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Wocel: Böhmische Alterthumskunde.

S. 17.} — auf dem richtigen Wege, da er die alt-slawischen Dichtungen
Libusin saud (Vielleicht aus dem IX. Jahrh.} und die noch aus der heid-
nischen Zeit Böhmens stammenden Dichtungen der Handschrift von Königin-
hof Jelen, Zaboj, Sla^voi a Lu deck, Oe st mir a Wlaslaw
und Zbyhon zu Rathe zieht. Hier findet er nun den Streithammer
von Stein und Eisen (letzterer, wohl zu merken, nur aus den spätem
Dichtungen Libusin saud und Zbyhon}, Speer und Lanze, den drei-
Käutigen Schild, geheiligte Gefässe, Opferschmaus bei Lei-
chenbegängnissen, Brandopfer. — Es wäre also wenigstens
dargetlian, sämmtliche Gräber den Slawen zu vindiciren, mit Ausnahme
der mit Broncewaffen versehenen, welches Metall nicht erwähnt wird. —
Ob aber nicht die Bestattungsweise für ein Volk insbesondere
spricht? — Nein, denn aus den gleichzeitigen Gedichten Cestmir a Wl.
und Jelen ist p. 59 dargetlian, dass bei den Slawen eben so gut beide
Arten, der L e ic h e ijbr a n d und das Begräbniss neben einander vor-
kamen, wie auch deutsche Gräber sich zeigen, obwohl Tacitus vom
Verbrennen der Leichen spricht, und auch bei den Kelten beides
wahrscheinlich wird, wiewohl nach den Beobachtungen Schreiber’s
bei diesem Volke nur Beerdigung stattfand (Vergl. Battissier, Eiern,
d’archeol. nat. p. 172. II arrive aussi que les cendres du defunt occu-
paient le centre de faire du tumulus}. Auch die Angabe von Schrei-
ber, auf dessen Arbeiten der Verf. nach Gebühr Rücksicht nimmt, dass
die Steinwaffe, der Donnerkeil das charakteristische Kennzeichen germa-
nischer Gräber sey, wird von diesem zwar durch die Erwähnung des
zum Wurf geeigneten Hammers in slawischen Gedichten eingeschränkt;
— wie uns aber dünkt, nicht mit vollem Rechte, denn das Material, aus
welchem er besteht, ist in keiner Stelle jener Gedichte angegeben. Wenn
vollends der Verf. meint j die in Polen gefundenen steinernen Keile zeu-
gen gegen Schreiber, weil nie ein deutscher Stamm dorthin gekom-
men, so hat er wohl nicht bedacht, welchen Weg die deutschen Stämme
(schon nach der geographischen Lage, dann aber auch positiv durch
Schafarik nachgewiesen} von der Ostsee zum schwarzen Meere ge-
nommen haben. —

(Schluss folgt.)
 
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