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Rotterdam

Rotterdam.

Die Bildteppichwirkerei in Rotterdam scheint sich nicht über den Kleinbetrieb er-
hoben zu haben. Werden umfangreichere Folgen notwendig, so treten die benach-
barten Manufakturen Delft und Gouda in Erscheinung. Die Akten der Weeskamer
(368, fol. 360, 362) verzeichnen unter dem 8. Oktober 1601 den Nachlaßbestand des
Michiel de Coninx „tapisseriewerker in den Craanpoort van Coelen". Bereits 1593
finden wir Laurens de Maagt, der als Witwer aus Brüssel zuwandert und am 1. Mai
1594 mit Maayken Jans in Rotterdam einen neuen Ehebund schließt. Das Unternehmen
scheint nicht den gewünschten Erfolg gezeitigt zu haben, 1595 ist der Meister in Middel-
burg tätig. Die Ubersiedlungsverhandlungen dürften im übrigen schon längere Zeit
gespielt haben, wenigstens lassen die Bauarbeiten des Middelburger Rates (1592) für
die Räume der neueinzurichtenden Manufaktur hierauf schließen. Die erste Hälfte des
17. Jahrhunderts zeigt ein enges Zusammengehen mit den Wirkereiateliers von Gouda.
Arent de Lepelaer, ein Sohn oder naher Verwandter des Goudaer Meisters Claes de
Lepellaer, macht sich, gemeinsam mit seinem Bruder (?) Isaac, 1614 in Rotterdam an-
sässig. Während Meister Arent nach einer Tätigkeit, die etwa ein Jahrzehnt umfaßt,
nach Gouda zurückwandert, bleibt Isaac de Lepelaer der neuen Heimat treu. Sein
Sohn Peter führt am 16. Mai 1630 Francyna Paschiers als Ehegattin heim. Das elter-
liche Atelier befindet sich am Schiedamschen dijk. In den Tagen zwischen dem
30. September und dem 6. Oktober 1635 segnet Isaac de Lepelaer das Zeitliche. Wann
das Unternehmen des Sohnes erlischt, entzieht sich meiner Kenntnis. Voraussichtlich
dürfte die Manufaktur um 1645 nicht mehr bestanden haben. Bei den Verhandlungen
für die Beschaffung der Bildteppiche des neuerbauten Admiralitätsgebäudes auf dem
Princen Hof ist von einem einheimischen Unternehmen keine Rede. In dem Wett-
bewerb der drei Firmen Maximilian van der Gucht (Delft), David Schaep (Gouda)
und Jan Jansen Segers (Gouda) erringt Meister Jan Jansen den Zuschlag. Von unter-
geordneter Bedeutung ist der Betrieb des Bartholomeus de Milaen, der am 26. Sep-
tember 1633 in den Stadtregistern erscheint. Ob der Meister mit dem gleichnamigen
Wirker, der 1667 in Middelburg eine kurze Gastrolle gibt, identisch ist, ist zweifel-
haft. Voraussichtlich handelt es sich um einen Sohn. Die Familie stammt aus Brüssel.

Zu Ende des 17. Jahrhunderts (am 6. Januar 1699, Rekening-ordinaris der stad
Rotterdam 1698/9, fol. 238, post 537) tritt Willem Overklyff mit einer Kissenlieferung
— sie zeigen das Stadtwappen — in Erscheinung. Der Meister bezieht insgesamt
95 Gulden 10 Stuyers. Etwa ein Jahr zuvor (11. Dezember 1697, Rekening-ordinars
der stad Rotterdam, fol. 250 v°, post 559) findet Catharina Verbeeck Erwähnung. Sie
erhält 260 Gulden 14 Stuyvers „over maeken en leverantie van sitte Kussens met tapijte
blaeden^. Wahrscheinlich entstammt einer dieser beiden Manufakturen das 1709 da-
tierte Kissenblatt im Rotterdamer Altertums-Museum. Über dem Wappen der Admi-
ralität — über blauen Wogen hält der goldene Löwe vor zwei gekreuzten Ankern,
in der Linken ein Pfeilbündel; im Hintergrunde baut sich eine umwehrte Stadt auf,
überhöht von der Sonne, dem zunehmenden Mond und acht Sternen — finden sich
die vier großen lateinischen Buchstaben, die sich auf den einstigen Besitzer, den Ad-
miralitätsrat op de Maze beziehen — A(dmiraliteit) O(p) D(e) M(aze) — auf braunem
Grunde. Das Kissenblatt mißt in der Höhe 55 cm, in der Breite 68 cm(l).

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