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helfen tragen“43. Es wird also ausdrücklich gesagt, daß das Heiltum, d. h. die Kultgeräte, von
ihnen und dem Kustos herauf- und heruntergetragen werden mußten. Dies spricht für eine
hochgelegene Schatzkammer. Neben dieser Anweisung, die in den 80er Jahren des 15. Jahr-
hunderts niedergeschrieben wurde, liest man von jüngerer Hand hinzugefügt: „ist nit mehr im
brauch“. Diese Änderung geschah, als bei dem Bau des neuen Hochaltars im Chor 1512 unter
seiner Mensa das Gewölbe errichtet wurde. In den Inventaren des 16. Jahrhunderts, wo erst-
malig Ortsangaben gemacht werden, steht: „Im hohen oder fronaltar.“ Hier begegnen uns die
gleichen Arbeiten der Silberschmiede, die schon im Inventar von 1483 aufgeführt sind.

Durch Ratsbeschluß vom 14. März 1354 war der Priester, der die städtische Pfründe „der
erschlagenen Leute“, d. h. der in den Fehden und Kriegen gefallenen Freiburger, innehatte und
die mit dem St.-Margareten-Altar verbunden war, beauftragt, für die Sicherung des wertvollen
Heiltums zu sorgen. Dort heißt es: „das wer die pfrounde het zuo sant Margareten altar . . . das
der verwarten und behüten sol das, was ime befolhen wirt und zuo der cammeren höret. Und
were, das des ützit (etwas) unter dem verloren wurdi, das der das ufrihten und gelten sol.“44 Er
haftete also für jeden Schaden, der durch sein Versäumnis eintrat.

Die von den Pflegern vorzunehmende Überprüfung des Gutes „Unsrer Lieben Frau“ bezog sich
aber auch auf alle sakralen Geräte, die in der Sakristei und im Sakramentshaus verwahrt wurden.
Dies geht aus gelegentlichen Hinweisen in den Inventaren hervor. In dem Amtshaus des Münster-
schaffners, der Custorie, befand sich zusätzlich eine Kammer, in der alle „Tücher zu der gezierd“
aufgehoben wurden. Verstanden werden darunter jene gewirkten Behänge und Goldstoffe, die
zum Schmuck der Wände und des Fronaltars an bestimmten Festtagen und zur Zierde des
Heiligen Grabes an den Kartagen Verwendung fanden. Mit Datum vom 7. Juli 1489 wird
dieser Raum in dem ältesten Schatzverzeichnis zum erstenmal genannt, da an diesem Tage die
Pfleger, und zwar der Altbürgermeister Hans Rott, Hans Heininger und der Altobristmeister
Hans Han, in Begleitung des Schaffners Martin Schmitt die „Tücher zu der gezierd“ überprüften,
die 1483 aufgenommen worden waren45. Hier lagerte auch das Kultgerät, das im Gottesdienst
nicht gebraucht wurde und das, z. T. schadhaft, für eine andere Goldschmiedearbeit eingeschmol-
zen werden sollte. So gaben u. a. die Pfleger 1513 zwei Kelche in die Custorie46. Dort lieferten
die Freiburger auch ihre Stiftungen ab, die für den Bau „Unsrer Lieben Frau“ bestimmt waren.
Heute befindet sich der Münsterschatz zum großen Teil im Geschoß über der Sakristei. Welchem
Zweck der Raum ursprünglich diente, ist ungewiß, jedenfalls waren dort nach Auskunft der
Inventare bis ins 18. Jahrhundert hinein die Goldschmiedearbeiten nicht untergebracht. Nach
der Mitte des 15. Jahrhunderts hat man in den fertigen Bau der Sakristei das Obergeschoß ein-
gezogen, das aus einem fast quadratischen Vorraum und einer etwas höher gelegenen, zwei Joch
tiefen, anschließenden Kammer besteht47. Alle Räume sind mit Kreuzrippen eingewölbt. Am
Schlußstein des Vorraums steht die Jahreszahl 1598. Damals war der Bau der Kammern also erst
fertig. Der Zugang zu der hochgelegenen Türe - 1466 durch die Ostmauer des Querhauses ge-

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