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VI. ALBRECHT DÜRER „UNTERWEISUNG DER MESSUNG

Albrecht Dürer (Nürnberg 1471-1528) wurde in der Goldschmiede-
werkstatt seines Vaters und bei dem Maler und Holzschneider Michael
Wolgemut ausgebildet. Auf seinen Reisen an den Oberrhein (1490-1494),
nach Italien (1494-1495, 1505-1507) und in die Niederlande (1520-1521)
empfing er prägende künstlerische Einflüsse.
Dürers Schaffen steht im Zeichen der Wende von der Spätgotik zur
Renaissance. Seine Kunst wurzelt zunächst in der deutschen Handwerks-
tradition des 15. Jahrhunderts. Durch den Umgang mit Willibald Pirck-
heimer und dessen gelehrtem Freundeskreis und durch den Kontakt zu
italienischen Künstlern entfernte sich Dürer von dem mittelalterlichen
feudal-kirchlich geprägten Weltverständnis und näherte sich einem metho-
dischen Erkennen der Natur und des Lebens, wie es die Renaissance
darstellte und der bürgerliche Humanismus vertrat. Er lernte, die Natur
realistisch darzustellen und ihre Erscheinungen theoretisch zu beleuchten.
Die Begegnung mit Jacopo de’ Barbari führte ihn an Probleme der Per-
spektive und Proportionen heran.
Geleitet von einem methodischen Empirismus, erprobte Dürer stets
neue Wege zur Gestaltung der sichtbaren Phänomene und der mensch-
lichen Natur. Er suchte nach Gesetzmäßigkeiten in Natur und Kunst. Er
verstand Kunst als das Zusammenwirken von handwerklicher Fertigkeit
(dem „Brauch“) und theoretischem Wissen (dem „Verstand“). Als erster
deutscher Künstler setzte er sich schriftlich mit den rationalen Grundlagen
der Kunst auseinander.
Dürer verfaßte drei Schriften. Sie erschienen alle in Nürnberg im Druck:
die „Unterweisung der Messung“ (1525), ein Lehrbuch der Geometrie; der
„Unterricht zur Befestigung der Städte, Schlösser und Flecken“ (1527),
eine Abhandlung über Befestigungsanlagen; und die „Vier Bücher von
menschlicher Proportion“ (1528), eine Studie zu den Maßverhältnissen
von menschlichen Körpern. Wohl im letzten Jahrzehnt seines Lebens
wollte Dürer eine Abhandlung über die Malerei nach italienischem Vorbild
ausarbeiten. Aber der Plan gelangte nicht zur Vollendung.
„Underweysung der messung, mit dem zirckel unn richtscheyt in Linien
ebnen unnd gantzen corporen . . Nürnberg 1525.
Während der Arbeit an den „Proportionslehren“ erkannte Dürer, daß
 
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