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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1897 — Heidelberg, 1896-1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.25133#0050
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1897

Heidelbekger Akademische Mitteilungen

Nr. 11

logischen Yeränderungen der Knochenmarkszellen bei der
eitrigen Entzündung.“

* Ehrendoktor. Die philosophische Fakultät hat den
Privatmann Herrn Alfred Bassermann aus Mannheim,
welcher seit einer Keihe von Jahren hier in Heidelberg
wohnhaft ist, zum Ehrendoktor ernannt. Herr A. Basser-
mann hat sich durch Forschungen über Dante hervorgethan,
insbesondere durch ein in diesem Jahre bei Carl Winter
hier erschienenes Werk „Dante’s Spuren in Italien. Wande-
rungen und Untersuchungen von A. Bassermann. Mit einer
Karte von ltalien und 67 Bildertafeln (VII und 303 S.) gr. 4°.“

* Ernennnng. Herrn Dr. Carl Neumann, Privat-
dozenten in der philosophischen Fakultät, wurde von Sr. König-
lichen Hoheit dem Grossherzog der Charakter als ausserordent-
licher Professor verliehen. — Carl Neumann ist geboren
zu Mannheim am 1. Juli 1860 und machte ebenda das
Gymnasium durch, von dem er Herbst 1878 abging. Er
studierte in Heidelberg und Berlin und promovierte in Heidel-
berg im April 1882. Nach weiteren Studien in Basel und
München sowie Reisen in Italien und dem Orient habilitierte
sich Dr. Neumann für Geschichte und Kunstgeschichte Sommer
1894 in Heidelberg. Yon seinen Schriften sind ausser Zeit-
schriftenartikeln und dgl. zu nennen: Bernhard von Clairvaux
und die Anfänge des zweiten Kreuzzuges, 1882 (Dissertation).
Griechische Geschichtschreiber und Geschichtsquellen im
XII. Jahrhundert, 1887. Die Weltstellung des byzantini-
schen Keiches vor den Kreuzzügen, 1894. Der Kampf um
die Neue Kunst, 1896; in zweiter Auflage 1897.

F. S. Fabrikbesuch. Am letzten Samstag besuchte eine
grössere Anzahl Studierender unter der Führung des Herrn
Privatdozenten Dr. Kindermann die Fabriken der Aktien-
gesellschaft für chemische Industrie in Rheinau, sowie den
neuen Hafen dort. Die Leiter der Unternehmungen stellten
vor der Besichtigung reichliches statistisches Material über
ihren Betrieb zur Verfügung und zeigten dann mit vielem
Entgegenkommen das Herstellungswesen, die Wohlfahrtsein-
richtungen und den neuen Hafen. — Es wäre ausserordent-
lich wünschenswert, wollte einer der Teilnehmer sich der
dankbaren Aufgabe einer genauen Schilderung der Fabrik
unterziehen, Berichterstatter kann nur in kurzen Zügen da-
rauf eingehen. Die Fabrik „Rheinau“ stellt hauptsächlich
Ammoniak und zwar nach einem neuen Verfahren her, neben-
bei aber auch andere chemische Produkte wie z. B. Stron-
tiumverbindungen u. a. Unter den Nebenbetrieben nenne ich
ausser einer Ziegelei, eine grosse Hafenanlage. — Für die
Arbeiter ist durch eine Reihe von Wohlfahrtseinrichtungen als
da sind Bäder, Speisekammer u. s. w. nach Kräften gesorgt.
Nach Besichtigung der Fabrikräume begaben sich die Be-
sucher zum Hafen, auf dem eine kleine Rundfahrt unter-
nommen wurde. Hierauf verfügte man sich nacli einer der
Kantinen, wo man eine Erfrischung zu sich nahm. Herr
Dr. Kindermann ergrift' bei dieser Gelegenlieit das Wort und
forderte die Besucher auf, auf das Wohl der bei dem Im-
biss anwesenden Direktoren zu trinken, worauf Herr von
Maderny im Namen der Kommilitonen in einem Trinkspruch
den Führer des Ausfluges feierte. Nach etwa einer Stunde
gemütlichen Beisammenseins kehrten die Theilnehmer über
Mannheim nach Heidelberg zurück, mit dem Bewusstsein,
unter der liebenswürdigen Leitung des Herrn Dr. Kinder-
mann einen ebenso lehrreichen wie vergnügten Nachmittag
verbracht zu haben.

m-

Das YIII. Turnfest des Y. C. zu Ootlia.

(Auszug aus der Gothaischen Zeitung.)

(Schluss.)

Und nun, m. H., das oberste, das Endziel Ihrer Be-
strebungen! Denn auch diese Selbstzucht üben Sie nicht

um ihrer selbstwillen. Mannigfaltig wie Ihre Farben sind
die Sinnsprüche, mit denen Sie im Einzelnverbande das Wesen
Ihrer Vereinigung bezeichnen, aber sie alle klingen zusammen
aus in dem einen grossen, reinen, lichten Akkord der Liebe
zum Vaterlande, in dem Entschluss und dem Gelöbnis, Leib
und Seele seinem Dienste zu weihen.“ Und zum Schluss:
„M. H.! Lassen Sie mich nun Sie noch auf eine Aufgabe
hinweisen, die an Ihrem Wege liegt, wenn Sie Ihrem hohem
vaterländischen Ziele zustreben. Wenn Sie dereinst eintreten
in die Reihen der Führer unseres Volkes, um es anzuleiten
bei der Mitarbeit am Ausbau unseres Staatswesens, so ver-
schmähen Sie nicht, des engeren Gemeinwesens zu denken,
in dessen Schutz Sie Ihren Herd errichten. Befruchten Sie
mit den Gaben Ihres Geistes und der Kraft Ihres Willens
das Leben Ihrer Gemeinde! Nicht Gut und Blut heischt
sie zum Opfer, sondern eine stille, geräuschlose Arbeit, die
oft auf das Kleine und Kleinste sich richtet, und doch, weil
auch sie dem Ganzen gilt, eine volle innere Befriedigung
gewährt. Auch so dienen Sie dem Vaterlande. Soll bürger-
liche Freiheit und Selbstbestimmung im Staate bestehen, so
muss sie in der Gemeinde vorgebildet und zur Reife gebracht
werden. Darum sei der gute Bürger des Staates auch ein
guter Bürger in der Gemeinde!“ Mit einem Hoch auf den
V. C. schloss diese mit Begeisterung aufgenommene Rede. —
Nachdem noch an den deutschen Kaiser, den Herzog Alfred
und Fürsten Bismarck Begrüssungstelegramme abgesandt
waren, konnten die Vorbereitungen zum Festzug getroffen
werden. Dicht gedrängt standen in den Strassen der Stadt
die Einwohner, und aus allen Fenstern schaute es heraus,
den Zug, der auch in der That der Bewunderung wert war,
zu besichtigen. Voran im vollem Wichs eine Kavalkade von
Chargierten, in blumengeschmückten Wagen, die über den
ganzen Zug verteilt waren, die Ehrengäste, Ehrenjungfrauen
und Kampfrichter, und dann die Mannigfaltigkeit der Farben!
Jeder einzelnen Korporation voraus wurde in einer Chargier-
tengruppe die Fahne derselben geführt, und so bot der Fest-
zug, den zwei Musikkorps begleiteten, eine farbenprächtige
Abwechselung. Das Publikum begrüsste den stattlichen Zug
mit voller Sympatie, und der Blumenregen, der sich in den
Strassen über die daran Teilnehmenden ergoss, war geradezu
grossartig. Hierauf folgte die Preisverteilung, und im
Anschluss hieran wurde auch der tanzlustigen Jugend ihr
Recht. Am Donnerstag, den 10. Juni, erfolgte ein Ausflug
mit Damen nach Friedrichsroda, der den offiziellen Teil des
Festes beendigte. — Der V. C. kann mit dem Erfolg seines
25jährigen Wirkens vollkommen zufrieden sein; und hierdurch
findet man auch am besten bestätigt, dass das Turnen, wie
es sich mit der Zeit gestaltet hat, eben doch ein Bedürfnis
für Deutschlands Studierende war.

A on anderen Hochschnlen.

Basel. Der Professor für Gynäkologie und Direktor
der Frauenklinik der hiesigen Universität Dr. E. Bumm
(früher in Würzburg) hat einen Ruf an die Universität
Tübingen als Nachfolger des verstorbenen v. Säxinger er-
halten. — An der hiesigen Hochschule wurde nachbenannten
Herren die venia legendi erteilt: Dr. jur. Emil Peter aus
Basel für schweizerisches Recht; Dr. phil. Treugott Geering
aus Basel fiir Nationalökonomie, Statistik und Wirtschafts-
geschichte; Dr. phil. Johannes Haller aus Livland für mittlere
und neuere Geschichte.

Berlin. Der ausserordentliche Professor an der Univer-
sität Marburg Dr. T a n g 1, Dirigent am dortigen Seminar
für historische Hilfswissenschaften, ist zum ausserordentlichen
Professor für historische Hilfswissenschaften an die hiesige
Universität berufen worden. — Wie der „V. Z.“ aus Amster-
dam gemeldet wird, hat Professor Engelmann (Utrecht),
 
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