Nr. 36. HEIDELBERGER 1369.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch - medizinischen
Vereins zu Heidelberg.
Mittheilung des Herrn Dr. N. J. C. Müller betreffend
»Untersuchungen über die Diffusion der Gase im
Pflanzenblatt und die Bedeutung der Spaltöffnungen«
am 6. August 1869.
(Das Munuscript wurde sofort eingereicht.)
Bei der Betrachtung der Bewegung eines Gastheilchens der
Atmosphäre in dem Innern des Pflanzenblattes wird man ausgehen
müssen von der Untersuchung der anatomischen Verhältnisse des
Blattes. — Die Oberfläche desselben ist an manchen Stellen eine
vollständig geschlossene Membranfläche, an anderen dagegen ist
sie unterbrochen von eigenthümlichen Intercellularräumen (Spalt-
öffnungen), welche die Mündungen der im Innern des Blattes be-
legenen Lufträume darstellen. Es ist bekannt, dass diese luftfüh-
renden Intercellularräume des Innern unter sich und durch die
Spaltöffnungen mit der Atmosphäre communiciren. Es ist weiter
bekannt, dass die Spalten in Folge äusserer Einflüsse bald geöffnet,
bald geschlossen sind. Sind sie geschlossen, dann werden Gas-
theilchen aus der Atmosphäre in einen luftführenden Interceliular-
raum nur gelangen können, nachdem sie die Membranflächen der
Epidermis und deren flüssige Zellinhalte auf dem Wege der Lösung
passirt haben. Sind die Spalten aber offen, dann werden aller
Voraussicht nach Gastheilchen in Folge ihrer Wärmebewegung aus
der Atmosphäre in den lutercellularraum oder aus diesem in die
Atmosphäre gelangen; andere Gastheilchen und zwar solche, welche
nicht auf den Spalt stossen, werden wie im ersten Fall auf der
Aussenfläche der continnirlichen Epidermis auftreffen und in die
Membran eindringen oder zurückfliegen Betrachten wir das Zell-
gewebe im Innern des Blattes ehe wir die Aufgaben für den Ex-
perimentator aus den anatomischen Verhältnissen herleiten, so fin-
den wir, dass die Oberfläche der im Haushalte der Natur wichtig-
sten Zellen, der chlorophyllführenden Assimilatoren sich zu der
Binnenluft der Intercellularräume gerade so verhält, wie die con-
tinnirliche äussere Epidermismembran zu der Atmosphäre, welche
das Blatt umspült, dass mithin das Diffusions- oder Absorptions-
areal der Assimilatoren gleich der Oberfläche der luftführenden
Intercellularräume ist.
LXII Jahrg. 8. Heft. 3ß
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch - medizinischen
Vereins zu Heidelberg.
Mittheilung des Herrn Dr. N. J. C. Müller betreffend
»Untersuchungen über die Diffusion der Gase im
Pflanzenblatt und die Bedeutung der Spaltöffnungen«
am 6. August 1869.
(Das Munuscript wurde sofort eingereicht.)
Bei der Betrachtung der Bewegung eines Gastheilchens der
Atmosphäre in dem Innern des Pflanzenblattes wird man ausgehen
müssen von der Untersuchung der anatomischen Verhältnisse des
Blattes. — Die Oberfläche desselben ist an manchen Stellen eine
vollständig geschlossene Membranfläche, an anderen dagegen ist
sie unterbrochen von eigenthümlichen Intercellularräumen (Spalt-
öffnungen), welche die Mündungen der im Innern des Blattes be-
legenen Lufträume darstellen. Es ist bekannt, dass diese luftfüh-
renden Intercellularräume des Innern unter sich und durch die
Spaltöffnungen mit der Atmosphäre communiciren. Es ist weiter
bekannt, dass die Spalten in Folge äusserer Einflüsse bald geöffnet,
bald geschlossen sind. Sind sie geschlossen, dann werden Gas-
theilchen aus der Atmosphäre in einen luftführenden Interceliular-
raum nur gelangen können, nachdem sie die Membranflächen der
Epidermis und deren flüssige Zellinhalte auf dem Wege der Lösung
passirt haben. Sind die Spalten aber offen, dann werden aller
Voraussicht nach Gastheilchen in Folge ihrer Wärmebewegung aus
der Atmosphäre in den lutercellularraum oder aus diesem in die
Atmosphäre gelangen; andere Gastheilchen und zwar solche, welche
nicht auf den Spalt stossen, werden wie im ersten Fall auf der
Aussenfläche der continnirlichen Epidermis auftreffen und in die
Membran eindringen oder zurückfliegen Betrachten wir das Zell-
gewebe im Innern des Blattes ehe wir die Aufgaben für den Ex-
perimentator aus den anatomischen Verhältnissen herleiten, so fin-
den wir, dass die Oberfläche der im Haushalte der Natur wichtig-
sten Zellen, der chlorophyllführenden Assimilatoren sich zu der
Binnenluft der Intercellularräume gerade so verhält, wie die con-
tinnirliche äussere Epidermismembran zu der Atmosphäre, welche
das Blatt umspült, dass mithin das Diffusions- oder Absorptions-
areal der Assimilatoren gleich der Oberfläche der luftführenden
Intercellularräume ist.
LXII Jahrg. 8. Heft. 3ß