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Wuttke: Der deutsche Volksaberglaube,
Namen auf ein Brot und wirft es ins Wasser, so schmimmt es
an den Ort, wo der Ertrunkene liegt (Wetterau. Oberpfalz); man
nimmt ein neugebackenes Brot, schneidet in die untere Rinde ein
Loch und steckt eine angezündete, geweihte Wachskerze hinein
und lässt es auf dem Wasser schwimmen, manchmal lässt man
nur eine Wanne schwimmen (Böhm.).“ Dass ein ähnliches Ver-
fahren auch in England, Irland, der Bretagne, so wie selbst uncer
den nordamerikanischen Indianern Statt findet, habe ich oben
Jahrg. 1865 S. 102 und 1868 S. 83 f. gezeigt. Ein Correspon-
dent der an ersterer Stelle angeführten Notes and Gueries
(Choice Notes p. 42 f.) sucht übrigens das Verfahren auf natür-
liche Weise zu erklären. — II. Die Bosheitszauberei. —
§. 394. „Der Bilwisschneider.“ Ueber diesen Aberglauben sehe
man besonders die schöne Erörterung von Uhland, Schriften zur
Dichtung und Sage 3, 132 ff., woraus unter anderem auch erhellt,
dass Grimm’s Aeusserung (Myth. 441), der Bilwis trete in den
nordischen Mythen gar nicht auf, nicht ganz richtig ist, denn Blindr
inn bölvisi kommt in Helgakv. Hundingsb. II und in der Hro-
mund Greipssonssage vor; füge hinzu Layamon’s Brut 2, 294 ed.
Madden. — §. 396. „Nestelknüpfen, wobei man Brautleute, beson-
ders den Bräutigam, zur Zeugung unfähig macht, indem man wäh-
rend der Trauung einen Knoten knüpft und dann wegwirft.“ S.
hierüber auch F. L. W. Schwartz, Sonne, Mond und Sterne. Berlin
1864 S. 253, Der Knoten findet sich auch sonst in mancherlei
Aberglauben wieder; so heisst es bei Burchard von Worms (siebe
Grimm Myth. I. Aufl. Anh. p. XXXVII: „Cingulum mortui pro
damno alicujus in nodos colligasti“ ; so auch sagt Tylor: „Erinnert
man sich, dass die Tahitier ihre innerlichen Schmerzen Dämonen
zuschreiben, die in ihnen sind und ihre Eingeweide in Knoten bin-
den, so wird es leicht zu verstehen, warum die Lapländer unter
gewissen Umständen keine Knoten in Kleider knüpfen mögen.“
Forschungen über d. Urgcsch. der Menschheit. Deutsche Uebers.
S. 169 f., wo S. 175 auch noch darauf hingewiesen wird, dass der
Flamen Dialis in seine Kleider keinen Knoten knüpfen durfte und
Tylor hinzufügt: „Der blosse Gang der Zeit bewirkt so wenig
Unterschied in dergleichen Dingen, dass ein moderner Missionär
bei einem wilden Stamme sie besser verstehen lernen kann als die
Römer, die sie vor zweitausend Jahren ausübten.“ — §. 407.
„Werwolf.“ Einer Anzeige Defrdmery’s (Journ. Asiat. 1867 vol.
IX p. 409 ff.) von Macrizii de valle Hadramaut Libellus arabice
editus et illustratus. Doctordissert. von Paul Berlin Noskowyj, Si-
lesius. (Bonnael866) entnehme ich folgende Stelle: „Aprbs avoir
dit que le pays de Hadramaut est situd ä l’orient d’Aden, dans
le voisinage de la mer.... qu’il est reputö faire partie de l’Yemen
et que sa ville principale est la forteresse de Chibäm, Makrizy
ajoute quelques details sur les anciens habitants de ce pays. Puis*
il continue ainsi: „„Dans la valide de Hadramaut au voisinage
Wuttke: Der deutsche Volksaberglaube,
Namen auf ein Brot und wirft es ins Wasser, so schmimmt es
an den Ort, wo der Ertrunkene liegt (Wetterau. Oberpfalz); man
nimmt ein neugebackenes Brot, schneidet in die untere Rinde ein
Loch und steckt eine angezündete, geweihte Wachskerze hinein
und lässt es auf dem Wasser schwimmen, manchmal lässt man
nur eine Wanne schwimmen (Böhm.).“ Dass ein ähnliches Ver-
fahren auch in England, Irland, der Bretagne, so wie selbst uncer
den nordamerikanischen Indianern Statt findet, habe ich oben
Jahrg. 1865 S. 102 und 1868 S. 83 f. gezeigt. Ein Correspon-
dent der an ersterer Stelle angeführten Notes and Gueries
(Choice Notes p. 42 f.) sucht übrigens das Verfahren auf natür-
liche Weise zu erklären. — II. Die Bosheitszauberei. —
§. 394. „Der Bilwisschneider.“ Ueber diesen Aberglauben sehe
man besonders die schöne Erörterung von Uhland, Schriften zur
Dichtung und Sage 3, 132 ff., woraus unter anderem auch erhellt,
dass Grimm’s Aeusserung (Myth. 441), der Bilwis trete in den
nordischen Mythen gar nicht auf, nicht ganz richtig ist, denn Blindr
inn bölvisi kommt in Helgakv. Hundingsb. II und in der Hro-
mund Greipssonssage vor; füge hinzu Layamon’s Brut 2, 294 ed.
Madden. — §. 396. „Nestelknüpfen, wobei man Brautleute, beson-
ders den Bräutigam, zur Zeugung unfähig macht, indem man wäh-
rend der Trauung einen Knoten knüpft und dann wegwirft.“ S.
hierüber auch F. L. W. Schwartz, Sonne, Mond und Sterne. Berlin
1864 S. 253, Der Knoten findet sich auch sonst in mancherlei
Aberglauben wieder; so heisst es bei Burchard von Worms (siebe
Grimm Myth. I. Aufl. Anh. p. XXXVII: „Cingulum mortui pro
damno alicujus in nodos colligasti“ ; so auch sagt Tylor: „Erinnert
man sich, dass die Tahitier ihre innerlichen Schmerzen Dämonen
zuschreiben, die in ihnen sind und ihre Eingeweide in Knoten bin-
den, so wird es leicht zu verstehen, warum die Lapländer unter
gewissen Umständen keine Knoten in Kleider knüpfen mögen.“
Forschungen über d. Urgcsch. der Menschheit. Deutsche Uebers.
S. 169 f., wo S. 175 auch noch darauf hingewiesen wird, dass der
Flamen Dialis in seine Kleider keinen Knoten knüpfen durfte und
Tylor hinzufügt: „Der blosse Gang der Zeit bewirkt so wenig
Unterschied in dergleichen Dingen, dass ein moderner Missionär
bei einem wilden Stamme sie besser verstehen lernen kann als die
Römer, die sie vor zweitausend Jahren ausübten.“ — §. 407.
„Werwolf.“ Einer Anzeige Defrdmery’s (Journ. Asiat. 1867 vol.
IX p. 409 ff.) von Macrizii de valle Hadramaut Libellus arabice
editus et illustratus. Doctordissert. von Paul Berlin Noskowyj, Si-
lesius. (Bonnael866) entnehme ich folgende Stelle: „Aprbs avoir
dit que le pays de Hadramaut est situd ä l’orient d’Aden, dans
le voisinage de la mer.... qu’il est reputö faire partie de l’Yemen
et que sa ville principale est la forteresse de Chibäm, Makrizy
ajoute quelques details sur les anciens habitants de ce pays. Puis*
il continue ainsi: „„Dans la valide de Hadramaut au voisinage