Nr. 23
HEIDELBERGER
1844,
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Vulliemin: Geschichte der Eidgenossen. Th. 11.
(Beschluss.)
In den Cantonen würde es nützlich seyn, die Obern
bisweilen zu bewirthen; denn man liebe dergleichen Aufmerk-
samkeiten und Ehrenbezeugungen perehe vogliono sopra tutto
esser accarezzati e honoraii“). — Das dermalige Ueberge-
wicbt der Protestanten beruhe hauptsächlich auf der Ein-
tracht; diese müsse man daher um jeden Preis zu untergraben
trachten, sey es durch L o c ali ater essen oder andere Mittel.
Wem es gelinge, der werde einen wahrhaften Meister streich
(colpo da maestro) vollführen, so unwahrscheinlich ein Ausgang
der Art auch einstweilen erscheine. Katholische wie Irr-
gläubi ge hielten viel auf gemeine, weltliche Freiheit. Der-
gleichen Rücksichten dürfe aber die Nuntiatur nicht nehmen; ihr
einziges Ziel sey die Ausrottung der Ketzerei. Der heilige
Stuhl kümmere sich wenig darum, ob das Schweizer-
land eine Republik bleibe (hört!) oder unter die Herr-
schaft eines Fürsten komme; es liege ihm nur daran, dass
der ketzerische Theil wieder katholisch werde. Die
dermaligen Könige gebrauchten überdies die Religion nur als
ein Mittel, um ihre Staatsentwürfe zu beschönigen („per
colorire i loro interessi di stato“). Bei etwanigen Collisionen der
auswärtigen Diplomatik müsse die Gesandtschaft vor allem den
Nutzen des Hauses Oesterreich fördern; denn dieses vertei-
dige mit Eifer die Römische Kirche und breite das päpstliche An-
sehen (l’autorita pontificia) aus. —Auch dürfe man nie den Grund-
satz vergessen, dass die Schweizer den Krieg im fremden, dem
Frieden im eigenen Hause liebten, und müsse deshalb mit den
von Katholischen wie Protestanten misstrauisch beobachteten Herzog
von Savoyen in keinen öffentlichen Verkehr treten (s. Instruzione
k Monsignor Maldeschi, Nuntio in Suissa v. J. 1665. bei Bal-
thasar II, 165 sqq.). Schliesslich möge man gute Spione halten
XXXVII. Jahrg. ä. Doppelheit. 23
HEIDELBERGER
1844,
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Vulliemin: Geschichte der Eidgenossen. Th. 11.
(Beschluss.)
In den Cantonen würde es nützlich seyn, die Obern
bisweilen zu bewirthen; denn man liebe dergleichen Aufmerk-
samkeiten und Ehrenbezeugungen perehe vogliono sopra tutto
esser accarezzati e honoraii“). — Das dermalige Ueberge-
wicbt der Protestanten beruhe hauptsächlich auf der Ein-
tracht; diese müsse man daher um jeden Preis zu untergraben
trachten, sey es durch L o c ali ater essen oder andere Mittel.
Wem es gelinge, der werde einen wahrhaften Meister streich
(colpo da maestro) vollführen, so unwahrscheinlich ein Ausgang
der Art auch einstweilen erscheine. Katholische wie Irr-
gläubi ge hielten viel auf gemeine, weltliche Freiheit. Der-
gleichen Rücksichten dürfe aber die Nuntiatur nicht nehmen; ihr
einziges Ziel sey die Ausrottung der Ketzerei. Der heilige
Stuhl kümmere sich wenig darum, ob das Schweizer-
land eine Republik bleibe (hört!) oder unter die Herr-
schaft eines Fürsten komme; es liege ihm nur daran, dass
der ketzerische Theil wieder katholisch werde. Die
dermaligen Könige gebrauchten überdies die Religion nur als
ein Mittel, um ihre Staatsentwürfe zu beschönigen („per
colorire i loro interessi di stato“). Bei etwanigen Collisionen der
auswärtigen Diplomatik müsse die Gesandtschaft vor allem den
Nutzen des Hauses Oesterreich fördern; denn dieses vertei-
dige mit Eifer die Römische Kirche und breite das päpstliche An-
sehen (l’autorita pontificia) aus. —Auch dürfe man nie den Grund-
satz vergessen, dass die Schweizer den Krieg im fremden, dem
Frieden im eigenen Hause liebten, und müsse deshalb mit den
von Katholischen wie Protestanten misstrauisch beobachteten Herzog
von Savoyen in keinen öffentlichen Verkehr treten (s. Instruzione
k Monsignor Maldeschi, Nuntio in Suissa v. J. 1665. bei Bal-
thasar II, 165 sqq.). Schliesslich möge man gute Spione halten
XXXVII. Jahrg. ä. Doppelheit. 23