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Anspruch auf Zugehörigkeit erheben durfte. Doch seine
kindliche, harmlose Liebenswürdigkeit, seine Opferwillig-
keit als Freund und nicht zuletzt seine innige Freude am
Leben mit und in der Natur brachten ihn diesen Men-
schen näher. "Wordsworths Kinder liebte er wie seine
eignen. Bei der Nachricht vom Tode der kleinen Katha-
rina brach er in heftige Thränen aus; und gern über-
nahm er eine wochenlange Unbequemlichkeit, um "Words-
worth mit der Überwachung des Drucks der Konvention
von Cintra einen Gefallen zu thun. Doch lockerten sich
die Beziehungen nach wenigen Jahren. De Quincey war
viel zu unruhig, um lange an den stillen Seeen auszu-
halten. Er verbrachte sein späteres Leben hauptsächlich
in Edinburgh, wo er "Wilson nahe trat, und reichlich
Anregung für seine journalistische Thätigkeit fand. Seine
unverbesserlichen Junggesellen-Neigungen hatte er wäh-
rend seiner Ehe etwas beschränkt, um ihnen nach dem
frühen Tode seiner Frau wieder ganz zu leben. Unzäh-
lige Anekdoten werden aus seinem späteren Leben auf-
bewahrt. Er liebte seine Kinder zärtlich, lebte aber gar
nicht mit ihnen zusammen, sondern in einein Chambre-
garni, wo er dann unendliche Mengen von Papier, Zei-
tungen und Zeitschriften auftürmte, bis er selbst nicht
mehr1 Platz darin fand. Dann schlofs er einfach ab und
suchte sich eine andere "Wohnung. So hatte er bei sei-
nem Tode nicht weniger als sechs solcher Logis. Trotz
seiner zarten Konstitution und trotz — er selber behaup-
tete: wegen — seines unablässigen Opiumgenusses, hat
er ein Alter von sechsundsiebzig Jahren erreicht. Noch
als Greis besafs er Zähigkeit und Ausdauer namentlich
im "Wandern, worin er es noch mit jedem Jüngling auf-
nahm.
 
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