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— 40 —

Nun war Words'Worth aus Frankreich zurückgekehrt.
Der unselige innere Zwist drohte ihn aus seiner Bahn zu
schleudern. Mit skeptischem Auge und zersetzendem Geiste
betrachtete er die moralische und die sichtbare Welt:

„In so verkehrter, düstrer Leidenschaft
Bekriegte damals ich mein eignes Seihst,
Bigott in neuer Götzendienerei,
Wie ein geschorner Mönch abschwört der Welt,
Voll Eifers, mir vom eignen Herz zu reifsen
Die Quellen aller meiner frühem Stärke."1

Da sah er in der Schwester wie in einem Spiegel das
eigene frühere Selbst, Sie hatte das Herz frei und das
Auge klar behalten:

„Die Vögel, Büsche, auf dem Feld die Lämmer,
Wenn sie sie kennten, müfston sie sie lieben,
Und schon ihr Dasein, deucht mich, atmet Liebe,
Dafs Blumen, Bäume und die stummen Hügel,
Worauf sie schaute, eine Ahnung fühlten,.
Wie sie mit ihnen allen rings verkehrte."1

Ihrem besänftigenden, wohlthätigen Einflufs verdankte er es
zumeist, dafs er das Gleichgewicht allmählich wiederfand:

„— — — Ich schüttelte den Irrtum ab
Ganz und für immer; und ich stand aufs neue
Inmitten der Natur ein schaffend Wesen
Und ein empfänglich Herz."1

Wenn die beiden dann zusammen waren und auch
Dorothy empfand, dafs sie dem Bruder gegenüber nicht
nur die Empfangende sei, da nahm die Sehnsucht, mit ihm*
dauernd zusammen zu leben, immer mehr zu. Hören wir sie
selber in ihrem anmutigen Geplauder: „Ich streifte in der
Nachbarschaft umher, wo ich den Vogelsang und die ge-
schäftigen Stimmen eines Sommerabends genofs", schreibt

1) Prelud. hb. XII.
 
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