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vom 9. Oktober 1347, in dem er nicht nur das Münster, sondern auch das Zisterzienserinnen-
kloster Günterstal und die von ihm gestiftete Kartause reich bedachte, bestimmt, daß u. a. „das
waffenkleit ze messacheln“ verwendet werden solle18. Wahrscheinlich lag beim Totenamt das
wertvolle Waffenkleid auf seiner Bahre. Anders verfügte der Dekan und Stadtpfarrer Nikolaus
Locherer in seinem Testament vom 3. April 1508: „Aber verschaff und ordinier ich in dem
namen gottes, das man nach minem tödlichen abgang soll unser lieben frouen, der würdigen
mutter gottes, an iren bu im münster zu Friburg richten und geben minen besten rock mit dem
marderin futter und best korhemd. Das soll man uf den veretrum (Leichenbahre) legen und sol
man das alles wider ze lösen geben mit 20 guldin goltzwerung und nit verstan lossen . . ,“19
Er ordnete also an, daß der mit Marderfell gefütterte Rock und das beste Chorhemd auf die
Bahre zu legen und für gute 20 Gulden zu verkaufen seien. Dies war ein sehr hoher Preis, wenn
man bedenkt, daß z. B. der Münsterschaffner für seine ganzjährige Tätigkeit ebenfalls 20 Gulden
erhielt, von denen er seinen Lebensunterhalt bestreiten mußte. Das Jahreseinkommen der Geist-
lichen, die eine Pfründe am Münster innehatten, war auch nicht höher. Daß diese schöne Sitte
noch im 18. Jahrhundert gepflegt wurde, wird deutlich aus den Rechten, die der Freiburger
Zunftmeister und Goldschmied Johann Jakob Rothbletz sich durch die Stiftung eines großen,
silbergetriebenen und vergoldeten Kruzifixes erwirkte. Unter anderem wurde ihm „der fal
nachgesehen“, d. h., bei seinem Tod verzichtete die Münsterfabrik auf sein bestes Gewand
(Nr. 33).

Im Anniversar-Buch des Freiburger Münsters, in dem an und für sich die Jahrzeiten, d. h. die ge-
stifteten Seelenämter, aufgezeichnet sind, findet sich das älteste Inventar des Münsterschatzes
von 148320. Im Laufe der Zeiten bis 1748 wurde von den verschiedenen Schaffnern oder Proku-
ratoren das Inventar weitergeführt durch Eintragungen wertvoller Geschenke der Freiburger an
das Münster. Diese Nachträge sind aber keineswegs vollständig, da nachweisbar außergewöhn-
liche Stiftungen häufiger vorkamen. Man liest hier von gewirkten Wandbehängen, die vor-
wiegend zu Anfang des 16. Jahrhunderts gegeben wurden; von kostbaren, mit Gold und Perlen
gestickten Antependien; von Rosenkränzen aus Halbedelsteinen und silbernen Kugeln; von
„edlen gestainen“ und Kleinodien, die aus Gold gefertigt und mit Edelsteinen besetzt waren, wie
Ringe, Armbänder, Anhänger, die an die Monstranz, an das Silberbild der Muttergottes oder
an die Schreine gehängt wurden; von Kelchen, Meßbüchern, Altarkreuzen und Leuchtern,
Paramenten und dgl. mehr. Man schenkte diese Gaben aus Verehrung „Unsrer Lieben Frau“
und für sein eigenes „Seelenheil“, wie dies mehrfach aus den Eintragungen ersichtlich ist. So
schrieb der Schaffner: „Anno domini 1649 den 23. tag may hat Sophia Meyenschinin unser lieben
frauwen baw verehrt ein greuz mit gold und guten berlin auf die monstranz gesteuret zu ihr und
ihres mans auch kinden seel heil und wolfahrt.“21

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