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Wo die Leitungen nicht allzulang werden und die Teiinehmerzahl nicht zu gross ist,
empfiehlt sich sehr die Anwendung von Linienwählern. Durch die Linienwähler kann sich
jede Sprechstelle selbst mit der gewünschten Sprechstelle verbinden, wodurch nicht allein ein
Kiappenschrank und dessen Bedienung, sondern vor allem Zeit gespart wird.
Von grosser Bedeutung für das gute Funktionieren einer Fernsprechanlage ist die
Güte, Art und Beschaffenheit der Leitungen; auf gute Isolation derselben ist besonders sorgfältig
zu achten; desgleichen auf die gute metallische Verbindung der Enden und der Anschlüsse.
Als Leitungsmaterial wird fast ausschliesslich Kupferdraht verwendet. Für die Rück-
leitung hat man meist die Erde benutzt, um Kosten zu sparen. Es hat sich aber, besonders
bei langen Leitungen herausgestellt, dass bei einfacher Ausführung derselben störende rfeben-
geräusche in dem Masse entstehen, dass eine Verständigung kaum mehr möglich ist. Diese
Geräusche können die verschiedenartigsten Ursachen haben. Bei Leitungen, die längere Zeit
parallel laufen, konnte man in der einen das verstehen, was in der andern gesprochen wurde;
die Deutlichkeit des eigenen Gesprächs liess daher sehr zu wünschen übrig.
Diese auf Induktion beruhende Übertragung der Gespräche auf fremde Leitungen
suchte man dadurch zu bekämpfen, dass man die Leitungen des öftern kreuzte, erreichte aber
den Zweck bei langen Leitungen nicht in gewünschter Weise.

Man ging daher in den letzten Jahren bei der Reichspost dazu über, statt der Erd-
rückleitung allgemein eine zweite Drahtleitung zu legen und erzielte damit zufriedenstellende
Resultate.
Bei einfachen Leitungen war nämlich ein direkter Stromübergang von der einen in
die andere Leitung durch die gemeinsame Erdrückleitung möglich; selbst von dem Schienen-
netz der elektrisch betriebenen Strassenbahnen vagabondierten nachweislich Ströme durch die
Telephonleitung nach ihrer Quelle zurück. Die DoppeL oder Schleifenleitung beseitigte fast
alle angeführten Mängel.
Die Übertragung der Sprache aus einer Telephonanlage mit einfacher Leitung in eine
solche mit Doppelleitung geschieht durch Induktionsrollen.
Um die kostspieligen Telephonleitungen für grosse Entfernungen zu sparen, hat man
versucht, die vorhandenen Telegraphenleitungen zu benutzen, was nach dem Verfahren von
Rysselberghe wohl möglich, aber praktisch doch nicht vorteilhaft ist; nur die allerlängsten
Leitungen hat man als seltene Ausnahmefälle zum gleichzeitigen Telegraphieren und Sprechen
benutzt. Man verwendet dabei Graduatoren und Kondensatoren so, dass die Telephon-
membrane auf das Telegraphieren nicht anspricht, dagegen das gleichzeitige Telephonieren
ungehindert vor sich gehen kann.

Phonograph.

Oelten hat eine Erfindung so viel Aufsehen erregt, als die des Phonographen durch Edison.
^ Freilich haben sich die Hoffnungen, welche man anfangs auf die praktische Aus-
nutzung der Einfindung setzte, nicht erfüllt. Der Phonograph ist Jahre hierdurch ein SpieL
zeug geblieben, und es blieb ein sehr zweifelhafter Genuss den Klängen zu lauschen, die er
wiedergab. Es war also weniger das, was er leistete, an ihm bewundernswert, sondern das
Princip, die Grundidee, welche er verwirklichen half — die menschliche Stimme und andere
Laute festzuhalten und ziemlich naturgetreu wiedergeben zu können.
Der Neuzeit war es vorbehalten, dieses Instrument soweit zu vervollkommnen, dass
die Reproduktion des Phonographen der natürlichen Klangfülle und Tonschönheit annähernd
gleich kommt. Jedes Wort ist klar zu verstehen, und selbst der Ausdruck, mit dem das
Wort bei der Aufnahme gesprochen oder gesungen wurde, kommt markant wieder zu Gehör.
Bei Orchesterstücken ist jedes Instrument seinem Toncharakter entsprechend zu unterscheiden,
und es ist geradezu wunderbar, wie es möglich ist, dass dieser eine kleine Stift mit Fiilfe
der durch ihn erschütterten Membran die Töne von 10—20 Instrumenten gleichzeitig in
völliger Naturtreue wiedergeben kann.
Das Princip, welches ihm zu Grunde liegt, ist an sich sehr einfach. Wir wissen,
dass am Telephon ebenfalls die Membran dazu dient, das gesprochene Wort — hier aller-
dings auf elektrischem Wege durch Erregen und Unterbrechen kleiner Magneten — fort-
zupflanzen. Den Schwingungen der Töne folgend, welche die Membran aufnimmt, wird sie,
je nachdem der Ton stark oder schwach, hoch oder tief ist, stets ganz bestimmte Schwingungen
machen. Versieht man nun die Membran in der Mitte mit einem Stift, den man — anfangs
auf einem Staniolstreifen — heute auf Wachswalzen laufen Iässt, so hinterlässt der Stift
auf der Wachsfläche, den aufgenommenen Tönen entsprechend, Eindrücke, die mit dem

blossen Auge kaum zu sehen sind. Lässt man nun umgekehrt den Stift in gleicher Weise
auf den in Spiralwindungen geführten Eindrücken schleifen, so wird er die Membran wieder
in der gleichen Weise erregen, wie sie bei der Aufnahme erregt wurde. Die vor ihr lagernde
Luftsäule nimmt die Schwingungen der Membran in gleicher Weise wieder auf, pflanzt sie
fort und sie kommen, durch Schalltrichter verstärkt, wieder als geschlossenes Wort zu Gehör.
Über den praktischen Wert des Apparates lässt sich streiten, doch ist er unbedingt
ein ebenso lehrreiches als unterhaltendes Instrument, so wie ihn eine strebsame Industrie
heute auf den Markt bringt und die nach unserem Modell gebauten Apparate zeichnen sich
ganz besonders durch iiberaus klare und klangschöne Reproduktion aus.
Der Apparat ist in einem eleganten Kasten aus Eichenholz untergebracht, dessen
Deckel 1 abgenommen wird, wenn man ihn in Betrieb setzen will. Auf der vernickelten
Platte des Kastenunterbaues sehen wir zunächst zwischen zwei Ständern 9 und 10 die Leit-
stange 7 und die Führungsstange 8 für die Schalltrichterhülse 5 a. Der Schalltrichter 29
wird in die Flülse gesteckt und hinter ihm auf das Kugelgelenk 34 die im Gehäuse 32 mom
tierte Membran gesteckt. Auf der Welle 28 hinter dem Schalltrichter befindet sich eine
grosse, freilaufende Metallwalze 31, auf die man den Wachscylinder 27 aufsteckt, auf dem
irgend ein GesangS' oder Musikstück früher aufgenommen ist. Auf der Wachswalze sieht
man eine ganz feine Spirallinie eingezeichnet, in die am Anfang die Spitze 37 des Über-
tragungshebels 36 eingestellt wird.
Zieht man nun mit der Kurbel 26 das Uhrwerk auf, welches unter dem eigentlichen
Phonographen in dem Kasten verborgen ist, so funktioniert der Apparat in folgender Weise.
Durch die Kurbel 26 wird beim Umdrehen die Feder 33 in dem Federhaus 22 gespannt und
die an der hinteren Seite des Federhauses angebrachte Sperrvorrichtung 23 und 23 a sorgt

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