Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hamberger: Physica sacra.

659

schiedene, obgleich eines gemeinsamen Ursprungs mit ihm theil-
hafte Natur — die Natur d. h. die lautere Kraft, deren Vermö-
gen der Geist seinerseits zu verwirklichen und auszugestalten hat
und deren Verkommenheit sich als die Materie uns darstellt; so-
fern in und an den himmlischen Gebilden die Herrschaft des Geistigen
hervortritt, sind sie ebendesshalb eine vergeistigte Leiblichkeit; himm-
lisch aber heisst die Leiblichkeit sofern die darin zur Ausgestaltung ge-
langende Idee eine geradezu von Gott gewollte ist: und solche Leiblich-
keit kommt, wie der Herr Verfasser angibt, nicht nur Gott selbst zu, son-
dern himmlischer Art waren alle leiblichen Gebilde, wie sie ursprünglich
aus der Schöpferhand hervorgegangen ; zur himmlischen Herrlichkeit ist
das irdische Wesen, in welchem der Heiland auf Erden erschienen
war, erhöht worden; ein Himmlisches ist es, das uns im Sacra-
ment dargeboten wird, und zu himmlischer Klarheit und Schönheit
soll dereinst das jetzt materielle Weltall erhoben werden.
Die Schwierigkeiten, welche den Gedanken der himmlischen
Leiblichkeit umgeben, verbergen sich dem Herrn Verfasser nicht;
ja derselbe bekennt, dass er dem Leser nichts Geringeres zumuthe
als Etwas für real anzunehmen, was über den dermaligen Be-
reich der äusseren nicht nur sondern selbst der inneren Anschauung
hinausgehe. Abei’ er zeigt auch, dass jener Gedanke, wenn schon
der Blick durch die Sünde verdunkelt worden, doch seine Wurzel
im Innern des Menschen nicht verloren habe : die in uns liegende
Gottähnlichkeit sei der Punkt, in welchen die himmlische Welt
noch theilweise hereinleuchte, und die Ahnung, welche von hier
aus erweckt und genährt werde, gedeihe im Fortgänge des Lebens
und seiner Kämpfe mehr und mehr zur Klarheit und Einsicht.
Um jedoch theils die eigenthümliche Art, theils und insbe-
sondere die Anerkennung der Existenz der himmlischen Leiblich-
keit uns näher zu legen, erinnert der Herr Verfasser an gewisse
Phänomene der irdischen Natur, in welchen das Ueberirdische
obschon unvollkommen vorgebildet werde, z. B. an die Durchsich-
tigkeit, welche bei manchen Körpern zu Folge der Gleichartigkeit
ihrer Masse sich finde, oder an Klangfiguren, die ineinander ein-
gehen ohne sich zu zerstören; er erinnert weiterhin an das Kunst-
werk, in welchem bei der ausgeprägtesten körperlichen Gestaltung
die höchste Geistigkeit sich geltend mache, auch an die sittliche
Veredlung des Menschen, mit welcher zugleich der leiblichen
Natur eine Art von Verklärung zu Theil werde; er erinnert end-
lich, dass der Gedanke der himmlischen Leiblichkeit laut dem
Zeugniss der Geschichte dem menschlichen Geschlechte niemals
völlig fremd gewesen ist und namentlich in der christlichen Kirche
Bedeutung und Bestimmtheit gewonnen hat. Dem Zweifel und
den etwaigen Einwürfen des Materialismus, des pantheistischen
Naturalismus, des Spiritualismus und Rationalismus sowie des
Schelling’schen Semipantheismus begegnet er damit, dass er das
Unzulängliche dieser Richtungen selber nachweist. Hinwieder be-
ruft er sich seinerseits auf die uns unmittelbar gewisse Vollkom-
 
Annotationen