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G o u d a

derten architektonischen Fries, in dessen Mitte Schwedens Wappen prangt; die untere
Fassung arbeitet mit ähnlichen Motiven, das Hoheitszeichen ersetzt eine Kartusche
(Abb. 500). Die Farben haben stellenweise der Einwirkung des Lichtes nicht stand-
gehalten, das Grün des Blattwerkes hat sich in den hellen Partien in Gelb gewandelt.
Die beiden Folgen — Lit L und M nach Dr. John Böttigers grundlegendem Werke
Svenska Statens Sämling af Väfda Tapeter — befinden sich auf Drottningsholms Slott;
ein Behang nennt als Herstellungszeit das Jahr 1648.

Nicht immer spielt sich der Verkauf von Wandteppichen glatt ab. 1670 gibt
Abraham Goosensoon dem Haager Händler und Wirker Hendrik Hillebrand van Con-
inxbrugge eine Landschaftsfolge — sechs Behänge — in Kommission, der sie am 19. Juli
des gleichen Jahres an Isaacq Alexander Doutterburg in Amsterdam angeblich zum
Einheitspreise von vier Gulden zehn Stuivers weiter verkauft. Der Amsterdamer
Geschäftsfreund erweist sich als unzuverlässig, die Bezahlung bleibt aus, ebenso-
wenig erfolgt die Rückgabe der von Doutterburg inzwischen verpfändeten Teppiche.
Die Angelegenheit beschäftigt jahrelang die Gerichte, auch van Coninxbrugge erscheint
in einem etwas eigentümlichen Lichte. Am 6. Juni 1677 sucht ein Adriaen Goosensoon —
zweifelsohne identisch mit Meister Abraham — die Sache ins Reine zu bringen. Merk-
würdigerweise beziffert diesmal van Coninxbrugge den Einheitspreis mit zehn Gulden.

Das Ende des 17. Säkulums bringt Gouda einen starken Rückgang. Amsterdam
wird für die Bildwirkerei tonangebend. Alexander Baert errichtet in Gouda eine
Filiale, die nach seinem Ableben von der Witwe Clara de Hout und den Söhnen
noch eine Zeitlang durchgehalten wird. Um 1722 schließt das Atelier endgültig seine
Pforten. Durch die Testamentsbestimmungen vom 19. Mai 1721 gelangen die Bild-
wirkereien, Patronen und Werkstätteneinrichtungen der Ateliers von Amsterdam und
Gouda unter die sieben Kinder des Verstorbenen zur Verteilung.

Goudaer Arbeiten sind verhältnismäßig selten. Die Kleinwirkereien sind infolge der
starken Abnutzung zumeist zugrunde gegangen; die großen Landschafts- und Figuren-
folgen führen auf den holländischen Adelssitzen ein verborgenes Dasein, die zahlreichen
Tafelteppiche zeigen in der Regel keine Signierung. Von Interesse ist ein Goudaer
Kissenblatt im Amsterdamer Museum voor Geschiedenis en Kunst. Auf blauem Grande
prangt das Wappen der Stadt, die Kartusche rahmt zum Überfluß den Namen „Gouda".
Die Jahreszahl nennt die Entstehungszeit. Der beigefügte Name D. V. Groenendijk
deutet auf ein altes Goudaer Ärztegeschlecht (Abb. 501). Das Stadtmuseum zu
Gouda birgt u. a. den Tafelteppich der ehemaligen Chirurgengilde — Hippocrates und
Galenus halten den Schild mit dem Drudenfuß, die Kartusche nennt die Jahreszahl 1670
(Abb. 502) — mit den zugehörigen Kissen. Unter den Doktorennamen erscheinen P. V.
Groenendijck, Med. Dr. et Dec. und Q. Maerschalk (1674) (Abb. 503-505). Dem un-
datierten Kissen mit dem Wappen der südholländischen Stadt Oudshoorn — an-
scheinend zugleich der Geschlechtername eines Arztes C. Outshoorn — ist das Penta-
gramm erst nachträglich in Gestalt eines Leinenstreifens aufgesetzt. Sämtliche Arbeiten
entstammen Goudaer Ateliers.

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