441). Ob die Schlußfolgerung Berechtigung besitzt, kann ledig-
lich die eingehendere örtliche Forschung klarstellen, die mir in den heutigen Zeit-
läuften leider verschlossen ist.

Mit einiger Wahrscheinlichkeit gehört ein Bildteppich im Besitze des Beguinen-
klosters der Stadt der Manufaktur Saint-Trond an. Ein gut durchgeführtes hellblaues
Brokatmuster im Stile des ausgehenden 15. Jahrhunderts deckt den dunkelblauen
Grund und dient als Folie für die von Strahlen umwobene Madonna mit dem Christus-
kinde in der Mitte des Behanges. In der rechten und linken Hälfte der Wirkerei er-
hebt sich die Gestalt einer gekrönten weiblichen Heiligen (Tugend), ihr zu Füßen eine
kleine, bärtige männliche Figur. Das Antependium dürfte um 1520 entstanden sein,
die Exposition nationale Beige von 1880 machte die Kunstwelt zum ersten Male mit
dem eigenartigen Stücke bekannt. Eine Nachprüfung des Behanges ist leider nicht
möglich.

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