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losenden Soldaten. An den Seiten Maria und Johannes. Christus
steht auf dem Suppedaneum, die Beine kontrapostisch differenziert
nach rechts gewandt. Die Arme sind stark angewinkelt, die Daumen
abgespreizt. Das Haupt mit den geschlossenen Augen ist auf die
Brust geneigt. Stark vergröbert erscheint dieser Kruzifixtyp auf
dem Elfenbeindeckel von München clm.6831, einem von Bischof Ellen
hard von Ereising (1032-1078) gestifteten Evangeliar^^. Hier ist
nicht genau zu entscheiden, ob die Augen Christi geschlossen oder
offen sind. Um das Kreuz Stephaton und Longinus, links Maria mit
zwei Frauen, rechts Johannes, der Centurio und ein Soldat.

Der lebende Kruzifixus mit leicht geschwungenen Armen ist darge

stellt auf einem Elfenbein im Londoner Victoria-and-Albert-Museum

49)

das wie das vorige ins elfte Jahrhundert datiert wird . Diesmal
Maria und Johannes links unter dem Kreuz, rechts Longinus und der
Centurio, dahinter Stephaton. Eine ganz ähnliche Eigurenzusammen-

stellung gibt es auf einem Berliner Elfenbein, das aber auch viel

50)

spater entstanden sein kann . Die Arrae Christi sind nicht ange-
winkelt, sondern etwas nach oben gestreckt. Das Haupt Christi
ist geneigt, die Augen geschlossen, der Gekreuzigte ist also
hier, wie auf den meisten anderen Elfenbeinen, tot dargestellt.
Der Christustyp der malerischen Gruppe, wie er am besten auf dem
New Yorker Elfenbein zu erkennen ist (Abb.142), ist gelegentlich

eingedrungen in die Nikephorosgruppe, wie eine Tafel in der Samm-

51 )

lung Marquet de Vasselot zeigt .

Im zehnten Jahrhundert ist der Typ des toten, am Kreuz mit

horizontal ausgestreckten Armen stehenden Gekreuzigten herr-
52)

schend^ . Daneben und viel seltener gibt es den gleichen Typus,
nur mit einer anderen Armhaltung, wo die Oberarme nach unten und
die Unterarme nach oben gestreckt sind, also eine Art Orantenhal-
tung. Diese Armstellung ist meist kombiniert mit einer Wendung
der Beine nach rechts und ihrer Durchponderierung. Im elften
Jahrhundert wird diese Armhaltung häufiger, wir lernten sie be-
reits an den beiden Kruzifixdarstellungen des Londoner Psalters
von 1066 (Abb.134-135) kennen. Auf dem Kreuzigungsmosaik des
frühen elften Jahrhunderts in Hosios Lukas (Abb.146) ist sie ver-
ändert zu einem kurvigen Durchhängen der Arme zwischen Schultern
 
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