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diesen eine bedeutend grössere Anzahl Windungen feinen Kupferdrahtes aufgewickelt sind.
Die dicken Windungen nennt man primäre, die dünnen Windungen sekundäre Wicklung.
)ede Telephonstation mit Induktionsrolle hat einen Lokalstromkreis, welcher von der
Lokalbatterie, die aus 1—2 gewöhnlichen Eiementen besteht, ausgehend, durch das Mikrophon,
die primäre Wicklung und zurück zur Batterie fliesst. Dieser niedergespannte, 1—2 Volt be-
tragende Strom wird durch eiektrische und magnetische Induktion in der sekundären Wicklung
in solchen von hoher Spannung und entsprechend geringerer Stromstärke verwandelt, der
nun im Stande ist, den grossen Leitungswiderstand zwischen weit voneinander gelegenen
Apparaten leicht zu überwinden und die Sprache deutlich zu übertragen. Das Telephon liegt
demnach im sekundären Stromkreis.
Zum Anrufen einer entfernten Station dienen sowohl Batterie-, als auch polarisierte
Wecker, welch letztere von einem Magnetinduktor in Thätigkeit gesetzt werden.
Um der Blitzgefahr zu begegnen, schaltet man in die ins Freie führende Leitung
einen Blitzableiter; dieser erhält direkte Verbindung mit dem feuchten Erdreich.
Im Folgenden soll nun an Hand des Schemas die Wirkungsweise der abgebildeten
Reichspost'Telegraphenstation beschrieben werden.
Angenommen, die Station würde angerufen: der Strom ginge über Klemme La nach
dem Induktorkörper, durch die Kurbelachse bei Kx in die Stromabnahmefeder, über K„ nach
Umschalterhebel H, Blattfeder fx, Klemmen W3 und Wv durch den Wecker W nach K und
über Lb zurück zur Ausgangsstelle. Der Wecker ertönt und man nimmt den Fernhörer „Fu
(Telephon) ab, wodurch der Hebel H automatisch durch Federkraft nach oben geht und Ver-
bindung mit f und fs erhält. Hierdurch wird der Lokalstromkreis (Mikrophonstromkreis) ge-
schlossen über f3, primäre Wicklung der Induktionsspule J, Mikrophon M, Klemme MZ,
Batterie MB, Klemme MK und Zugfeder f; gleichzeitig erhält das Telephon Verbindung mit
dem Rufenden auf der entfernten Station und zwar über fz, sekundäre Wicklung von J, iiber
Tx durch das Telephon, Tv C Kontrollelement nach MR, K, Klemme L b, den Apparat des
andern, über La zurück nach dem Induktorkörper Kv Kv Umschalterhebel H und Feder fv
Hach beendigtem Gespräch wird das Telephon F wieder angehängt und dadurch der Ruhe-
zustand hergestellt.
Angenommen die Station will eine andere anrufen: Beim Drehen der Kurbel D geht
die Kurbelachse in der Pfeilrichtung nach rechts zurück, und die Feder „i“ wird von Kx ge-
trennt, Iegt sich aber dafür an „K“; der durch das Kurbeln erzeugte Strom hat Verbindung
mit dem Induktionskörper und gelangt über La nach aussen, über Lb zurück nach K, Feder i
und durch eine Bohrung der Ankerachse und von dieser isoliert zum einen Ende der Anker-
wicklung; das andere Ende hat Verbindung mit dem Körper.
Das Kontrollelement „CB“ dient dem Beamten am Vermittlungsamt zur Priifung, ob
noch gesprochen wird, wobei er sich eines Galvanoskops bedient.
Seit Jahresfrist baut die Firma Mix fy Genest in Berlin nach einer amerikanischen
Erfindung Telephonapparate (Telephonographen), die, wie der Phonograph, das Gespräch nieder-
schreiben und zu gelegener Zeit wiedergeben.
Den gegenseitigen Verkehr zwischen den einzelnen Telephonbesitzern vermittelt auf
das Einfachste das sog. Vermittlungsamt, in welches alle Teilnehmerleitungen münden, um
dort durch wenige Handgriffe nach Wunsch verbunden zu werden.
Es ist dort für jeden Teilnehmer in schrankförmiger Anordnung je eine Klappe mit
Nummer vorhanden, die durch einen Elektromagnet in senkrechter Stellung gehalten wird
und beim Anruf fällt, wobei die Nummer sichtbar wird. Der Beamte weiss dann, dass der
Teilnehmer einen Wunsch hat und setzt sich zunächst mit ihm in Verbindung; nachdem er
erfahren, mit wem der Rufende zu sprechen wiinscht, nimmt er eine Stöpselschnur, an deren
Enden sich Kontaktstöpsel befinden, und verbindet beide Teilnehmer, indem er die Stöpsel in
besondere Kontaktvorrichtungen (KHnken) bringt, die in Ruhe mit der Erde Verbindung haben,
aber beim Sprechen samt der Klappe von dieser getrennt werden. Die Teilnehmer sind da-

durch direkt verbunden und sprechen nur iiber eine in die Stöpselschnur eingeschaltete sog.
Schlussklappe, welche beim Abklingeln fällt, und dem Beamten anzeigt, dass das Gespräch
beendet ist.
Bei den grossen Vermittlungsämtern kommen Vielfachumschalter (Multiplexschränke)
zur Anwendung, wo auf einem Schrank nur 200 Klappen, dagegen so viele Klinken sich be-
finden, als Teilnehmer an das Amt angeschlossen sind. Jeder Beamte bedient somit
200 Klappen, die er leicht übersieht, und mit jedem beliebigen, von allen an das Amt an-
geschlossenen Teilnehmern verbinden kann.


Zu diesem Zwecke sind sämtliche Schränke eines Amtes derart unter sich verbunden,
dass man die ein und denselben Teilnehmer gehörenden Klinken aller Schränke in leitende
Verbindung brachte.
Vor jeder Klappe ist noch eine Extraklinke eingebaut, welche zum Anschluss des
Beamtenapparates dient. Auch ist eine Kontrollvorrichtung vorhanden, um zu prüfen, ob eine
Leitung besetzt ist oder nicht.
Die Beamten bedienen sich eines verstellbar aufgehängten Mikrophons (Pendel-
mikrophon) und eines leichten Kopftelephons, das durch eine bügelartige Feder an die Ohren
gedrückt wird.
 
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