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sahen nicht, dafs die Bedenken aller Art, die er gegen
ihre Vorschläge vorschützte, ihren Grund nur darin hatten,
dafs er jetzt mächtig in sich den Dichterberuf erwachen
fühlte. Doch woher das Nötige zum Leben nehmen? Das
Wenige, was Lord Lonsdale den Kindern seines Verwal-
ters gelassen hatte, war für Williams Erziehung reichlich
aufgebraucht worden; es war damals tiefste Ebbe in seiner
Kasse. Da trat ein Ereignis ein, das ihn wie ein Wunder
aller Sorge entrifs. Ein schwärmerischer Jüngling, Rais-
lay Calvert, der Bruder jenes William, der Words-
worth ein treuer Wandergefährte gewesen war, wurde
in seiner letzten Krankheit von ihm gepflegt. Er hinter-
liefs ihm zum Dank ein kleines Legat in dem freudigen
Bewufstsein, welches Verdienst er sich damit erwerbe.

Dieser Zufall brachte unsern Dichter mit einem Male
an das Ziel seiner Wünsche. Wir können die Wichtigkeit
dieser Wohlthat nicht hoch genug für Wordsworth an-
schlagen. Nicht allein, dafs es ihm nun keinen Augen-
blick mehr zweifelhaft war, dafs er in irgend einem
stillen Winkel der Heimat ausschliefslich seinen dichte-
rischen Neigungen leben dürfte, es ward ihm so auch
ermöglicht, mit einer Frau zusammenzuleben, die auf den
schwer Lenkbaren einen Einflufs als Menschen und Dich-
ter gewann wie niemand sonst: seine Schwester Dorothy.
Seitdem der Tod der Mutter vorzeitig das Familienleben
im Wordsworthschen Hause aufgelöst hatte, waren auch
William und Dorothy immer nur kurze Ferienwochen
zusammen gewesen; und doch hatten diese genügt, die
Zuneigung der beiden Geschwister immer mehr zu be-
festigen. Dorothy hatte von keiner so glücklichen Kin-
derzeit zu erzählen wie der Bruder. Sie war nach des
Vaters Tode zu Grofseltern gekommen, die ohne das ge-
 
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