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Möns

Möns.

Möns, die einstige Hauptstadt der Grafschaft Hennegau, spielt in der Geschichte der
Bildwirkerei nur eine untergeordnete Rolle (1). 1398 fügt Pierart ule tapissier", wohn-
haft zu Möns, dem vom Grafen Aubert aus dem Nachlasse des Gui de Chätillon, Grafen
von Blois, erworbenen «blauen" Wirkereizimmer — „la cambre perse" umfaßt neun
Behänge — die Wappen des neuen Besitzers und seiner Gemahlin ein. Ob Meister
PieVart sich vorübergehend im Dienste des Grafen in Möns aufhält oder dauernd an-
sässig war, steht dahin (2).

1478 wird der Name eines Wirkers Gilles le Mosnier urkundlich belegt; der „ouvrier
de haulte liehe" Jehan le Carpentier (1428) dürfte ein Weber, kein Tapissier im eigent-
lichen Sinne gewesen sein.

Am 22. August 1515 gibt der Rat zu Möns dem jungen Herzog Karl — Kaiser Karl V. —
ein festliches Mahl. Die Herren bemühen sich redlich, die zur Ausstattung des Saales
erforderlichen Wirkteppiche aufzutreiben. „Damoiselle senöchale", die Gattin des
Nicolas de Brabancon, leiht schließlich die Ahasverfolge her; der Wirker Jehan du
Pret besorgt den Transport und das Aufhängen. Die Belege sind auch insofern von
Interesse, als sie sich ausführlicher über den Schutz der Teppiche gegen die schä-
digenden Folgen des Sonnen- und Mondlichtes verbreitern (3).

Die Bildteppichwirkerei scheint zu Ende des 16. Jahrhunderts in Möns endgültig
erloschen zu sein. Gelegentlich der Tagung der Hennegauer Stände (1645) wenden
sich die Schöffen an die bekannte Brüsseler Manufaktur der van der Borght; die fünf
A. C. (A. Castro) signierten Behänge im Rathaussaale, die Jagd- und Fischereimotive
neben dem unvermeidlichen ländlichen Tanz zur Darstellung bringen, entstammen
diesem Auftrage, der ursprünglich drei vollständige Wirkereizimmer umfaßte.

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