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mandem streitig gemacht werden konnte. Die Frau, die
nun mit ihrem sanften, harmonischen Wesen, mit ihrer
taktvollen, zarten und anmutigen Weise in den Kreis tot,
fand die ihr gebührende Stelle, ohne eine andere in der
ihren zu stören. Sie war nicht die Muse des Dichters,
wenigstens nicht in dem Sinne, dafs ihre eigene Gedanken-
welt befruchtend auf die seinige gewirkt hätte. Es war
ihr Wesen als Ganzes, was ihn anzog, wie er es so an-
mutig und tief in dem schönen Gedichte „Sie war ein
Elfe licht und leicht" 1 gezeichnet hat. Die sonnige Freude,
die tiefe Wahrhaftigkeit und Einfachheit ihrer Natur machte
ihm sein Haus zur glücklichsten Heimat und zu einem
Gegenstand der Bewunderung seiner Freunde. „Sie war
ein Beweis dafür", beschreibt sie De Quincey in seinen
Erinnerungen an die Seeen, „wie es einer Frau, die
durchaus nicht hübsch ist, doch möglich ist allen Zauber
der Schönheit auszuüben durch die Entfaltung ihrer engel-
haften Anmut, durch die vollkommene Einfachheit und
die weibliche Selbstachtung, durch die Beinheit des Her-
zens, die aus ihren Blicken, Bewegungen und Handlungen
spricht."

Mary Wordsworth war durchaus keine glänzende
Erscheinung; man konnte sie im ersten Augenblick über-
sehen, sprach sie doch so wenig, dafs Clarkson meinte:
ihre Lieblingsworte seien: „Gott befohlen." Um so sicherer
zwang sie alle näheren Freunde des Hauses zur Liebe
und fast überschwenglicher Bewunderung. Hiernach ist
es nicht mehr so auffallend, dafs der Brautwerbung, ja
selbst der Vermählung weder in Dorothys Tagebuch
noch in Briefen ausführlicher gedacht wird. Dorothy

1) Nr. XXVII.

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