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— 252 —

dann aber auch einem subjektiven, der von den Gemüts-
kräften ausgeht, wobei dann noch als dritter bei der Aus-
sonderung der Sonette die Rücksicht auf die äufsere Form
mitgesprochen hat. Die Freunde, ja selbst die Familie,
waren unzufrieden mit dem Arrangement; und die Vor-
rede, worin er dieses zu rechtfertigen sucht, läfst seine
Gründe doch nicht klar oder stichhaltig- erscheinen.

Er giebt nur eben einfach zu, dafs alle diese Gesichts-
punkte sich geltend gemacht haben, und dafs er, um der
Sammlung eine gewisse Einheit zu geben, mit der Kind-
heit begonnen und mit dem Alter geschlossen habe. Einen
gröfseren Wert haben in dieser Einleitung die Untersuchun-
gen über den Unterschied von Einbildungskraft (imagination)
und Phantasie (fancy); denn dieser Wortstreit hat damals
den ganzen Dichterkreis lebhaft beschäftigt. In den Tage-
büchern von Crabb-Robinson, in den Briefen von Lamb
und Coleridge, in verschiedenen ästhetischen Essays von
Lamb über Hogarth und von Leigh Hunt über Ein-
bildungskraft und Phantasie, überall wird über die dich-
terischen Kräfte und Wirkungen, die in diesen beiden Denk-
thätigkeiten zum Ausdruck kommen, diskutiert. Cole-
ridge, der spekulativste Kopf unter ihnen allen, hat
augenscheinlich auch diesen Unterschied zuerst gemacht.
Schon im Jahre 1804, in einem Briefe an Sharp weist
er der Einbildungskraft (imagination) ihre Stelle als der
bildenden (modifying, später setzt er noch shaping hinzu)
Kraft an, die eine schwache Analogie der Kraft des
Schöpfers sei, eine Analogie nicht dessen, was wir von
jener glauben, sondern dessen, was wir von ihr verstehen.
Die Phantasie (fancy) nennt er eben hier „die kombi-
nierende, zusammenstellende Fähigkeit (aggregating, asso-
ciating power) — eine Erklärung, die er später auch in
 
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