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336

Kirchliche Zustände.

ist auch sein Gottesdienst nur Form und zwar einförmiger Me-
chanismus. Das musste freilich mit einem Jesuitischen Mäntelchen ver-
deckt werden, daher die schlaue Wendung, von welcher Ref. nicht weiss,
ob Herr Wiggers sie selbst erfunden oder nur seinen Quellen ent-
nommen hat. Jedenfalls ist sie ganz im Sinne derselben. Ref. gehört
zu denjenigen, welche die Beibehaltung gewisser feststehenden liturgischen
Formeln beim Gottesdienst für ebenso wohlthätig und erhebend als noth-
wendig erkennen, aber er ist zugleich der Ueberzeugung, dass dabei
grosse Behutsamkeit und Beschränkung erforderlich ist, damit der freieren
Bewegung keine grösseren Hindernisse entgegengesetzt werden, als zur
allgemeinen Einheit des Ganzen und zur wahren Erbauung nöthig sind;
dass diese aber durch blosse oder überhäufte Formeln nicht wahrhaft
gefördert werden kann, beweisst schon der einfache Umstand., dass unter
den Deutschen herbeten und nachbeten allgemeine Ausdrücke für
geistloses Herplappern überhaupt geworden sind. Das wäre nicht möglich
gewesen, wenn das blosse Wiederholen kirchlicher Formeln wirk-
lich einen tieferen Eindruck auf die Gemüther der Menge zu machen ver-
mocht hätte.
Wenn dann weiter der reiche Schatz von gediegenen, in wahr-
haft kirchlichem Geiste abgefassten Formularen, in ähn-
licher Weise, wie diess bei Tyrrell geschieht, gerühmt wird: so wollen
wir nur zur kurzen Bezeichnung dieses wahrhaft kirchlichen Geistes, wie
derselbe aus der englischen Kirche hervorspricht, auf das letzte Formular
des Book of Common Prayer verweisen. Dieses enthält eine Drohung
nebst gewissen Gebeten, die am ersten Tage in der Fasten und zu andern
Zeiten, nach Gutbefmden des Bischofes, zu gebrauchen sind. Nach dem
Morgengebete tritt der Geistliche vor und spricht:
„Meine Brüder! Es gehörte zu der in der ersten (??) Kirche herr-
schenden frommen Zucht, dass solche Personen, die eines groben Vergehens
schuldig gefunden worden, im Anfänge der Fasten öffentlich Kirchenbusse
thun mussten, und in dieser Welt gestraft wurden, damit ihre Seelen
bis zum Tag des Herrn erhalten werden und andere durch ihr Beispiel
gewarnt, sich desto ernstlicher vor der Sünde hüten möchten.

(Fortsetzung folgt.)
 
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