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Universität Heidelberg [Editor]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1897 — Heidelberg, 1896-1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.25133#0034
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1897

Heidelberger Akademische Mitteiliingen

Nr. 7

* Die IV. Versammlung siiddeutscher Laryngologen

fand am zweiten Pfingstfeiertage hier statt. Die Befürch-
tungen, dass die Beteiligung wegen des in dieser Woche in
Berlin tagenden Kongresses für innere Medizin weniger rege
sein werde, als sonst, haben sich nicht bestätigt. Schon am
Vorabend hat sich eiue ansehnliche Zahl der Angekommenen
im Stadtgarten ein Stelldichein gegeben. Am nachfolgenden
Morgen um 8 Uhr wurde die Sitzung iin Saale der inneren
Klinik unter dem Vorsitz des Herrn Prof. Siebenmann
(Basel) eröffnet und dauerte bis 2 Uhr Nacbmittags. Die
Zahl der Teilnehmer hetrug 52. Norddeutschland war am
schwächsten vertreten, dafür sah man mehrere Vertreter aus
der Fremde: aus der Schweiz, aus Holland und Belgien.
Die Vorträge, 16 an der Zahl, waren höchst anregend und
interessant, nicht minder die damit verknüpften Vorzeigungen.
Das sich an die wissenschaftliche Sitzung anschliessende Fest-
essen mit Damen im Grand Hotel veidief in der schönsten
Stimmung. Die ganze Gesellschaft machte darauf um 4 Uhr
einen Ausflug nach Ziegelhausen ins Gasthaus zum Adler
und kehrte in Booten um 8 Uhr zurück, um der Einladung
des Herrn Prof. Jurasz zu folgen und in seiner Wohnung
noch einige Stunden recht gemiitlich zusammen zu verleben.
Dem Verein sind 16 neue Mitglieder beigetreten, so dass die
Gesamtzahl derselben jetzt mehr als 100 beträgt. Zum Vor-
sitzenden für das nächste Jahr wurde Dr. Seifert (Würz-
burg) und als Versammlungsort abermals Heidelberg ge-
gewählt.

* (Internationale kriminalistische Vereinigung.)

Am 9. und 10. ds. hielt die Landesgruppe Deutsches Reich
der Internationalen kriminalistischen Vereinigung in unserer
Stadt ihre 5. Versammlung ab, zu der über 70 Teilnehmer
sich eingefunden hatten, darunter eine Beihe bekannter Krimi-
nalisten: Landrichter Aschrott, Assessor Dr. Köbner, Land-
gerichtsrat Felisch, Geh. Bat Krohne, Dr. Leppmann aus
Berlin, Professor v. Liszt aus Halle, Geh. Bat H. Seuft'ert aus
Bonn, Professor v. Mayr aus Strassburg, Dr. v. Weinrich aus
Frankfurt neben vielen andern. Am Dienstag Abend trafen
sich die Teilnehmer im Museum. Mittwoch war dann der
erste Verhandlungstag, zu dem auch die Herren Ministerial-
räte Hübsch und Glockner aus Karlsruhe erschienen waren,
um die Gäste zu begrüssen. Herr Ministerialrat Schlippe
vertrat das Darmstädter Ministerium, Herr Ministerialrat
Stadler das Elsass-Lothringische. Ebenso brachte der Pro-
rektor, Geh. Hofrat Meyer die Grüsse der Universität dar,
in deren Aula die Beratungen stattfanden. Oberbiirgermeister
Dr. Wilckens hiess die Teilnehmer im Namen der Stadt will-
kommen. Die Sitzungen leitete Professor v. Mayr, dern die
Professoren G. Meyer und Jellinek zur Seite standen. Geh.
Bat Seuffert führte als erster Beferent in die Beratung ein.
Nach ihm sprach mit grosser Wärme der Praktiker Geh. Bat
Krohne und daran schloss sich eine lebhafte Erörterung. Es
wurde dann der Ausschuss der Landesgruppe neu gewählt.
Nachmittags 5 Uhr fand im Museum das gemeinsame Essen
statt, an dem auch Damen teilnahmen. Am Donnerstag
wurden die Beratungen fortgesetzt; nachmittags stellte Pro-
fessor Kraepelin interessante verbrecherische Geisteskranke
in der Irrenklinik vor. Abends veranstaltete die Stadt zu
Ehren der Versammlung eine Schlossbeleucbtung mit präch-
tigem Feuerwerk auf dem Neckar. Heute Freitag begeben
sich die Teilnelimer zur Besichtigung der Strafanstalten nach
Bruchsal und Kislau, woselbst die Regierung die Versamm-
lung empfangen wird.

* (Weibliclie Hörer.) Im laufenden Halbjahre haben
bei der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät 1, bei
der philosophischen Fakultät 15 Damen Vorlesungen belegt.
— Ueber die Zulassung von Hörerinnen an hiesiger Hoch-
schule bestehen folgende Vorschriften: Die philosophische und
naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät der Universi-
tät sind ermächtigt, solche Damen, deren Vorbildung und

Studienzwecke ihnen genügende Gewähr zu bieten scheinen,
zum Besuche der Vorlesungen innerhalb der Fakultät zuzu-
lassen. Die Zulassung erfolgt aber nur im Einverständnis
mit den akademischen Lehrern, bei denen Vorlesungen be-
legt werden wollen, und nur vergünstigungsweise und jeder-
zeit widerruflicli. Die betreffenden Zuhörerinnen werden nicht
immatrikuliert, erhalten auch keinen Erlaubnisschein (Hospi-
tantenschein), sonach auch nicht die Berechtigung zum stän-
digen Besuche der Vorlesungen. Die Erwerbung des Doktor-
grades durch Damen unterliegt bei der pbilosophischen Fa-
kultät denselben Bedingungen, wie sie die Promotionsordnung
für männliche Studierende vorschreibt, bei der naturwissen-
schaftlich-mathematischen Fakultät dagegen wird ausserdem
unter allen Umständen ein vorgängiges Studium an der Uni-
versität Heidelberg verlangt.

■ÜZr,

Sprechsaal.

Zuschriften ohne Naraensangabe werden nicht berücksichtigt» Die Namen der Einsen-
der hält die Schriftleitung natürlich geheim.

Zahnärztliches Institut. Laut Anschlag werden die
Mitglieder des akademischen Krankenvereins auch im zahn-
ärztlichen Institut unentgeltlich behandelt. Der praktischen
Ausnutzung dieser Vergünstigung stehen aber Schwierigkeiten
entgegen. Der Student ist nämlich genötigt, sich im Warte-
zimmer unter das Publikum zu mischen, welches unentgelt-
lich d. h. „auf dem Armenwege“ behandelt wird. Diese das
Standesbewusstsein verletzende Unannehmlichkeit könnte da-
durch beseitigt werden, dass man dem Studenten den Vor-
tritt vor dem übrigen Publikum liesse und event. durch ein
entsprechendes im Wartezimmer anzubringendes Plakat den
Studenten sowohl wie die anderen Wartenden auf diesen Vor-
zug aufmerksam machte. — Eine weitere Unannehmlichkeit
ist die, dass der Student, ebenso wie das andere dort unent-
geltlich zu behandelnde Publikum ohne weiteres als Lern-
objekt für die Herren Studiosi med. dent. angesehen wird.
Vielleicht wird auch in dieser Beziehung eine des Kommili-
tonenverhältnisses würdige Wandelung geschaffen.-

Yon anderen Hoclischulen.

Berlin. Der Gynäkologe Dr. Alfred Koblanck trat
als Privatdozent in den Lehrkörper der medizinischen Fakultät
ein mit einer Probevorlesung über „die wichtigsten Beziehungen
zwischen den weibiichen Genitalorganen und dem Nerven-
system.“ Dr. Koblanck ist erster Assistenzarzt in dem von
Geh.-Rat Olshausen geleiteten klinischen Institut für Frauen-
krankheiten. — Ein langjähriger Mitarbeiter an der von
Geh.-Bat W. Förster geleiteten Berliner Sternwarte, der Astro-
nom Dr. Adolf Marcuse führte sich am 26. Mai als Privat-
dozent innerhalb der philosophisclien Fakultät der Berliner
Universität ein. — In den Lehrkörper der medizinischen Fakul-
tät wird sich für das Fach der inneren Medizin Dr. Hermann
Strauss am Dienstag einftihren. Seine Antrittsvorlesung
handelt über die Bedeutung der funktionellen Diakonostik für
die Therapie der Magenkrankheiten. Dr. Strauss ist Assistenz-
arzt an der von Geh.-Bat Senator geleiteten dritten medi-
zinischen Chariteklinik.

Freiburg i. B. An der philosophischen Fakultät habili-
tierte sich Herr Dr. Wilh. Möricke aus Stuttgart für Mine-
ralogie und Petrographie.

Zürich. Der ausserordentliche Professor an der juri-
stischen Fakultät der hiesigen Universität Fritz Fleiner
hat einen Buf als Ordinarius für öffentliches Becht an die
Basler Hochschule erhalten.
 
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