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— 141 —

mit diesem Höflings-Bückling vor der Majestät dem un-
abhängigsten aller Dichter nicht zu nahe getreten wäre.
Wenn irgendwo, so hat er hier die Züchtigung verdient,
die Byron mit seiner unübertrefflichen Satire ihm hat an-
gecleihen lassen. Mit den Jahren wurden seine politischen
Ansichten immer rigoristischer. Die strengsten Zwangs-
mai'sregeln der Regierung thaten ihm nicht Genüge. Der
alte Republikaner ist doch nahe beim Despotismus ange-
kommen, wenn er Deportation als die angemessene Strafe
für Schmähschriften ansieht. Damals schrieb er sein Buch
über die Kirche und die geschmacklosen Kolloquien über
soziale Zustände, die Macaulay so erbarmungslos zerzaust
hat. Eine mit der Zeit wachsende Selbstgerechtigkeit und
ein gut Teil pharisäischen Eigenlobes gab seinen Gegnern
eine bequeme Handhabe zum Spott. Am unerquicklich-
sten treten diese Eigenschaften in dem Streite mit
Byron hervor, der es, wie zu erwarten war, an bos-
hafter Satire und persönlicher Invektive auch nicht fehlen
läfst. Der fromme Southey hat damals für Byron und
seine Anhänger das Schlagwort „satanische Schule" aus-
gegeben.

Im intimen häuslichen Verkehr traten solche Schatten,
die die bedeutende Wirksamkeit des Mannes nur zu oft
vordunkelten, ganz zurück vor den liebenswürdigen Eigen-
schaften des Menschen. Auch Wordsworth bewundert
immer wieder die charaktervolle Stetigkeit, mit der er
ein Ziel ins Auge fafst und \mentwegt durchführt, und
den segensreichen Einflufs, den er hierdurch auf seine
eigenen und auf Coleridges Kinder ausübte, die ihm
dieser, je länger je mehr, überliefs. War auch so das
persönliche Verhältnis immer ein gutes — „den Dichter
Southey" kann nur die Rubrikenwut mit Wordsworth
 
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