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Bescheiden war die Hütte wirklieh, in die der Dich-
ter seinen Einzug hielt. Das Erdgeschofs wies aufser der
kleinen Vorhalle nur ein grofses Zimmer auf. „Nur ein
Fenster hatte es, aber ein Cottage-Fenster, wie man es
sich nur wünschen kann", sagt De Quincey, „mit kleinen,
hellen Fensterscheiben, die fast zu jeder Jahreszeit mit
Rosen umrankt und im Sommer und Herbst mit einer
überschwenglichen Fülle von Jasmin und andern wohl-
riechenden Sträuchern überwuchert sind." Das Zimmer
selbst, mit dunklem Eichenholz getäfelt, war ein wohn-
licher Raum, der jedem Eintretenden anheimelte. "Wenige
Stufen nur führten hinauf in den Oberstock, wo der eigent-
liche Familienraum sich befand, mit dem grofsen Kamin,
■den Wordsworth selber als „halb Küchen-, halb Kamin-
feuer" bezeichnet. Eine Ecke neben ihm wurde von der
bescheidenen Bibliothek eingenommen und der Raum da-
durch auch als das Studierzimmer des Dichters gekenn-
zeichnet. Doch ebenso wie der Gegenstand seines Dich-
tens draufsen die Natur war, so vollbrachte er auch die
Arbeit desselben in Garten, Wald und Feld. Als später
der berühmte Name Wordsworth manchen Neugierigen
zu dem stillen Hause führte, konnte die Magd mit Recht
auf die Frage eines Touristen, ob er wohl das Studier-
zimmer ihres Herrn sehen könne, antworten: „Hier stehen
seine Bücher — aber studieren, das thut er draufsen."

So klein das Häuschen nun auch war, „für uns hat's
Rlatz genug", ruft Dorothy aus; es mufste aber auch
noch eine groise Dehnkraft besitzen, da die Geschwister
fast nie ohne Gäste waren. Sie scherzten selber über das
Symbol von Dove-Cottage, das früher ein kleines Gast-
haus gewesen war: die heimkehrende Taube mit dem Öl-
zweig im Schnabel. „"Wir haben es innen gar wohnlich
 
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