Lille
Darstellung genau mit dem Pariser Behänge überein. Eine weitere Wiederholung tauchte
in jüngster Zeit im Berliner Kunsthandel auf. Die Bordüre zeigt nicht ganz die prächtige
Lösung wie auf Schloß Heiligenberg; schön geschwungenes Rankenwerk wird von
Blumengewinden und Vögeln belebt. Einen gegenüber dem Pariser Exemplar der Karten-
spieler wesentlich erweiterten Wandbehang bringt Hunter in seinen „Tapestries" (7).
Die Bordüre ähnelt dem zweiten Berliner Exemplar, sie ist jedoch reicher gehalten
und entnimmt Motive aus der Heiligenberger Folge.
Die von Houdoy erwähnte Serie im Besitze des Herrn Danel in Lille stellt eine
weitere Wiederholung dar. Als späte Wiedergabe der Folge ist ein mit „La veuve
de G. Wernier L (Lilie) F" signiertes Stück des Bauerntanzes anzusprechen, das im
Hotel Drouot in der Auktion vom 14./19. Dezember 1899 auftauchte und in der Ver-
steigerung den für die damalige Zeit verhältnismäßig hohen Preis von 7300 fr. erzielte.
Gleichfalls der Spätzeit der Werniersschen Manufaktur gehört eine Kopie der karten-
spielenden Bauern an — Nr. YI der Pariser Folge — mit der Signierung YEDE . G .
WERNIERS. L (Lilie) F., die einige Jahre vor dem Kriege sich in der Berliner Gobelins-
Manufaktur Ziesch und Cie. zur Instandsetzung befand (Abb. 465). Die Bordüre weicht
von der des Drouotschen Stückes ab, sie zeigt ein mageres Rankenwerk, untermischt
mit Muschelmotiven, Köchern, Liebesfackeln, vasenähnlichen Gebilden und dergleichen
mehr. Die feine Detaillierung des Yordergrundes ist verschwunden, der Einfluß der
Arbeiten von Aubusson ist unverkennbar; auch die Technik hat eine Wandlung er-
fahren. Gleich geblieben sind die zarten verschwimmenden Szenerien des Hinter-
grundes. Einschließlich der Heiligenberger Serie haben sich zum mindesten acht Folgen
nach den gleichen Kartons erhalten, voraussichtlich noch wesentlich mehr, da kaum
anzunehmen ist, daß die Mehrzahl nach Deutschland ging, sondern schon der Zoll-
verhältnisse halber in französischem Besitze verblieb.
Nicht ganz so häufig ist die Wernierssche Yerdürenserie anzutreffen, die mit präch-
tigen Parkdurchblicken, Gartenanlagen, Springbrunnenmotiven und Wasserkünsten
operiert und nicht selten mit der besprochenen Teniersreihe kombiniert wird. Der
von Hunter erwähnte Behang fügt die Kartenspieler an einen Teppich der Yerdüren-
reihe, der in Abb. 467 als selbständiges Stück erscheint. Ein gleichfalls im Besitze
der Firma I. Klausner und Sohn, Berlin, befindlicher Wandteppich von rund 7 m
Länge (3,18 m Höhe) vereint zwei Yerdüren zu einem einheitlichen Bilde.
Immer und immer wieder finden wir den Werniersschen Formen- und Farben-
apparat, den Distelstrauch, die Le Nötreschen Gärten, die blühenden Büsche, die bunten
Yögel, Papageien, Fasanen, Hühner, Enten und dergleichen mehr (Abb. 466, 467).
Die dritte Serie der Werniersschen Manufaktur bringt Szenen nach Poussin und
D. Teniers III. Houdoy erwähnt drei in diese Gruppe fallende Behänge im Besitze
eines Herrn Motte-Bossut in Lannoy. Es handelt sich um den „Hühneraugenoperateur",
den „Flageolettbläser" und eine dritte nicht näher definierte Episode. Wahrscheinlich
gehören die „Kegelspieler", die „Gemüsegärtner" und die „Schnitter" im Liller Privat-
besitze — signiert G. WERNIERS. L (Lilie) F — zu der gleichen Folge. Welcher Reihe
die „Kartenspieler", die „Kegelschieber" und die „tanzenden und essenden Bauern"
zuzuteilen sind, die die Marke unseres Meisters tragen und gelegentlich der Yersteigerung
des Schloßinventars von Plessis-Mace" (1888) zum Yorscheine kamen, läßt sich bei der
ungenauen Beschreibung mit Sicherheit nicht feststellen. Das gleiche gilt von einer
Schäferszene — signiert G. WERNIERS. L. F — und einem Bauerntanze auf der Pariser
Auktion vom 7. April 1894.
Neben den Teniersdarstellungen pflegt Meister Werniers auch das mythologische
Fach. Die Einzelheiten der Turiner Folge sind mir bislang nicht näher bekannt. Die
nach Angabe von Pinchart im Besitze des Grafen de Pontgibaud befindlichen Stücke,
die sich 1876 auf der Ausstellung der Union-Centrale befanden, geben jedoch genügenden
Aufschluß. Der erste Behang, eine Kombination von zwei selbständigen Motiven, bringt
den Triumph Amphitritens und die Erziehung des Bacchus. Die Wirkerei besitzt bei
einer Höhe von 3,55 m eine Länge von 7,25 m, sie ist G. WERNIERS. L. (Lilie) ge-
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Darstellung genau mit dem Pariser Behänge überein. Eine weitere Wiederholung tauchte
in jüngster Zeit im Berliner Kunsthandel auf. Die Bordüre zeigt nicht ganz die prächtige
Lösung wie auf Schloß Heiligenberg; schön geschwungenes Rankenwerk wird von
Blumengewinden und Vögeln belebt. Einen gegenüber dem Pariser Exemplar der Karten-
spieler wesentlich erweiterten Wandbehang bringt Hunter in seinen „Tapestries" (7).
Die Bordüre ähnelt dem zweiten Berliner Exemplar, sie ist jedoch reicher gehalten
und entnimmt Motive aus der Heiligenberger Folge.
Die von Houdoy erwähnte Serie im Besitze des Herrn Danel in Lille stellt eine
weitere Wiederholung dar. Als späte Wiedergabe der Folge ist ein mit „La veuve
de G. Wernier L (Lilie) F" signiertes Stück des Bauerntanzes anzusprechen, das im
Hotel Drouot in der Auktion vom 14./19. Dezember 1899 auftauchte und in der Ver-
steigerung den für die damalige Zeit verhältnismäßig hohen Preis von 7300 fr. erzielte.
Gleichfalls der Spätzeit der Werniersschen Manufaktur gehört eine Kopie der karten-
spielenden Bauern an — Nr. YI der Pariser Folge — mit der Signierung YEDE . G .
WERNIERS. L (Lilie) F., die einige Jahre vor dem Kriege sich in der Berliner Gobelins-
Manufaktur Ziesch und Cie. zur Instandsetzung befand (Abb. 465). Die Bordüre weicht
von der des Drouotschen Stückes ab, sie zeigt ein mageres Rankenwerk, untermischt
mit Muschelmotiven, Köchern, Liebesfackeln, vasenähnlichen Gebilden und dergleichen
mehr. Die feine Detaillierung des Yordergrundes ist verschwunden, der Einfluß der
Arbeiten von Aubusson ist unverkennbar; auch die Technik hat eine Wandlung er-
fahren. Gleich geblieben sind die zarten verschwimmenden Szenerien des Hinter-
grundes. Einschließlich der Heiligenberger Serie haben sich zum mindesten acht Folgen
nach den gleichen Kartons erhalten, voraussichtlich noch wesentlich mehr, da kaum
anzunehmen ist, daß die Mehrzahl nach Deutschland ging, sondern schon der Zoll-
verhältnisse halber in französischem Besitze verblieb.
Nicht ganz so häufig ist die Wernierssche Yerdürenserie anzutreffen, die mit präch-
tigen Parkdurchblicken, Gartenanlagen, Springbrunnenmotiven und Wasserkünsten
operiert und nicht selten mit der besprochenen Teniersreihe kombiniert wird. Der
von Hunter erwähnte Behang fügt die Kartenspieler an einen Teppich der Yerdüren-
reihe, der in Abb. 467 als selbständiges Stück erscheint. Ein gleichfalls im Besitze
der Firma I. Klausner und Sohn, Berlin, befindlicher Wandteppich von rund 7 m
Länge (3,18 m Höhe) vereint zwei Yerdüren zu einem einheitlichen Bilde.
Immer und immer wieder finden wir den Werniersschen Formen- und Farben-
apparat, den Distelstrauch, die Le Nötreschen Gärten, die blühenden Büsche, die bunten
Yögel, Papageien, Fasanen, Hühner, Enten und dergleichen mehr (Abb. 466, 467).
Die dritte Serie der Werniersschen Manufaktur bringt Szenen nach Poussin und
D. Teniers III. Houdoy erwähnt drei in diese Gruppe fallende Behänge im Besitze
eines Herrn Motte-Bossut in Lannoy. Es handelt sich um den „Hühneraugenoperateur",
den „Flageolettbläser" und eine dritte nicht näher definierte Episode. Wahrscheinlich
gehören die „Kegelspieler", die „Gemüsegärtner" und die „Schnitter" im Liller Privat-
besitze — signiert G. WERNIERS. L (Lilie) F — zu der gleichen Folge. Welcher Reihe
die „Kartenspieler", die „Kegelschieber" und die „tanzenden und essenden Bauern"
zuzuteilen sind, die die Marke unseres Meisters tragen und gelegentlich der Yersteigerung
des Schloßinventars von Plessis-Mace" (1888) zum Yorscheine kamen, läßt sich bei der
ungenauen Beschreibung mit Sicherheit nicht feststellen. Das gleiche gilt von einer
Schäferszene — signiert G. WERNIERS. L. F — und einem Bauerntanze auf der Pariser
Auktion vom 7. April 1894.
Neben den Teniersdarstellungen pflegt Meister Werniers auch das mythologische
Fach. Die Einzelheiten der Turiner Folge sind mir bislang nicht näher bekannt. Die
nach Angabe von Pinchart im Besitze des Grafen de Pontgibaud befindlichen Stücke,
die sich 1876 auf der Ausstellung der Union-Centrale befanden, geben jedoch genügenden
Aufschluß. Der erste Behang, eine Kombination von zwei selbständigen Motiven, bringt
den Triumph Amphitritens und die Erziehung des Bacchus. Die Wirkerei besitzt bei
einer Höhe von 3,55 m eine Länge von 7,25 m, sie ist G. WERNIERS. L. (Lilie) ge-
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