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D e l f t

sich zur Rückzahlung in gewissen Teilbeträgen. Im übrigen wird der Gewinn derart
verteilt, daß auf Meister Karel und den Maler Huybrecht Jacobsz Grimani, die beiden
verantwortlichen Leiter des Ateliers, je eine, auf den Geldgeber die andere Hälfte
entfällt. Als Kontroll- und Rechnungsperson stellt Snoukaert seinen Schwager, den
Seidenfärber Maerten van Bocholt, ein. Der Vertrag läuft auf die Dauer von zwölf
Jahren. Das Glück ist der neuen «Societeit omme te maecken tapisserie" zunächst
günstig. Van Mander erhält den ursprünglich Spierincx zugedachten großen Auftrag
für Schloß Frederiksborg. Es handelt sich um nicht weniger als 26 Behänge, auf die
König Christian IV. eine Vorschußzahlung in Höhe von 5000 Reichstalern leistet. Die
neue Manufaktur wird unter der Leitung Karel van Manders und Grimanis in dem
durch einen Anbau erweiterten, ehemaligen St. Annenkloster eröffnet.

Der am 9. Dezember 1616 zu Flensburg geschlossene Vertrag bringt nähere Er-
läuterungen zu der Frederiksborger Folge. Zunächst sollten die beiden Bildteppiche
mit der Krönung König Christians in Angriff genommen werden, es folgen sodann die
Calmarer Schlacht, die Eroberung von Witsoe, die Belagerung von Elfsburg, die Be-
setzung der Insel Oland, die Kämpfe bei Travemünde; die Gefechte bei Justburg und
Calmar schließen die monumentale Serie. Das Programm erfährt mehrfach Abänderungen.
Im Mai 1617 bringt Meister Karel die ersten Kartons zur Vorlage, bereits am 19. Ok-
tober 1619 sind 18 Wandbehänge fertiggestellt. Van Mander überführt die kostbare
Arbeit, in drei Kisten verpackt, nach Dänemark. Am 31. Dezember 1620 gelangt der
Rest der Folge — insgesamt 26 Teppiche — zur Ablieferung (13).

Der Erfolg der Arbeit war durchschlagend, er berechtigte die junge Manufaktur zu
den besten Hoffnungen. Zweifelsohne hätte das van Mandersche Unternehmen, für
das durchaus tüchtige und erfahrene Wirker tätig waren, Meister Spierincx stark in
die Enge getrieben, wenn der ehemalige Patronenmaler auch nur den geringsten Sinn
für ordnungsmäßige Wirtschaftsführung besessen hätte. Trotz des großen dänischen
Auftrages, der verhältnismäßig schnell von König Christian bezahlt wird, gelingt es
Karel van Mander nicht, die zahllosen Vorschüsse abzustoßen. Ende 1621 schuldet er
allein Snouckaert noch den Betrag von 45462 Gulden 5 St. 13 Pfg. (14). Der Jonkheer
bekundet recht wenig Glauben zu dem guten Willen Meister Kareis. Er verlangt, daß
van Mander uhem ter handen stelt, transporteert ende overdraecht mits desen alsulcken
negen pas stucken tapyten, lanck een hondert een en vyftich eilen d'welcke den syn
Ko: Ma* van Dennemarcken verkoft ende jegens zeventien Rijcxdaelers d'elle, noch
negen tafelcleden lanck: een hondert twe eilen, aen den Coninck vercoft, jegens zes
Rijcxdaelers d'elle, ende t'samen zullen werden gelevert noch acht stucken tapyten,
genaemt de camer van Alexander, lanck synde, drye hondert zestien eilen, tot vyftien
Rijcxdaelders d'el, noch drye bloemstucken, tapyt, twe tafelcleden ende acht cussen
bladeren t'samen lanck synde, drye en't seventich eilen." Die Aufstellung ist auch
insofern nicht ohne Interesse, als sie uns die in Arbeit befindlichen Folgen und ihre
Wertansätze gibt. Van Mander scheint sich stark dem Betriebe der Spierincxschen
Manufaktur angepaßt zu haben (15). Er fertigt gewirkte Tafelteppiche, Kissenblätter,
Verdüren, mythologische und geschichtliche Folgen. Die erwähnte Historie Alexandri
dürfte mit der im März 1880 in der Auktion Demidoff zum Verkauf gestellten Folge
von neun Behängen identisch sein (Abb. 495). Die Serie besitzt bei einer Höhe von
4,20 m eine Gesamtlänge von rund 40x/2 m. Den Signaturen nach erfolgte die Aus-
führung in den Jahren von 1617—1619(16).

Van Mander setzt den Ansprüchen Snouckaerts passive Resistenz entgegen. Dem
Finanzmann reißt die Geduld, er greift zur Selbsthilfe. Die nominelle Übertragung der
Manufaktur (9. XL 1621) an Martin van Bocholt, «maar eigenlijk an Jonchr Snouckaert
voor wien M. v. B. het deed", schafft eine Art rechtlichen Titel. In Abwesenheit
Meister Kareis — „ten tyde als hy supplt met de schutterie van Delft ten dienste van
den lande in garnisoen was leggende tot Wondrichen" — und seiner Hausfrau, die in
Amsterdam weilte, läßt Jonker Niclaes am 25. Oktober 1622 das Haus aufbrechen.
Die Entwürfe und Patronen «van verscheiden en notable modellen by den supplt (van

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