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Der Pulsometer

Der Pulsometer gehört zu der Kategorie der Pumpen und zwar speciell zu den Dampfdruck-
pumpen, bei welchen gespannter Wasserdampf zur Hebung von Flüssigkeiten be-
nutzt wird.
Schon im Jahre 1681 erfand der Engländer Thomas Savery eine Maschine, die zum
Heben von Wasser diente. Sie bestand aus 2 mit Sauge- und Druckventilen versehenen
Kammern. Durch die Saugeventile trat das Wasser aus dem Saugerohr in die Kammern
ein, während durch die Druckventile das angesaugte Wasser in das ableitende Rohr (Druck-
rohr) gedrückt wurde. Das Fortdrücken geschah mittelst Dampfes, der abwechselnd bald in
die eine, bald in die andere Kammer eingeiassen wurde. War die Flüssigkeit herausgedrückt,
so wurde durch Kondensation des Dampfes ein Vakuum erzeugt, was zur Folge hatte, dass
sich die luftleere Kammer wieder aus dem Saugerohr mit Wasser anfüllte, welches dann von
neuem durch den Dampfdruck ins Druckrohr befördert wurde. Da aber das abwechselnde
Öffnen und Schliessen des Dampfventils, durch welches der Dampf eingelassen wurde, mit
der Hand geschehen musste, so war an eine praktische Verwertung der Erfindung nicht
zu denken.
Erst nachdem der Amerikaner Henry Hall im Jahre 1871 die Pumpe dadurch ver-
vollkommnet hatte, dass er die beiden Hohlräume miteinander in Verbindung brachte, und
mit Hilfe eines selbstthätigen Steuerungsventils abwechselnd in die beiden Kammern den
Dampf einströmen liess, war es möglich, die Maschine in die Praxis einzuführen.
Seitdem hat sich im Princip der Pulsometer nichts geändert und die verschiedenen
Pulsometerarten, die heute gebaut werden, unterscheiden sich nur in der Konstruktion ein-
zelner Teile, namentlich des Dampfsteuerungsventils.
Wegen der geringen Abweichungen im ganzen ist es daher vollständig genügend,
wenn wir uns auf die Beschreibung eines Pulsometers beschränken; und zwar iegen wir
unserer Darstellung den Pulsometer der Firma Meuhaus C§. zu Grunde.
Der Pulsometer „Neuhaus“ (siehe Modell) besteht aus zwei flaschenförmigen Pumpen-
kammern A und B, die durch ihre Hälse miteinander in Verbindung stehen und in einen
Dampfkopf P niünden. In diesem befindet sich das Dampfsteuerungsventil K, welches aus
einer Kugel besteht und abwechselnd die beiden Kammern schliesst. Zu unterst befindet
sich ein Fussventil F, das den Zweck hat, bei längerem Stillstande des Pulsometers ein Ab-
laufen der zu hebenden Flüssigkeit zu verhindern. An das Fussventil schliesst sich der Sauge-
rohrstutzen an. Oberhalb des Fussventils führt zu jeder Kammer ein Saugeventil 5. Von
Kammer zu Kammer gehen je 2 Injektionskanäle /, die dazu dienen, durch Einspritzen von
kaltem Wasser in die andere die Kondensation des in derselben befindlichen Dampfes zu be-
schleunigen. Beide Kammern haben einen gemeinsamen Druckkasten U, mit dem sie durch
je einen mit Druckventil D versehenen Druckkanal C in Verbindung stehen. Auf dem Druck-
kasten befindet sich der Stutzen für das Druckrohr. Zwischen den beiden Kammerhälsen
sitzt noch ein Windkessel, der durch einen Kanal mit dem Saugerohr verbunden ist und den
Zweck hat, durch Zuführung von Luft ein stossweises Saugen zu verhindern.
Die Wirkungsweise des Pulsometers ist folgende:
Nach Öffnen des Dampfventils strömt der Dampf in die vom Steuerungsventil offen
gelassene Kammer und drückt das in ihr befindliche Wasser durch das Druckventil in den

Druckkasten und in das Druckrohr. Ist das Wasser herausgedrückt, so findet mit Hilfe der
Einspritzung aus der anderen Kammer eine rasche Kondensation des Dampfes statt, so dass
ein fast völliges Vakuum erzeugt wird. Dadurch wird das Steuerungsventil nach dieser
Kammer hin umgesteuert und dieselbe füllt sich nun mit dem durch das Saugerohr, Fuss-
ventil und Saugeventil eindringenden Wasser, während gleichzeitig der Dampf in die andere
Kammer einströmt und das dort befindliche Wasser herausdrückt.
In dieser Weise arbeitet der Pulsometer ununterbrochen fort, so lange er genügenden
Dampf und Saugewasser hat.
Wird der Pulsometer zum erstenmal in Betrieb gesetzt, oder ist das in einer Kammer
befindliche Wasser etwa ausgelaufen, so muss man, nachdem man die Füllschraube am
Windkessel abgeschraubt hat, den Pulsometer bei offenen Luftventilen mit Wasser füllen. Ist
dies geschehen, so schliesse man die Luftventile und mache das Dampfventil einige Male
hintereinander auf und zu, damit das Wasser allmählich im Saugerohr aufsteigt. Öffnet man
darauf die Luftventile wieder etwas und lässt den Dampf kontinuierlich einströmen, so be-
ginnt der Pulsometer seine regelmässige Arbeit.
Die Montage des Pulsometers ist höchst einfach. Er braucht kein festes Fundament,
sondern kann auf einer Bretter- oder Balkenunterlage aufgestellt oder auch an Ketten bezw.
Tauen aufgehängt werden. Soll der Pulsometer permanent an einer Stelle arbeiten, so ist
allerdings eine feste Fundamentierung wünschenswert. Die Anbringung muss ferner so ge-
schehen, dass die Saugehöhe, d. h. der Abstand zwischen Wasserspiegel und Saugeventil
nicht mehr als 3 m beträgt. Die Druckhöhe, d. h. die Höhe, auf welche das Wasser ge-
drückt wird, hängt von dem Dampfdruck ab; doch wird man gewöhnlich nicht über 40—50 m
Förderhöhe, d. h. Saug- und Druckhöhe zusammen genommen, hinausgehen. Sind grössere
Höhen zu überwinden, so kann man mehrere Pulsometer übereinander janbringen, so dass
der obere immer aus dem Druckrohre des nächst unteren saugt.
In betreff der Dampfspannung ist zu bemerken, dass dieselbe mindestens l1/^ bis
2 Atmosphären grösser sein muss, als der zu überwindende Gegendruck der Wassersäule.
Es niuss also, da der Druck einer Wassersäule von 10 m 1 Atmosphäre beträgt, die Dampf-
spannung bei einer Druckhöhe von 20 ni mindestens 4 Atmosphären gross sein.
Der Dampf selbst muss trocken sein, wenn ein gutes Vakuum gebildet werden soll.
Aus diesem Grunde sind auch möglichst weite Dampfrohre zu wählen, da bei engen Rohren,
abgesehen von der Verminderung des Druckes, der Dampf schon in der Leitung kondensiert,
also feucht wird. Ist die Leitung sehr lang, so müssen wegen dieser Kondensation einer
oder mehrere automatisch wirkende Kondenswasserableiter am Dampfleitungsrohr ange-
bracht werden.
Bei allen Rohrleitungen sind Krümmungen thunlichst zu vermeiden, wo sie aber nicht
zu umgehen sind, nehme man möglichst schlanke Bogen.
Was die Leistungsfähigkeit eines Pulsometers anbetrifft, so beträgt dieselbe bei einer
Förderhöhe von 20 m je nach der Grösse etwa 100—5000 1 in der Minute. Die Leistungs-
fähigkeit ist grösser bei geringerer Förderhöhe, verringert sich dagegen bei grösserer Höhe
oder schwächerer Dampfspannung.
Die Verwendung des Pulsometers ist eine sehr mannigfaltige. Er kann zum Heben

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