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für Frömmigkeitsformen, die man eigentlich für spezifisch mittel-
alterlich hielt, vielleicht sogar deren Quellen, wie das A. Dumon
gezeigt hat^ . Es gilt diese Belege in ihrem Zusammenhang zu sehen,
um die Hauptakzente des altchristlichen Christusbildes herausarbei-
ten zu können. Nur daran kann dann das frühmittelalterliche Chri-
stusbild gemessen werden.

Diesen Problemkomplex durchzuarbeiten und in seinem geistigen

Zusammenhang zu beleuchten, ist Aufgabe der Theologie. Der Kunst-

historiker, der die Hintergründe für von ihm festgestellte ikono-

graphische Entwicklungen kennen lernen möchte, muß versuchen, auch

auf Grund eigener Quellenlektüre, die Ergebnisse theologischer For-

schung sich nutzbar zu machen. Eine Arbeit, die wir unseren Aus-

führungen zu Grunde legen könnten, existiert leider nicht. Es gibt

m.W. keine Geschichte der Passionsfrömmigkeit. Das Buch von Carl

Richstätter ist nur ein erster Ansatz, dem wir jedoch für das Zeit-

alter der Karolinger wichtige Anregungen entnehmen konnten^^. Er-

schwert wird unsere Aufgabe weiterhin durch die Tatsache, daß das

frühe Mittelalter bis auf einige Ausnahmen im neunten Jahrhundert

scheinbar nur eine Zeit der Rezeption des patristischen Gedanken-

gutes ist. Theologische Arbeit großen Stiles beginnt erst wieder

mit Anselm von Canterbury. So hat Wilhelm Kahles an Paschasius

Radbertus (gest. 856/59) und an Bernhard von Clairvaux (gest.1153)

das "altchristliche" und das "mittelalterliche" Christusbild ein-

n)

ander gegenüberstellen können' y.

Die Wandlung der Frömmigkeit vom Ende der Patristik bis zum Ein-
setzen der Frühscholastik hat zuerst Josef Andreas Jungmann in ei-

O >

nem bahnbrechenden und grundlegenden Aufsatz dargestellt J. Er ver-
anschlagt die Bedeutung der Epoche, der unsere Beschäftigung gilt,
sehr hoch: "Es ist in den zwei Jahrtausenden der Kirchengeschichte
an keiner Stelle ein größerer Umbruch sowohl im religiösen Denken
wie in den entsprechenden Einrichtungen erfolgt, als es in den
fünf Jahrhunderten zwischen dem Ausgang der Patristik und dem Be-
ginn der Scholastik der Fall ist. Während diese Zeit allerdings
auf dem Gebiete der Dogmengeschichte nach Abschluß der christolo-
gischen Kämpfe eine Zeit ruhigen Besitzes ist, die nur mehr durch
kleine Episoden wie das Auftreten der Adoptianer und später des
 
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