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— 247 —

Worten das Höchste, was seine DiehterphantaSie ihm vor-
zuzaubern vermag.

Tiefer sozialer Friede herrscht liier; auf gleichem
Fufse verkehrt der hochgebildete Pfarrer mit seiner Um-
gebung, Freundschaft verbindet seinen Knaben mit den
Bauernjungen. Aber zu schmerzlich fühlt der Wanderer,
dafs solche Zustände nur noch eine Ausnahme bilden, und
er beklagt die Kluft zwischen den Ständen, die sich täg-
lich unheilvoller erweitert. Noch werden uns später diese
bedeutsamen sozialen Erörterungen zu beschäftigen haben.
Eine abendliche Kahnfahrt auf Grasmeres anmutigem See und
die grofsartige Schilderung des Sonnenuntergangs schliefsen
das Gedicht mit der Weihestimmung einer solchen Stunde,
wie es mit der Erinnerung an die ahnungsvolle, unver-
standene Andacht, die den Wandrer einst als Hirtenknaben
bei dem Anblick der aufsteigenden Sonne überwältigte,
begonnen hatte.

Man kann nicht sagen, dafs auch nur die Freunde
dieses Gedicht mit kritikloser Bewunderung aufgenommen
hätten. Crabb-Robinson fürchtete mit Recht, dafs es
so unpopulär bleiben werde wie die andern Werke des
Dichters. Er tadelte die Schwerfälligkeit und Weitschweifig-
keit mancher Partieen, um sich dann allerdings in Be-
wunderung der Vortrefflichkeit des Ganzen zu ergehen.
Coleridge — höchst charakteristisch für ihn — hatte
sich den Plan ganz anders gedacht; er hatte gehofft, dafs
sich Wordsworth gegen bestimmte philosophische Systeme
wenden würde, gegen die „sandigen Sophismen Lockes,
gegen Pop es Versuch über den Menschen, gegen Dar-
wins — des Vaters — absurde Meinung, dafs der Mensch
vom Affen abstamme", u. s. w. —; kurz er ärgerte sich,
dafs Wordsworth nicht geschrieben hatte, wie er es ge-
 
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