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der Freude über diese Fülle des Lebens .... Ich hätte
gewife mit der guten Johanna1 gelacht!1'

Wer wollte leugnen, dafs solch ein Bild der hoch-
gehenden Wogen der Weltstadt nur jemand entwerfen kann,
für den „old dirty London" die Heimat ist. Doch auch
Wordsworth hatte später noch den Triumph, diesen Ver-
ächter seiner geliebten Natur bei einem Besuche in den
kumbrischen Bergen von Ihrer Schönheit und Erhabenheit
überwältigt zu sehen. Mit Entzücken erinnert er sich
bei der Lektüre von Wordsworths Gedicht „Der Ausflug11
eines dort erlebten Sonnenuntergangs. Dieses Zugeständ-
nis schliefst dann allerdings mit der lustigen Bemerkung:
„Mary zweifelt, ob Sie uns Bewohnern der Stadt eine
Seele zuschreiben und zittert für diesen kostbaren Teil
ihrer selbst." Diese Schwester war, obwohl das unselige
Leiden ihr einen grofsen Teil des Lebens verbitterte, in
ihren guten Stunden ihm eine geistig ebenbürtige, gleich
geartete Genossin. Sie besafs dieselbe geistige Elastizität
"nd Heiterkeit, denselben Humor und die gleiche Tiefe
Ulid Güte des Gemütes. Als in späteren Jahren Crabb-
Eobinson, verletzt durch Hazlitts perfide Angriffe auf
Wordsworth, diesen Freund fallen liefs, antwortete ihm
Mary Lamb: „Wir haben nicht so viel Freunde, als dafs
%vir den einen um des andern willen aufgeben könnten.'1
Mit der Schwester zusammen unternahm Charles-
Lamb, eine Reihe von Kindergeschichten zu erzählen, die
unter dem Namen „Mrs. Leicesters school" grofse Popu-
larität hatten und ebenso wie seine „Geschichten aus
Shakespeare für Kinder erzählt" noch heute nicht aus
theser kleinen Welt verschwunden sind. Diese kleinen.

*) Siebe „An Johanna" Nr. XV.
 
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