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zeigt die Kreuzabnahme gegenüber fol.72, wo Christus mit geschlos-
senen Augen erscheint.

In den vor 1035 entstandenen doppelsprachigen Offizien von New
Minster, London Brit.Mus. Cotton Titus D.XXVII., ist auf fol.65v

zum Offizium des heiligen Kreuzes die Kreuzigung von Aelfwinus

3)

dargestellt worden . Die Figur des Gekreuzigten ist einheitlicher
als im Robert-Missale. Das Motiv des Aufrecht-auf-dem-Suppedaneum-
Stehens ist jedoch auch aus einer bewegteren Darstellung des Ge-
kreuzigten heraus entwickelt worden, denn die nach rechts gewand-
ten Knie sind kontrapostisch gegeneinander verschoben. Diese Dif-
ferenzierung der Haltung ist hier nicht mehr angestrebt, ein Vor-
gang, den wir gelegentlich auch in Deutschland beobachten konnten
(Elfenbein auf dem Essener Theophanu-Deckel- zweites Mathilden-
kreuz). Die Arme sind leicht nach oben gebogen. Der Schurz hat kei
nen Knoten, ist aber rechts mit einer Tütenfalte nach oben gezogen
Der untere Saum ist gezackt. Sonst ist es der gleiche Typ des le-
benden Gekreuzigten wie im Robert-Sakramentar. Die Nebenfiguren
sind anders. Maria blickt mit ausgebreiteten Armen zu Christus em-

por, Johannes, der zu Christus aufsieht, schreibt, ein sehr selte-

J-)

nes, spezifisch englisches Motiv . Am oberen Kreuzende die Hand
Gottes, dazu dann noch Sol und Luna mit Fackeln.

In den Randzeichnungen des Psalters aus Bury St. Edmunds, Vat.
Reg.lat.12, zweites Viertel elftes Jahrhundert, erscheint zu
d e m Psalm der Passion Ps.22 (=21 LXX, Vg) der Kruzifixus^.

Der lebende Herr steht auf dem Suppedaneum, die Arme stark nach
oben gekurvt, die Finger herabsinkend. Das bärtige Haupt neigt
sich nach rechts. Er trägt einen schmalen Kronreif, ein Motiv,
das in der englischen Kunst beim Kruzifixus wie bei Engeln oft
vorkommt^. Am Kreuzfuß ein Gefäß, oben die Hand Gottes mit einem
Stab. Die Haltung dieser Hand gleicht der in den New Minster Offi-
ces, nur wird sie dort ohne den Stab sinnlos.

Die letzte englische Darstellung des lebenden Gekreuzigten, die
hier genannt werden muß, ist die auf dem Deckel des Evangeliars

7)

der Judith von Flandern, New York Pierpont Morgan Library M.708' y.
Wesentlich häufiger ist in der angelsächsischen Kunst der tote
 
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