Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Winter-Halbjahr 1905/1906.
Nr. 11.
Samstag, 13. Januar 1906.
M#m@ der Uoiversitätu Behörden.
Akademisches Direktorium.
Die akademischen Preisaufgaben für das
Studienjahr 1905/1906 betr.
Die von den fünf Fakultäten für das Studienjahr
1905/1906 aufgestellten Preisaufgaben werden nachstehend
zur Kenntnis der Herren Studierenden gebracht:
Von der theologischen Fakultät:
„Bei der Untersuchung der sogenannten Gefan-
genschaftsbriefe des Apostels Paulus sind von fast
allen Forschern blos die Möglichkeiten in Betracht
gezogen worden, dass die Briefe aus der Gefangen-
schaft in Caesarea oder Rom stammen. Die Fakul-
tät wünscht
1. eine Prüfung der Hypothese, dass mindestens
der Kolosser-, Philemon- und Epheserbrief wahr-
scheinlicher aus einer Gefangenschaft des Paulus
in Ephesos stammen,
2. eine Darlegung der Tragweite dieser Hypo-
these für die Paulusforschung."
Von der juristischen Fakultät:
„Der Umfang der Pflicht zur Wahrung des Be-
rufsgeheimnisses gemäss § 300 des Reichsstrafgesetz-
buches."
Von der medizinischen Fakultät:
„Es werden Untersuchungen über das Vorkom-
men von peptonartigen Stoffen in den tierischen Ge-
weben verlangt."
Von der philosophischen Fakultät:
I. Aus der indogermanischen Sprachwissen-
schaft:
„Die Gradationsbildungen der griech. Sprache,
Komparativ, Superlativ und Ordinalzahlen, sollen
nach dem Gesichtspunkt ihrer historischen Bezeugung
und ihrer etymologischen und morphologischen Be-
schaffenheit erörtert und zusammenhängend darge-
stellt werden."
II. Aus der romanischen Philologie:
„Darstellung der Bedingungen, nach denen sich
im Provenzalischen Schwund oder Erhaltung der un-
betonten Vokale (in der Ultima, in der Penultima
und vortonig im Wortinnern) regeln."
III. Aus der politischen Oekonomie:
„Es,oll die Entwicklung der Personentarife auf
den badischen Bahnen unter besonderer Berücksich-
tigung ihrer volkswirtschaftlichen Wirkungen dar-
gelegt werden."
Von der naturwissenschaftlich-mathematischen
Fakultät:
„Die bei der schriftgranitischen Verwachsung
von Quarz und Feldspatli auftretenden Gesetzmässig-
keiten sollen festgestellt und die Beziehungen dieser
Verwachsung zu den granophyrischen und mikro-
pegmatitischen Bildungen untersucht werden."
Die allgemeinen Bedingungen der Konkurrenz sind:
a) der Verfasser muss zur Zeit der Uebergabe seiner
Abhandlung noch hiesiger akademischer Bürger sein;
b) die Abhandlungen sind längstens bis zum 15. Ok-
tober 1906 auf dem Universitäts-Sekretariat abzugeben;
c) der Name des Verfassers muss in einem versiegelten
Umschlag enthalten sein, welcher gleich wie die Abhandlung
mit einem Motto überschrieben ist;
d) die übergebene Abhandlung darf nicht von der Hand
des Verfassers geschrieben sein; wohl aber wird deutliche
und leserliche Schrift verlangt.
Sodann ist gemäss den Bestimmungen der Hofrat
Moos'schen Stipendien-Stiftung von dem Direktor der
Ohrenklinik als Preisfrage aufgestellt und von der medi-
zinischen Fakultät das Thema genehmigt worden:
„Die durch die Paukenhöhle und deren pneu-
matische Nebenräume verlaufenden Nerven, Sehnen,
Bänder und Schleimhautfalten unterliegen im Einzel-
falle grossen Variationen, die sicher für die verschie-
dene Verlaufsweise entzündlicher Prozesse sehr wich-
tig, aber bisher noch ungenügend beschrieben sind.
Es wird deshalb gewünscht, dass eine Reihe
normaler, eventuell auch geeigneter pathologischer
Paukenhöhlen bezüglich dieser Variationen und ihrer
topographischen Bedeutung eingehend und namentlich
an mikroskopischen Schnittserien untersucht werde."
Bearbeitungen sind bis zum 1. Mai 1907 auf dem
Universitäts-Sekretariat abzugeben.
Heidelberg, den 22. November 1905.
Der Prorektor:
Curtius.
Engerer Senat.
Der Plan des Engeren Senates, unserer hiesigen Stu-
dentenschaft eine Turnhalle zur Benutzung freizustellen, bat
von allen Seiten freudige Zustimmung gefunden. Die aus
privaten Mitteln uns hochherzig zur Verfügung gestellte Summe
verwenden wir demnach in der Weise, dass den verehrlichen
Kommilitonen die bei der Volksschule in der Plöck, gegen-
über der neuen Bibliothek, belegene Turnhalle, in welcher
sich zwei Säle über einander befinden, vom 1. Januar 1906
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Winter-Halbjahr 1905/1906.
Nr. 11.
Samstag, 13. Januar 1906.
M#m@ der Uoiversitätu Behörden.
Akademisches Direktorium.
Die akademischen Preisaufgaben für das
Studienjahr 1905/1906 betr.
Die von den fünf Fakultäten für das Studienjahr
1905/1906 aufgestellten Preisaufgaben werden nachstehend
zur Kenntnis der Herren Studierenden gebracht:
Von der theologischen Fakultät:
„Bei der Untersuchung der sogenannten Gefan-
genschaftsbriefe des Apostels Paulus sind von fast
allen Forschern blos die Möglichkeiten in Betracht
gezogen worden, dass die Briefe aus der Gefangen-
schaft in Caesarea oder Rom stammen. Die Fakul-
tät wünscht
1. eine Prüfung der Hypothese, dass mindestens
der Kolosser-, Philemon- und Epheserbrief wahr-
scheinlicher aus einer Gefangenschaft des Paulus
in Ephesos stammen,
2. eine Darlegung der Tragweite dieser Hypo-
these für die Paulusforschung."
Von der juristischen Fakultät:
„Der Umfang der Pflicht zur Wahrung des Be-
rufsgeheimnisses gemäss § 300 des Reichsstrafgesetz-
buches."
Von der medizinischen Fakultät:
„Es werden Untersuchungen über das Vorkom-
men von peptonartigen Stoffen in den tierischen Ge-
weben verlangt."
Von der philosophischen Fakultät:
I. Aus der indogermanischen Sprachwissen-
schaft:
„Die Gradationsbildungen der griech. Sprache,
Komparativ, Superlativ und Ordinalzahlen, sollen
nach dem Gesichtspunkt ihrer historischen Bezeugung
und ihrer etymologischen und morphologischen Be-
schaffenheit erörtert und zusammenhängend darge-
stellt werden."
II. Aus der romanischen Philologie:
„Darstellung der Bedingungen, nach denen sich
im Provenzalischen Schwund oder Erhaltung der un-
betonten Vokale (in der Ultima, in der Penultima
und vortonig im Wortinnern) regeln."
III. Aus der politischen Oekonomie:
„Es,oll die Entwicklung der Personentarife auf
den badischen Bahnen unter besonderer Berücksich-
tigung ihrer volkswirtschaftlichen Wirkungen dar-
gelegt werden."
Von der naturwissenschaftlich-mathematischen
Fakultät:
„Die bei der schriftgranitischen Verwachsung
von Quarz und Feldspatli auftretenden Gesetzmässig-
keiten sollen festgestellt und die Beziehungen dieser
Verwachsung zu den granophyrischen und mikro-
pegmatitischen Bildungen untersucht werden."
Die allgemeinen Bedingungen der Konkurrenz sind:
a) der Verfasser muss zur Zeit der Uebergabe seiner
Abhandlung noch hiesiger akademischer Bürger sein;
b) die Abhandlungen sind längstens bis zum 15. Ok-
tober 1906 auf dem Universitäts-Sekretariat abzugeben;
c) der Name des Verfassers muss in einem versiegelten
Umschlag enthalten sein, welcher gleich wie die Abhandlung
mit einem Motto überschrieben ist;
d) die übergebene Abhandlung darf nicht von der Hand
des Verfassers geschrieben sein; wohl aber wird deutliche
und leserliche Schrift verlangt.
Sodann ist gemäss den Bestimmungen der Hofrat
Moos'schen Stipendien-Stiftung von dem Direktor der
Ohrenklinik als Preisfrage aufgestellt und von der medi-
zinischen Fakultät das Thema genehmigt worden:
„Die durch die Paukenhöhle und deren pneu-
matische Nebenräume verlaufenden Nerven, Sehnen,
Bänder und Schleimhautfalten unterliegen im Einzel-
falle grossen Variationen, die sicher für die verschie-
dene Verlaufsweise entzündlicher Prozesse sehr wich-
tig, aber bisher noch ungenügend beschrieben sind.
Es wird deshalb gewünscht, dass eine Reihe
normaler, eventuell auch geeigneter pathologischer
Paukenhöhlen bezüglich dieser Variationen und ihrer
topographischen Bedeutung eingehend und namentlich
an mikroskopischen Schnittserien untersucht werde."
Bearbeitungen sind bis zum 1. Mai 1907 auf dem
Universitäts-Sekretariat abzugeben.
Heidelberg, den 22. November 1905.
Der Prorektor:
Curtius.
Engerer Senat.
Der Plan des Engeren Senates, unserer hiesigen Stu-
dentenschaft eine Turnhalle zur Benutzung freizustellen, bat
von allen Seiten freudige Zustimmung gefunden. Die aus
privaten Mitteln uns hochherzig zur Verfügung gestellte Summe
verwenden wir demnach in der Weise, dass den verehrlichen
Kommilitonen die bei der Volksschule in der Plöck, gegen-
über der neuen Bibliothek, belegene Turnhalle, in welcher
sich zwei Säle über einander befinden, vom 1. Januar 1906