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LEBEN RAPHÄEL'S



glaube' seinem Portrait gegenüber, ist mit grösserer Wahr-
scheinlichkeit als hergebrachte Höflichkeitsformel zu fassen,
als dass es naiver Ausbruch persönlicher Reminiscenzen wäre.
Ebenso die Schlusssätze,- die nicht auf besondere persönliche
Theilnahme an Francia's speciellen Verhältnissen gedeutet zu
werden brauchen. Indessen man kann trotzdem auch wieder
jedes Wort für inhaltsreich Und deutungsfähig erklären, was
meiner Ansicht allerdings widerspräche.

Bazotto scheint einer der Couriere gewesen zu sein,
welche zwischen dem von Giulio II eroberten Bologna und
Rom hin und her gingen. Raphael's frühere Arbeiten nach
Bologna sind unbekannt, sein ,Presepe' , Jesus in der Krippe'
existirt nicht mehr '). Die Zeichnung einer solchen Anbe-
tung fand sich in Besitz des Major Kuehlen, ist jedoch eine
Fälschung. Die Judith Francia's ist mir unbekannt: das von
Passavant2) vermuthete Blatt ist eine Arbeit Mantegna's. Ein
gutes Profilportrait Francia's existirt in Bologna3).

Es ist zweifelhaft, ob Raphael sein eignes Portrait als
Ölgemälde oder nur als Zeichnung an Francia senden wollte.
Schwerlieh wird es mit dem für Bindo Altoviti oder für die
Schule von Athen identisch gewesen sein, da dieser Typus
einige Jahre später anzusetzen ist; eher könnte es sich ui
den Typus des Portraits der Ufficien gehandelt haben.

Das Sichzusenden von Portraits war zwischen Künstlern
nichts Ausserordentliches. So sehen wir Dürer sein Bildmss
Raphael schicken, der ihm eine Studie zweier nackter Manne
dagegengab, auf der noch von Dürer's eigner Hand zu lesen
ist, von wem er sie empfangen hat.

Raphael's Brief an Francia bestätigt wieder, was alle
ächten, auf Raphael bezüglichen und von ihm herrührenden
Schriftstücke klar machen: dass Vasari von den wirklichen
Verhältnissen seines Lebens nichts gewusst habe. Dass er

') Pass. I, 96. *) Pass. I, 171. 3) Radirt von L. Grimm-
 
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