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Als vor längerer Zeit im Wintergarten zu Berlin der Kopfläufer
Jean Baptiste auftrat, veranlaßte ich denselben, anstatt per pedes,
per Kopf durch die Friedrichstraße der Reichshauptstadt zu mar-
schieren; bald hatten sich ungeheure Menschenmassen angesammelt,
und die Polizei, die annahm, daß der Mann auf den Kopf gefallen
wäre, expedierte ihn trotz seines und unseres Protestes in die nächste
Irrenanstalt. Als Baptiste am Abend nicht rechtzeitig erschien,
gelang es den Direktoren des Varietes, die inzwischen von dem
Mißgeschick erfahren hatten, erst nach vieler Mühe ihn zu befreien,
und das ungeduldige Publikum, von der Theaterleitung unterrichtet,
konnte noch kurz vor Schluß der Vorstellung den Darbietungen des
Künstlers stürmisch applaudieren. Diese hier geschilderte Situation
Copyright by Kurt Hahne, Berlin
Der Kopfläufer Jean Baptiste
gibt das auf dieser Seite abgedruckte Illustrations-Photo wieder.
Einige Tage darauf wettete der Kopfgeher, daß er auf dem Rande des
Schornsteins eines sechsstöckigen Berliner Wolkenkratzers sich
auf dem Kopfe, ringsherum hüpfend, fortbewegen könne. Hierauf
schrieben die Zeitungen spaltenlange Artikel über die beiden
Bravourkunststücke des Kopfläufers; der Artist wurde infolgedessen
weltbekannt, hatte eine riesige kostenlose Reklame erreicht und er-
hielt glänzende Engagements; auch die Bilder wurden von fast
sämtlichen in- und ausländischen Zeitschriften gekauft.
Unter der Ueberschrift „Das Pferd als Straßenbahnpassagier“
berichtete einmal die Zeitung über einen kleinen amerikanischen
Als vor längerer Zeit im Wintergarten zu Berlin der Kopfläufer
Jean Baptiste auftrat, veranlaßte ich denselben, anstatt per pedes,
per Kopf durch die Friedrichstraße der Reichshauptstadt zu mar-
schieren; bald hatten sich ungeheure Menschenmassen angesammelt,
und die Polizei, die annahm, daß der Mann auf den Kopf gefallen
wäre, expedierte ihn trotz seines und unseres Protestes in die nächste
Irrenanstalt. Als Baptiste am Abend nicht rechtzeitig erschien,
gelang es den Direktoren des Varietes, die inzwischen von dem
Mißgeschick erfahren hatten, erst nach vieler Mühe ihn zu befreien,
und das ungeduldige Publikum, von der Theaterleitung unterrichtet,
konnte noch kurz vor Schluß der Vorstellung den Darbietungen des
Künstlers stürmisch applaudieren. Diese hier geschilderte Situation
Copyright by Kurt Hahne, Berlin
Der Kopfläufer Jean Baptiste
gibt das auf dieser Seite abgedruckte Illustrations-Photo wieder.
Einige Tage darauf wettete der Kopfgeher, daß er auf dem Rande des
Schornsteins eines sechsstöckigen Berliner Wolkenkratzers sich
auf dem Kopfe, ringsherum hüpfend, fortbewegen könne. Hierauf
schrieben die Zeitungen spaltenlange Artikel über die beiden
Bravourkunststücke des Kopfläufers; der Artist wurde infolgedessen
weltbekannt, hatte eine riesige kostenlose Reklame erreicht und er-
hielt glänzende Engagements; auch die Bilder wurden von fast
sämtlichen in- und ausländischen Zeitschriften gekauft.
Unter der Ueberschrift „Das Pferd als Straßenbahnpassagier“
berichtete einmal die Zeitung über einen kleinen amerikanischen