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724 Busch: Das Geschlechtsleben des Weihes.
des männlichen, aus- welchem Grunde die Bemühungen des Arztes öfter
mit Erfolg gekrönt werden. Die Tenacitas vitae des Weibes ist
bekannt. — Der Organismus tritt bei dem Weibe mit jedem localen
Krankheitsprocesse in eine innige Wechselwirkung; die Gegenwirkung
erfolgt schneller und ist, obgleich weniger intensiv, doch häufiger als
bei dem Manne entwickelt; es treten vielfache Sympathien auf, und die
Beschaffenheit des Gesammtorganismus erfordert demnach in therapeuti-
scher Hinsicht eine besondere Berücksichtigung. Ausserdem wird diese
durch die Geschlechtsverhältnisse so manchfaltig und so bedeutend ver-
ändert, dass eine Vernachlässigung dieser Rücksicht zu grossen Irrthü-
mern verleiten würde. Eine Krankheit bei dem schwangeren Weibe er-
heischt häufig eine ganz andere Behandlung, als bei einem nichtschwan^
geren oder im Wochenbette, oder zur Zeit der Menstruation. Die Lehre,
dass eine jede Krankheitsform unter verschiedenen Verhältnissen eine ver-
schiedene Behandlung erfordere, gilt besonders für die Weiberkrankhei-
ten. Hier reicht eine genaue Diagnose der Krankheitsform nicht aus,
der zarte Organismus des Weibes, die Geschlechtseigenthümlichkeiten des-
selben, machen eine umsichtige Beachtung aller Verhältnisse, in denen
sich dasselbe befindet, nothwendig. Diess ist den erfahrenen Frauenärz-
ten hinlänglich bekannt, und sie wissen recht gut, dass sie sich in der
Behandlung mit einer wissenschaftlichen Empirie begnügen müssen. — In
vielen Krankheiten der Frauen, und vorzugsweise in jenen, welche mit
dem Geschlechtsvermögen derselben in naher Beziehung stehen, kann der
Arzt oft nur Linderung verschaffen, oder er muss indirect durch Umstim-
mung des Gesammtorganismus die Krankheit zu bekämpfen suchen.
Zweites Kapitel. Von der Einwirkung der verschiedenen Heil-
methoden auf den weiblichen Organismus. Hier geht der Herr Verf.
mit grossem Scharfsinn die verschiedenen allgemeinen Heilmethoden in
ihrer Anwendung bei dem weiblichen Geschlechte durch und weist die
Modifikationen nach, die solche bei dem Weibe erfordern. Die Verbin-
dung verschiedener Heilmethoden miteinander wird bei Frauen um so
eher nothwendig, als keine derselben mit gleicher Energie wie bei dem
Manne durchgeführt werden kann und darf.

(Schluss folgt,
 
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