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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1901 — 1901

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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Sommer-Halbjahr 1901, Nr. 11
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Nr. 11

Heidelberger Akademische Mitteilungen

1901

klärung für das rigorose Vorgehen der Behörden, hofft
aber mit Bestimmtheit, dass diese durch Festhalten ihres
Standpunkts nicht die völlige Vernichtung des finken-
schaftlichen Lebens in Halle herbeiführen, sondern zu
der Einsicht gelangen werden, wie widersinnig der Ge-
danke einer Verbindung der Nichtverbindungsstudenten
ist. Uebrigens soll der Krieg nicht sowohl von Rektor
und Senat als von Seiten des Universitätsrichters er-
öffnet worden sein.
München. Hier ist unter den deutschen Hörern der
technischen Hochschule eine Bewegung im Gange, die
auf eine Beschränkung der Zulassung ausländischer,
insbesondere slavischer Hörer abzielt. Auch in den
„Alld. Blättern“ wird ganz treffend auf den Widersinn
aufmerksam gemacht, der darin liegt, dass der Staat
auf Kosten seiner Steuerzahler Anstalten errichtet, um
unserer Intelligenz einen Vorsprung im Wettbewerb mit
anderen Nationen zu sichern, dass aber dieselben An-
stalten auch allen Ausländern geöffnet sind. Der Aus-
länder zahlt keinen Pfennig mehr als der Inländer, um
direkten Anteil an allen Vorteilen der Anstalten zu haben,
er wird also, da die Hochschulen sämtlich äusser Stande
sind, sich selbst zu erhalten, sondern ganz erhebliche
Zuschüsse fordern, auf deutsche Staatskosten mit Kennt-
nissen ausgestattet, die er später zum Wettbewerb mit
uns zu verwenden gedenkt. Ja, bevorzugt werden sie
sogar vor den Inländern, von denen keiner ohne das
Reifezeugnis einer höheren Lehranstalt vollgiltig imma-
trikuliert wird, während die Ausländer die Vergünstigung
geniessen, unter denselben Bedingungen ordnungsmässig
aufgenommen zu werden, die in ihrer Heimat zur Imma-
trikulation berechtigen, was in den weitaus meisten Fällen
eine erhebliche Herabsetzung unserer Anforderungen be-
deutet. So wird von den „Alld. Blättern“ verlangt, dass
künftig für die Zulassung von Ausländern an deutschen
Hochschulen folgende Grundsätze massgebend sein sollen:
Reichsinländer sind in der Zuteilung der Plätze in den
Hörsälen und bei den praktischen Hebungen in erster
Linie zu berücksichtigen. Sofern es der Raum gestattet,
sind Ausländer zuzulassen, wobei in erster Linie Aus-
länder deutscher Nationalität, die eine deutsche Mittel-
schule besucht haben, zu berücksichtigen sind. Aus-
länder, die nicht eine deutsche Mittelschule Oesterreichs
oder der Schweiz besucht haben, haben sich einer Prü-
fung zu unterziehen, bei der dieselben Anforderungen
gestellt werden, die die Bedingung für die Zulassung
von Inländern zum Besuch der betreffenden Hochschule
bilden. Ausländer haben erhöhte Kollegiengelder zu be-
nahm später die Volkszahl rasch ab, und unter dem letz-
ten römischen Kaiser Romulus Augustulus soll die Stadt
nicht mehr als 100000 Einwohner gehabt haben. Die Zahl
ging aber im folgenden Jahrhundert noch weiter herunter;
sie betrug zur Zeit Karls des Grossen angeblich nur 40 000,
dann später im 13. Jahrhundert unter dem- grossen Papst
Innocenz III. 35 000, und als der päpstliche Hof nach Avignon
entführt worden war, ging sie bis auf 17 000 herunter. Rom
war damals nichts als ein grosses Dorf und seine alten
Mauern umschlossen freies Feld und Ruinen. Die Rückkehr
der Päpste brachte ein wenig mehr Leben nach Rom, aber
die Stadt wuchs so langsam, dass selbst unter der glänzenden
Regierung des Papstes Leo X. erst 30- bis 40 000 Einwohner
vorhanden waren. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts hatte
Rom nach einer Zählung unter Papst Clemens VIII. schon
109 729 Einwohner, die sich bis zum Ende des 18. Jahr-
hunderts unter mancherlei Schwankungen bis auf gegen
170000 vermehrte. Die Schwankungen der Volkszahl dauer-
ten unter dem wechselnden Schicksal der Stadt weiter fort,
so dass 1846, als Pius IX. den päpstlichen Thron bestieg,
auch nur 170 000 Einwohner gezählt wurden. Das Jahr

zahlen, die annähernd den vom Staate für jeden Hörer
gemachten Aufwendungen entsprechen.“ Man muss sagen,
schreiben die „Burschenschafti. BL“, dass diese For-
derungen gerecht und billig sind. Freilich ist kaum zu
hoffen, dass sie an den massgebenden Stellen sobald
Anklang finden. Wir Deutschen sind nun einmal die
unverbesserlichen Idealisten, wir haben die Amerikaner,
die Russen, die Japaner geschult, wir haben die chine-
sischen Soldaten gedrillt und müssen sehen, dass un-
sere Schüler schliesslich mit den von uns erlangten
Kenntnissen den Lehrer befehden und an den Bettel-
stab zu bringen suchen.
Der Akademische Turnbund (Verband nicht farben-
tragender Akademischer Turnvereine auf deutschen Hoch-
schulen) beabsichtigt in den Tagen vom 3.-6. August in
Hameln sein 3. Bundesfest zu begehen. Dem Verband ge-
hören z. Zt. 23 Vereine an, die zumteil eine sehr ansehn-
liche Mitgliederzahl aufzuweisen haben. Zwei neue Vereine
in Hannover haben sich zur Aufnahme gemeldet, und mit
dem A. T. V. Graz schweben Verhandlungen über den Bei-
tritt zum Bund. Der Verband zählte am 1. Januar ca. 1000
studierende Mitglieder und über 2000 Alte Herren. Das
Fest selbst wird zeigen, wie der Bund bemüht ist, seine
Mitglieder zu kräftigen Turnern heranzubilden. Ein grosser
Teil des Festes wird deshalb turnerischen Wettkämpfen ge-
widmet sein. Die Pflege der Turnspiele ist eine Hauptauf-
gabe des Bundes. Ihnen wird darum auf dem Fest eine be-
sondere Bedeutung zufallen. Auch eine Ruderregatta, die
erste auf einem studentischen Feste, soll abgehalten werden.
Die Vorortschaft ruht in den Händen des Akademischen
Turnvereins Marburg, dem auch die Vorbereitung und Leitung
des Festes übertragen ist.
Veranstaltungen der Vereine.
Histor.-philos. Verein. Montag, den 8. Juli 1901, abends
8x/2 Uhr, im Museum (roter Saal): Vortrag des Herrn
Kiaatsch: „Die ältesten bisher sicher festgestellten
Spuren und Skelettreste des Menschen aus der Eiszeit
(Diluvium). Mit Demonstration von Abgüssen fossiler
Menschenknochen sowie von Stein-Artefakten und dilu-
vialen Säugetierknochen.“
Sozial ökonomische Vereinigung. Montag, den 8. Juli,
abends 81/4 h. im „Heidelberger Hof“ (Wredeplatz):
Vortrag des Herrn cand. cam. Elle ring: „Zur Ge-
schichte der sozialistischen Bewegung in Deutschland
im 19. Jahrhundert“. Kommilitonen als Gäste auch
ohne Einführung willkommen.
1848 brachte einen Verlust von über 12000 Einwohnern,
aber im Jahre 1870 betrug die Volkszahl bereits über
225000. Die erste Zählung unter dem Königtume 1871
ergab 244 484, aber die weitere Vermehrung der Einwohner-
zahl war lediglich der Zuwanderung zuzuschreiben, da damals
die Sterblichkeit die Geburtenziffer noch erheblich überstieg.
Bei der nächsten Zählung 1881 ergaben sich 300467 Ein-
wohner, über 13 500 weniger, als man nach den Aufzeich-
nungen des statistischen Bureaus berechnet hatte. Die dies-
jährige Volkszählung vom 9. Februar hat, wie schon bekannt
geworden ist, wieder eine erhebliche Enttäuschung gebracht.
Nach den Fortschreibungen hatte man für den 31. Dezember
1900 auf eine Einwohnerzahl von über einer halben Million
gerechnet, und die Zählung selbst ergab nur 462049, über
59000 weniger, als man erwartet hatte. Der Grund dieser
Fehler war zweifellos in der mangelhaften Aufsicht über die
Auswanderung zu suchen. Die Vermehrung wird nun wohl
stetig fortschreiten, da seit dem Jahre 1881 ein fortgesetzt
steigendes Uebergewicht der Geburten über die Todesfälle
eingetreten und die Sterblichkeit von über 25 auf etwa
17 fürs Tausend zurückgegangen ist.
 
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