Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Universität Heidelberg [Editor]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1905/1906 — 1905/​1906

DOI issue:
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Winter-Halbjahr 1905/1906 Nr.10
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74188#0082

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1905/1906

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 10

liehen Einigung Deutschlands gerichteten Revolution zu schaffen.
Das Unternehmen, das mit viel zu kleinen Mitteln in Szene ge-
setzt worden war, misslang, und die Teilnehmer gerieten in Ge-
fangenschaft und wurden lange Zeit als wüste Revolutionäre be-
urteilt. Es ist das Verdienst des Verfassers, an der Hand des
Quellenmaterials zu zeigen, dass die Teilnehmer jenes „Atten-
tates", besonders, soweit die studentischen Elemente in Frage
kommen, ihr Gut und Blut, Leben und Lebensglück in die Schanze
schlugen in gutem Glauben, für Ehre, Freiheit und Vaterland zu
Kämpfen.
Neben der Benutzung der bisher nicht publizierten Akten
des Frankfurter Stadtarchivs, des badischen Generallandesarchivs,

Freie Studentenschaft.
(Unter eigener Schriftleitung, verantwortlich: K. Holl.)

All die Nichtinkorporierteii!

Die „Heidelberger Freie Studentenschaft"
ist die Gesamtheit aller Nichtinkorporierten.
Alle Kommilitonen, die einer Korporation nicht
angehören, sind eingeladen, an unsern Ver-
anstaltungen teilzunehmen. In den von uns
gebildeten Abteilungen besteht kein Zwang,
regelmässig zu erscheinen oder Geldbeiträge
zu entrichten.
Das Präsidium der H. Fr. St.

Ueber die einzig mögliche Störung der
akademischen Freiheit.
Das zu Grabe getragene Jahr war eine Zeit erbitterten
Kampfes für die deutsche Studentenschaft. Es fiel dabei u. a.
jenes berüchtigte Wort: „Akademische Freiheit ist ein Be-
griff, den wir nicht kennen, und den Sie sich selber gebildet
haben." Nachdem nun der deutsche Büchertisch über-
schwemmt worden war von allerlei Schriften über die aka-
demische Freiheit, die alle mehr oder minder von subjektiv-
konfessionellem oder -politischem Geiste inspiriert waren,
muss es umso willkommener sein, die objektive Darstellung
eines Philosophen zu vernehmen, die Fichte gab als erster
Rektor an der neugegründeten Universität Berlin in seiner
Rede: Ueber die einzig mögliche Störung der
akademischen Freiheit. 1811. Als ein Beitrag
zu den Zeitfragen mit einer Einleitung heraus-
gegeben von Arnold Ruge. Heidelberg. Carl
Winter. 1905. 51 S. 80. Mk. 1.20.
J. G. Fichte nennt die akademische Freiheit den eigent-
lich belebenden Odem der Universität, die himmlische Luft,
in welcher alle Früchte derselben auf's fröhlichste sich ent-
wickeln und gedeihen. „Diese ist eben darum allen Studie-
renden mit Recht über alles teuer." Er beantwortet zunächst
die Frage: Was ist die Universität? als Metaphysiker: sie
ist die sichtbare Darstellung der Einheit der Welt, als der
Erscheinung Gottes und Gottes selbst. Deshalb bedarf sie
von aussen und fordert mit Recht vollkommene Freiheit, die
akademische Freiheit in der ausgedehntesten Bedeutung des
Wortes. Und diese umfasst sowohl die Lehr- als auch Lern-
freiheit. Die erstere kann Fichte ohne weiteres voraussetzen,
jedoch den „Lehrling" muss er informieren. Diesem muss
zuerst die persönliche Freiheit gesichert sein, „innerhalb der
Schranken des Gesetzes und der guten Sitte seine äusserliche
Lebensweise so sich zu bestimmen, wie er es für seinen Zweck
am angemessensten findet." Diesen Gedanken spinnt Fichte
weiter aus und gibt dadurch wirklich „in kurzem die wesent-
lichen Bestandteile der akademischen Freiheit, welche eine
Universität mit Recht fordert." Damit hat er bewiesen, dass
durch das Wesen der Universität das positive Fundament
der akademischen Freiheit bestimmt ist. Jetzt erst kommt
er auf die mögliche Störung dieser Freiheit zu sprechen.
Er sieht sie nicht in dem Konfessionalismus, denn es gab

der Kreisarchive zu München und Landshut, erhält die Arbeit
einen besonderen Wert durch die brieflichen und autobiographi-
schen Mitteilungen des Deutschamerikaners G. P. Körner, eines
geborenen Frankfurters, der an der Vorbereitung und Durch-
führung des „Attentates" führenden Anteil hatte und später als
Flüchtling in seinem Adoptivvaterlande die höchsten bürgerlichen
Ehren erlangte und den Mittelpunkt für die Sammlung der Deut-
schen Nordamerikas bildete.
Zwei Bilder Körners, sowie die Abbildungen der Kon-
stabler- und Hauptwache in Frankfurt und ein Bild des Ham-
bacher Festes schmücken das nett ausgestattete Buch, das bro-
schiert Mk. 1.50, gebunden Mk. 2.— kostet.

dazumals noch keine konfessionell abgeschlossene Verbin-
dungen; er sieht sie in dem studentischen Rowdytum, „durch
das die akademische Freiheit in allen Punkten angegriffen
und vernichtet, ja das ganze Wesen der Universität auf-
gehoben wird." Doch hoffnungsvoll endet er: „Rechnen Sie
mit der festen Zuversicht auf uns alle, als auf die eifrigsten
Verteidiger Ihrer akademischen Freiheit."
Arnold Ruge hat nun das Verdienst, diese Rede dem
Allgemeinpublikum zugänglich gemacht zu haben. Er hat
sie zugleich mit einer Einleitung versehen, die, aus einer
Fülle von Material geschöpft, viel zum Verständnis der Fichte-
schen Arbeit beiträgt. Dass die Rede vergessen, erklärt er
durch die Gründe: „Fichte redete in einer Zeit der Umwälz-
ungen, und in solchen Zeiten ist der Name „Philosophie"
ein fremdartiger Klang, unverstanden und verachtet. Fichte
war Philosoph, und ihn, mit seinem starken metaphysischen
Zug mochte man nicht." Heute hält A. Ruge die Zeit für
eine derartige Schrift gekommen, die das Spiegelbild von
Fichtes Leben und Wirken sei, die sein philosophisches System
in nuee enthalte und zugleich von ungemein praktischer
Bedeutung sei. Doch verkennt der Herausgeber auch nicht,
dass die Rede die Kritik herausfordert, sowohl durch ihren
lokalen Charakter, als auch dadurch, dass sie eben jetzt in
manchen Punkten veraltet ist.
Jedenfalls aber besteht das Wertvolle der Neuausgabe
darin, dass ein Denker zu Wort gekommen, dass ein Fichte
mit seinem ganzen Idealismus für die akademische Freiheit
eingetreten. Karl Holl.
Südwestdeutselier Gauverband ehern. Freier
Studenten.
(Vorort: Mannheim-Heidelber g.)
Generalversammlung des Verbandes. Die General-
versammlung findet den 13. und 14. Januar in Heidel-
berg (nicht Mannheim, wie in Aussicht genommen war)
statt. Nach § 11 der Satzungen wird mit ihr eine
freistudentische Konferenz verbunden sein.
Tagesordnung der Generalversammlung:
Samstag den 13. Januar 1906, abends 8 h. c. t.:
Zusammenkunft in der Stadthalle (Nebeneingang 3);
Referat des Herrn Rechtspraktikanten P. Thorbecke:
Geschichte der Freien Studentenschaft. (Daran an-
schliessend Diskussion.)
Sonntag, den 14. Januar 1906, vormittags halb
ll Uhr (gleichfalls in der Stadthalle):
1. Geschäftsbericht.
2. Anträge: Statutenänderung.
3. Referat des Herrn Ingenieur Thimm: Stellung
der Freien Studentenschaft zu den Fragen des aka-
demischen Lehens. (Daran anschliessend Diskussion.)
4. Verschiedenes: a) Ausbau der Organisation des Ver-
bandes, b) Vertrag mit Finkenblättern. — An die Versamm-
lung wird sich um 2 Uhr ein gemeinsames Mittagessen in
der Stadthalle anschliessen (tr. Gedeck 1.50 Mk.).
 
Annotationen