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ne Datierung, die Holter bereits vorschlug. Der Kruzifixtyp nimmt
wie viele Kruzifixe der gleichen Zeit eine Mittelstellung zwi-
schen den beiden gegensätzlichen Typen ottonischer Kruzifixdar-
stellung ein, zwischen dem die Passion betonenden toten Christus
und dem lebenden Herrn am Kreuz. Einige Motive hat die Rieder
Kreuzigung vom Typ des toten Christus übernommen, wie Hand- und
Armhaltung und die Beinstellung. Sie sind jedoch ins Adelig-Vor-
nehme, ja beinahe Grazile übersetzt. Die Stimmung gleicht am ehe-
sten der des Monheimer Kreuzes, das aber, wie das Lendentuch
zeigt, stilistisch ein wenig früher ist.

Ein knappes Jahrhundertviertel später entstand die Holztür von
St. Maria im Kapitol zu Köln^ . Auf dieser Tür, die sich einst
am Eingang der Nordkonche befand, ist das Leben Christi darge-
stellt. Bei der Schlußweihe der Kirche 1065 dürfte sie fertig
gewesen sein. HIC OBIT, so faßt die die Türhälften umlaufende
Majuskelinschrift ganz lapidar den Inhalt der Kreuzigungsszene
zusammen, auf dem Tode Christi liegt der Akzent, nicht etwa auf
dem Kreuz als Siegeszeichen. In dem Hochrechteck ist die Kreu-
zigungsszene auf drei Figuren reduziert. Während wir in Ried die
sehr häufige Dreifigurenszene mit Maria und Johannes, um die Ge-

stime vermehrt, vor uns hatten, ist hier der Gekreuzigte mit

4)

Longinus und Stephaton dargestellt, eine Kombination, die nicht
ganz so häufig ist wie die vorige. Durch die Zusammenstellung
von Stephaton und Longinus werden zwei Ereignisse dargestellt,
die vor und nach dem Tode Jesu stattfanden. Es werden zwei Phasen
des Kreuzigungsgeschehens in ein Bild zusammengezogen, ohne daß
dabei der Rahmen der historischen Darstellung gesprengt würde.

Auf das breite Kreuz ist noch ein Astkreuz aufgelegt. An diesem
hängt Christus, dessen Arme und Haupt leider verloren sind. Doch
Haltung der Arme und des Hauptes lassen sich aus den Ansatzspuren
erschließen. Christus hängt, doch lastet der Körper nicht so
stark an den Armen, die einst in weicher Biegung nach oben ge-
führt haben müssen. Die Daumen sind eingewinkelt, die Finger hän-
gen schlaff herab. Das Gewicht des Körpers hat die nach links ge-
wandten Beine zum Einknicken gebracht. Der symmetrische Lenden-
schurz, mit Mittelknoten und seitlichen Überschlägen, macht die-
 
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