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Aufzeichnung sind nicht die Meßgewänder berücksichtigt, die zum täglichen Gebrauch in der
Sakristei waren.

Aus der Fülle der dem Münster gestifteten liturgischen Gewänder, die in den Nachträgen
des Schatzverzeichnisses vermerkt sind, sollen nur einige als Beispiel für alle stehen. Frau
Beatrix von Fridenheim überließ im Jahre 1501 einen karmesinroten Ornat „durch ir sei und
aller vordem seien heil willen“84. Das Meßgewand war auf das prächtigste ausgestattet mit
einem Kreuz aus Perlen und vier gestickten Bildern. Levitenröcke von gleicher Farbe, Stolen,
Manipel und drei karmesinfarbene (!) Alben, ein Korporale für den Kelch und ein grünseidenes
Tüchlein für die Patene gehörten zum Ornat. Sie bestimmte, daß dieser nur an hohen Festtagen
zu tragen sei, so zu Ostern, der großen Kirchweih, Pfingsten, Dreifaltigkeit, Fronleichnam und
Weihnachten. Johannes Schnewlin hatte, wie schon erwähnt, testamentarisch verfugt, daß sein
bestes Waffenkleid zu „messacheln“, also zu einem Meßgewand, verarbeitet werden solle. Daß
diese Sitte, das beste Gewand eines Verstorbenen beim Requiem auf die Bahre zu legen, wo-
durch es dem Münster verfiel, stets Brauch war, geht aus dem „Fall“ des Herrn Clemly hervor.
Beim Requiem im Münster lag der karmesinrote Rock des Verstorbenen auf der Bahre, der
dann auf Kosten des Sohnes Ambrosius von der Münsterfabrik auf Sonntag „judica“ 1514 zu
einem Meßgewand geschneidert wurde85. Aus dem schwarzen Samtkleid seiner verstorbenen
Tochter Kunigunde ließ Konrad Stürtzel 1527 zwei Casein mit goldenen Kreuzen für das Mün-
ster anfertigen und knüpfte daran die Bedingung, daß sie zu seinen Jahrzeiten und anderen
Trauertagen zu tragen seien86. Sogar der berühmte Freiburger Rechtsgelehrte Dr. Ulrich
Zasius übergab am 8. September 1519 dem Schaffner ein schwarzes Meßgewand aus Damast87.
Keines dieser Gewänder hat die Zeiten überdauert.

„PATERNOSTER“ ALS VOTIVGABEN

Von dem liebenswerten Brauch der Freiburger Frauen, ihren oft sehr wertvollen Rosenkranz
Unsrer Lieben Frau zu verehren, damit er ihr Bild oder den Schrein eines Heiligen schmückt,
erfahren wir aus vielen Aufzeichnungen im Anniversar-Buch und aus der großen Zahl der im
Inventar von 1725 genannten „Nüster“88. In diesem werden allein 113 Rosenkränze aufgezählt
und beschrieben. „Nüster“ ist die volkstümliche Bezeichnung und zugleich die Abkürzung von
„Pater noster“. Das Rosenkranzgebet, das der Betrachtung der Geheimnisse der Erlösung dient
und sich langsam vom 12. bis 16. Jahrhundert aus der mittelalterlichen Frömmigkeit, besonders
der Marienverehrung, entwickelte, war vor allem vom 16. Jahrhundert ab in Freiburg beliebt.
Aus dieser Zeit stammen jedenfalls die ersten eingetragenen Stiftungen von „Pater nostern“89.

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