Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
173 —

zum Eande ins Wasser herabgedrüekt. Fast zwanzig
Personen stiegen nacheinander aus. Es regnete nicht
sehr, doch die Frauen hielten ihre roten Schirme auf.
Sie waren in alle Farben des Eegenbogens gekleidet.
Die bunten Plaids der Männer, ihre Seharlaehtücher
und die schottischen Mützen machten ein gar munteres
Bild. Es war ein fröhlicher Lärm um das Boot; und
er schien mir mit einzustimmen in den Tumult des
Wasserfalles und die Ruhelosigkeit der grauen "Wogen.
Die Burschen lachten und schrieen, die Mädchen kicher-
ten und die älteren Leute waren eilig, davon zu kom-
men. Ich erinnere mich, mit welcher Hast unsre Wir-
tin nach ihrem Kinde suchte; doch als sie uns sah,
wie besorgt sie sich erkundigte, wie es uns gehe, ob
wir gutes Feuer hätten, ob man uns ordentlich be-
diene u. s. w. — und das alles in drei Minuten; denn
der Bootsmann, der eine neue Gesellschaft herüber-
bringen sollte, scheuchte uns fort. Die Gastfreund-
schaft, die wir erfuhren, machte den günstigsten Ein-
druck auf uns beim ersten Eintritt in das Hochland;
und die unschuldige Fröhlichkeit der Mädchen, ihre
Freundlichkeit für uns, das schöne Gesicht und die
Gestalt der älteren kommen mir ins Gedächtnis, wenn
immer ich an das Fährhaus und den "Wasserfall von
Loch Lommond denke, und nie erinnere ich mich der
beiden Mädchen, dafs ich nicht das ganze Bild des
romantischen Fleckchens vor mir habe, das mir leben-
dig bis zu meinem Tode bleiben wird."

Auch der Bruder hat diesen momentanen, aber doch
tiefen Eindruck festgehalten. Ihm entstanden aus der Er-
innerung die Verse an das Hochlandmädchen.1 Das Ge-

1) Nr. XXIV.
 
Annotationen